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Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begann eine Kirchturmglocke zu läuten, aber was er hörte, war nicht der normale, schwere Schlag des Glockenwerks, sondern ein rhythmisches, unendlich dumpfes Wummern und Dröhnen, laut und leise, an- und abschwellend … ein Laut, der kaum noch ein Glockenton, sondern viel mehr das Schlagen eines gigantischen finsteren Herzens zu sein schien.
    Mitternacht …
    Howard erbleichte noch mehr, als er begriff, wie wenig Zeit sie nur gewonnen hatten. Keine Stunde. O nein. Vielleicht nicht einmal Minuten. Sie waren gerade rechtzeitig erschienen um die Katastrophe noch einmal mitzuerleben – und vermutlich darin umzukommen.
    Die Schatten um sie herum wurden mit jedem Gongschlag tiefer und bedrohlicher. Irgendwo hinter ihnen wuchs etwas heran, das gleiche Etwas, das ihren Sprung aufgehalten hatte und sich nun anschickte ihnen auch hierher zu folgen.
    Die Furcht half Howard seine Schwäche zu überwinden. Er eilte auf das Portal zu und nestelte den Schlüssel aus der Tasche, den er immer noch bei sich trug. Seine Finger zitterten so stark, dass er das Schloss immer wieder verfehlte, bis Rowlf ihm nach einigen Sekunden kurzerhand den Schlüssel aus der Hand nahm und die Tür aufsperrte.
    Sie betraten die Eingangshalle. Das Haus lag schon jetzt still und ausgestorben wie das gewaltige Grab da, in das es sich bald verwandeln würde. Bitter starrte Howard auf die mit blühenden Blumen geschriebenen Worte Herzlich willkommen, Mrs. Craven, die einen Großteil der Halle einnahmen. Mary hatte sich wirklich Mühe gegeben, Priscylla einen schönen Empfang zu bereiten und die Hochzeitsnacht für das junge Ehepaar so angenehm wie nur möglich zu gestalten.
    Howard presste die Zähne so fest zusammen, dass sein Kiefer schmerzt. Warum hatte Robert bloß nicht auf ihn gehört? Er hatte ihn gewarnt. Wie sehr hatte er ihn gewarnt, und -
    Aber es war müßig sich jetzt den Kopf über verpasste Chancen zu zerbrechen, und wahrscheinlich war Robert gar keine andere Wahl geblieben. Wer außer ihm war schon vermessen – oder wahnsinnig – genug sich gegen die Vorsehung aufzulehnen?
    Er entdeckte eine Anzahl dunkler, feuchter Flecken auf dem Teppich, die in halber Höhe der Treppe begannen und nach oben führten. Er deutete in die Richtung und gab Rowlf zu verstehen, nur ja keinen überflüssigen Laut zu machen. Auf Zehenspitzen begannen sie die Stufen hinaufzusteigen, dabei wäre ihre Vorsicht wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen. Jedes Geräusch wurde vom Heulen des Windes übertönt, der um das Haus tobte und immer mehr an Kraft zunahm.
    Dann traf die erste wirkliche Sturmbö das Haus und ließ es wie unter einem Hammerschlag erbeben. Die Treppe unter ihren Füßen wankte wie das Deck eines Schiffes auf hoher See. Rowlf rief ihm erschrocken etwas zu, aber seine Worte gingen in dem gewaltigen Krachen eines Donnerschlages unter, der das Haus in seinen Grundfesten erbeben ließ.
    Und plötzlich wurde es hell. Unerträglich hell. Glas splitterte und über ihnen schien eine neue Sonne aufzulodern. Das gleißende Licht ließ Howard stöhnend die Augen schließen.
    Der Blitz!
    Es war der erste der Blitze, der in das Haus einschlug, und plötzlich wusste Howard auch, dass sie Robert und Priscylla in der Bibliothek finden würden – wo Priscylla gerade damit begonnen hatte, die SIEBEN SIEGEL DER MACHT zu brechen!
    Robert selbst hatte es vor gerade erst zwei Wochen in einer Vision miterlebt und ihm davon berichtet; und nun wurde diese Vision Wirklichkeit – nur mit dem Unterschied, dass das furchtbare Geschehen diesmal nicht im allerletzten Moment enden würde. Es lag allein an ihnen, den verhängnisvollen Kreis zu durchbrechen.
    Wieder ertönte ein ungeheuerlicher Donnerschlag und eine halbe Sekunde später eine krachende Explosion, als der zweite Blitz die Eingangstür zerschmetterte, sich in einem rasend schnellen, Funken sprühenden Zickzack eine flammengesäumte Bahn durch Stein und Holz und Glas brannte und kaum einen Yard von der Treppe entfernt ein gewaltiges, rauchendes Loch in die Mauer schlug.
    Rowlf schrie auf, prallte entsetzt zurück und starrte aus hervorquellenden Augen auf die glühende Linie aus purer Energie, die sich durch die Halle wand, Hitze und Licht und ein fürchterliches elektrisches Zischen verbreitend.
    »Verdammich, H.P., watisdat?«, brüllte er.
    Howard verzichtete auf eine Antwort, rannte weiter – und blieb so abrupt stehen, dass Rowlf von hinten gegen ihn prallte und ihn um ein Haar zu Boden gerissen hätte.
    Vor
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