Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I

Titel: Hexer-Edition 21: Der Sohn des Hexers I
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
gekommen wäre. Sie hätten nicht einmal das längst zu Asche verbrannte Hauptportal erreicht. Wenn die Flammen sie nicht töteten, dann die Luft, die einfach zu heiß war um sie zu atmen.
    »Nimm das«, sagte Howard. »Nur zur Sicherheit.« Er drückte Rowlf einen sechsschüssigen Revolver in die Hand, obwohl er genau wusste, dass ihnen die Waffe nicht viel nützen würde. Dann wandte er sich wieder dem Haus zu.
    »Eine Stunde dürfte reichen, um das Schlimmste zu verhindern«, murmelte er. »Wenn wir Robert rechtzeitig warnen und von hier wegbringen …«
    Er sprach nicht weiter. Wenn … Dieser Wort war ihm noch nie so grausam vorgekommen wie jetzt. Sein letztes Zusammentreffen mit Robert war alles andere als freundschaftlich verlaufen. Es hatte damit geendet, dass ihn Robert aus dem Haus warf. Und auch das war vermutlich ein Teil des Planes der GROSSEN ALTEN gewesen, ein weiterer Faden in dem Netz von Intrigen, Lügen und Täuschungen, in das sie sich immer tiefer und tiefer verstrickt hatten ohne es auch nur zu merken, ein Plan, der nur das eine Ziel gehabt hatte, ihn im entscheidenden Augenblick aus dem Weg zu haben. Er wusste, dass Robert ihm nicht glauben würde. Und es war auch kaum anzunehmen, dass er seine Meinung geändert hatte. Aber nun, mit dem Wissen um die unmittelbare Zukunft, würde Howard nicht mehr zögern, ihn notfalls auch mit Gewalt aus dem Haus zu schaffen, bevor es zum Schlimmsten kam. Wenn schon nicht er selbst, so konnte Rowlf doch in dieser Hinsicht sehr überzeugend sein.
    Aber das war etwas, worüber er sich Gedanken machen konnte, wenn sein Vorhaben gelang und sie Robert rechtzeitig erreichten. Wenn …
    Sein Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an. Howards Augen wurden schmal und seine Hände begannen zu zittern. Seine Lippen formten unhörbare, uralte Worte.
    Und ganz allmählich begann sich die Wirklichkeit zu verändern …
     
    Es war nicht zu sehen oder wirklich zu spüren. Menschliche Sinne waren nicht in der Lage das Wirken jener Mächte zu begreifen, die Howard in diesen Momenten manipulierte. Eigentlich begriff er sie selbst nicht. Er hatte diese Fähigkeit erworben, vor langer, unendlich langer Zeit, und am Anfang hatte er geglaubt, es reiche aus zu wissen, wie man etwas tat, nicht, warum oder was eigentlich. Heute wusste er längst, dass das nicht stimmte. Er wusste, dass seine magische Macht über die Zeit kein Geschenk war, sondern etwas, für das er bezahlen musste, und vermutlich einen Preis, der noch höher war, als er befürchtete. Und was vielleicht noch schlimmer war: Seine eigenen magischen Kräfte hatten schon vor langer Zeit begonnen ihm Angst zu machen. Er kam sich vor wie ein Kind, das eine Schachtel Streichhölzer gefunden hatte und damit herumspielte ohne zu begreifen, dass die hübschen bunten Funken, die es so erfreuten, vielleicht das ganze Haus zu vernichten vermochten. Nur war Howard nicht einmal sicher, ob dieses Feuer nicht vielleicht eines Tages die ganze Welt in Flammen setzen würde. In den letzten Jahren – sehr vielen Jahren, um genau zu sein – hatte er es mehr und mehr vermieden seine unheimlichen Kräfte einzusetzen.
    Nun aber hatte er keine andere Wahl mehr. Und es war ihm auch gleich. Mochte er dieses letzte Aufbegehren gegen das Schicksal mit dem Tod bezahlen – oder Schlimmerem – es spielte keine Rolle. Was zählte, das war Robert und sonst nichts.
    Howard konzentrierte sich weiter. Etwas wie eine mühsame, wellenförmige Bewegung schien durch die Realität zu gehen, als ob Rowlf und er ihre Umwelt plötzlich durch einen dünnen, kristallklaren Wasserspiegel beobachteten, über den ein flüchtiger Windhauch strich. Für einen Augenblick schien die gesamte Szenerie einzufrieren, selbst die Flammen erstarrten und hingen bewegungslos in der Luft.
    Die Zeit war stehen geblieben.
    Schweiß erschien auf Howards Stirn. Nicht genug. Die Zeit ein wenig zu verlangsamen, sie gleichsam zu verbiegen, sodass die Sekunden einen Umweg machten und mit einer winzigen Verspätung ankamen, das war eine Sache. Aber jetzt hatte er sie angehalten.
    Trotzdem: nicht genug.
    Howard stöhnte. Sein Gesicht verzerrte sich und an seiner Stirn begann eine Ader zu pochen, dick und rot wie ein Wurm, der aus seiner Haut herauswollte, und so schnell, als drohe sie jeden Moment zu platzen. Alles verschwamm vor seinen Augen und für einen Moment wurde ihm übel vor Anstrengung.
    Nicht genug.
    Howard presste die Kiefer so heftig zusammen, dass das Blut über seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher