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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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brüllte wie ein todwundes Tier, warf mich herum und versuchte das schreckliche Ding loszulassen, aber es ging nicht.
    Meine Hände brannten.
    Der Schmerz überstieg die Grenzen des Vorstellbaren und stieg weiter, aber ich verlor nicht das Bewusstsein und ich starb auch nicht. Ich sah, wie meine Haut schwarz wurde, mein Fleisch zu brennen begann und sich in großen nassen Blasen von den Knochen schälte, wie die Flammen meine Unterarme hinaufkrochen, aber ich verlor noch immer nicht das Bewusstsein und ich konnte das entsetzliche Ding auch nicht loslassen.
    Und es verwandelte sich weiter.
    Es … wuchs.
    Etwas entstand, wofür ich keine Worte hatte, weil es nichts ähnelte, was ich jemals zuvor gesehen hatte. Etwas unbeschreiblich Entsetzliches, Grauenhaftes.
    Das SIEGEL brach.
    Jetzt.
    Und dann hörte ich Priscylla lachen. Leise, fast perlend, aber unglaublich BÖSE.
    Trotz der unbeschreiblichen Schmerzen sah ich auf und blickte durch einen Schleier von Tränen in das, was einmal ihr Gesicht gewesen war.
    »Du Narr«, sagte sie leise. »Du dummer, romantischer Narr. Hast du es denn immer noch nicht begriffen?«
    »Was?«, stöhnte ich. Ich wusste nicht, woher ich die Kraft nahm überhaupt noch zu sprechen. Meine Hände brannten. Großer Gott, meine Arme standen in Flammen, aber ich konnte noch sprechen!
    »Sie brechen«, kicherte Priscylla. »Begreifst du es noch immer nicht, Robert? Die SIEBEN SIEGEL DER MACHT werden gebrochen. Jetzt!«
    »Aber … wie …«, keuchte ich. »Es sind nur sechs. Wo … wieso …«
    »Nur sechs?« Priscylla lachte, ein meckernder, entsetzlicher Laut, der fast schlimmer war als der Schmerz in meinen Händen.
    »Nur sechs?«, wiederholte sie kichernd. »Ja verstehst du denn immer noch nicht, du Idiot?« sagte sie. »Das siebente SIEGEL – bist Du!«
     
    Der Kutscher jagte seine Tiere auf den wenigen Meilen fast zu Tode und das lag mit Sicherheit nicht nur an dem Trinkgeld, dass Howard ihm in Aussicht gestellt hatte. Jetzt bog der Wagen so abrupt um eine Ecke, dass Howard um ein Haar von der Sitzbank gerutscht wäre. Hastig setzte er sich vollends auf, warf einen besorgten Blick auf das Gesicht der blondhaarigen Frau neben sich und erwiderte ihr mattes Lächeln.
    Trotzdem klang seine Stimme sehr besorgt. »Ich halte es nicht für sehr klug, diesen Umweg zu machen«, sagte er. »Es könnte gefährlich werden für Sie.«
    »Das spielt … keine Rolle«, sagte Shadow mühsam. Ihre Stimme war sehr leise, aber etwas war darin, das Howard schaudern ließ.
    »Es hat mit … Robert zu tun, nicht wahr?«, fragte er stockend. Warum fiel es ihm nur so schwer zu sprechen? Fast war es, als hätte etwas in ihm Angst vor den Antworten, die er auf seine Fragen bekommen konnte.
    Shadow nickte. »Mit ihm und … dem Mädchen«, stöhnte sie.
    Howard registrierte sehr wohl, dass sie nicht Priscylla sagte, obgleich sie ihren Namen sehr wohl wusste.
    »Priscylla?«
    »Priscylla«, bestätigte Shadow. Ein dröhnender Donnerschlag durchbrach die Nacht, wie um ihren Worten noch mehr düsteres Gewicht zu geben. »Sie ist nicht die -«
     
    »- für die du mich hältst, du Narr«, sagte Priscylla kalt. »Ich war es nie.«
    Ein kaltes, unbeschreiblich böses Lächeln glomm in ihren Augen. Ihr Gesicht war …
    Es war unbeschreiblich.
    Sie war die Priscylla, die ich seit Jahren kannte und liebte. Nichts an ihren Zügen hatte sich wirklich verändert. Und doch war sie auch gleichzeitig etwas anderes, etwas Entsetzliches, Fremdes, als schimmerten die Züge einer zweiten, fürchterlichen Kreatur durch die Lücken der Wirklichkeit. Sie war Priscylla und sie war das Ungeheuer.
    »Warum?«, stöhnte ich. Ich konnte kaum mehr sprechen. Etwas saugte die Kraft aus meinem Leib, zehrte an meiner Lebensenergie und ließ mich schwächer werden, mit jeder Sekunde. Die Schmerzen in meinen Händen waren unerträglich. Ein kleiner, aus irgendeinem Grund noch zu logischem Denken fähiger Teil meines Bewusstseins flüsterte mir zu, dass ich eigentlich keine Schmerzen mehr spüren dürfte, weil ich gar kein Recht mehr hatte, am Leben zu sein. Die Verletzungen, die ich erlitten hatte, hätten mich umbringen müssen, auf der Stelle.
    Aber die gleiche unbegreifliche Macht, die meine Lebenskraft aufzehrte, hielt mich auch gleichzeitig am Leben.
    Dann begriff ich, dass es Priscylla war, die beides tat.
    Sie tötete mich, aber sie sorgte auch dafür, dass dieses Sterben nicht zu schnell ging.
    »Wie lange habe ich auf diesen Moment
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