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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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trug sie ein uraltes, verwittertes Buch. Ein Buch, das ich nur zu gut kannte …
    Einen Moment lang betete ich darum, wahnsinnig zu werden.
    Aber selbst diese Gnade blieb mir verwehrt.
    Es war Priscylla, aber sie war auch gleichzeitig etwas anderes. Ein entsetzliches namenloses finsteres DING.
    Ich folgte ihr. Hinter meinem Rücken tobte der unsichtbare Höllensturm weiter gegen das Haus und unter meinen Füßen bebte die Erde. Ein tiefes, unsäglich qualvolles Stöhnen lief durch die Wände des Hauses. Ich spürte die ungeheuren, magischen Energien, die in die Struktur dieses Gebäudes eingebettet waren und die sich aufbäumten wie ein titanisches Raubtier.
    Und versagten.
    Was immer es war, das Priscylla entfesselt hatte, es war stärker.
    Priscylla wandte sich nach rechts und blieb stehen.
    Mein Herz machte einen entsetzten Sprung, als sie sich zu mir herumdrehte und mich ansah. Ihre Augen waren …
    O Gott, ihre Augen!
    Ich durfte nicht in ihre Augen sehen. Nicht in diese entsetzlichen AUGEN!
    »Worauf wartest du, Liebling?«, fragte Priscylla lächelnd. »Es ist Zeit. Komm. Wir müssen in die Bibliothek.«
    Ihre Stimme klang monoton und leiernd, aber von ungeheurem suggestivem Zwang, dem ich mich nicht widersetzen konnte.
    Mechanisch wie eine Puppe setzte ich mich in Bewegung.
    Trotzdem blieb ich Herr meines Bewusstseins. Ich hatte meinen Willen verloren, aber wie, um mich noch mehr zu quälen, hatte dieses entsetzliche DING, in das Priscylla sich verwandelt hatte, mir meine Fähigkeit des freien Denkens belassen.
    Der Traum!
    »Wir müssen in die Bibliothek«, wiederholte Priscylla.
    Es war der Traum. Es waren die Worte, die sie in meinem Traum gesprochen hatte, und mit einem Male begriff ich, dass es kein Traum gewesen war, sondern eine Warnung, eine entsetzliche Vision dessen, was nun geschah.
    In Priscyllas Augen (Augen???) blitzte es spöttisch auf, als lese sie meine Gedanken. Wahrscheinlich tat sie es. Wahrscheinlich hatte sie es vom allerersten Moment an getan. Ein düsteres, unendlich böses Wissen flammte im Blick ihrer leeren Augenhöhlen.
    Ihre Hand machte eine einladende Bewegung. »Komm, Liebling«, sagte sie. »Es ist Zeit.«
    Zeit? Wozu?
    Mit verzweifelter Kraft bäumte ich mich gegen den suggestiven Zwang auf. Aber es war, als versuchte ich eine Springflut mit bloßen Händen aufzuhalten. Das war nicht mehr Priscylla. Das war nicht einmal mehr ein Mensch. Vor mir stand … etwas.
    Etwas Uraltes. Böses. Und ungeheuer Starkes.
    »Priscylla«, wimmerte ich. »Bitte. Du …«
    Priscylla lachte. Es war ein Laut, wie ich ihn niemals zuvor im Leben gehört hatte. »Komm, Liebling«, kicherte sie. »Wehr dich nicht. Es ist so weit.«
    Ihr Gesicht zerfiel. Wurde zu der entsetzlichen Grimasse aus meinem Traum, nur dass es diesmal kein Traum, sondern Realität war, und dass ich nicht einfach daraus erwachen konnte.
    Und ich gehorchte. Meine Arme und Beine bewegten sich ohne mein Zutun. Wie eine Puppe folgte ich ihr in die Bibliothek.
    Es war kein Verdacht mehr gewesen, sondern Gewissheit, und trotzdem schrie ich wie unter Schmerzen auf, als ich sah, wie Priscylla direkt zu den Kamin mit dem Ölbild darüber trat, hinter dem sich der Wandsafe verbarg.
    Und in ihm fünf der SIEBEN SIEGEL DER MACHT.
    Der Albtraum wurde wahr. In jeder Einzelheit.
    Priscylla legte das Buch behutsam auf den Kaminsims, riss das Bild achtlos herunter, blickte die Drehknöpfe dahinter einen Moment lang irritiert an und machte sich dann an den Zahlenschlössern zu schaffen. Dabei murmelte sie ein einzelnes Wort; nein, kein Wort, mehr ein kehliger, unglaublich düster klingender Laut, der etwas in mir sich wie unter Schmerzen krümmen ließ.
    Ich schrie auf. Eisiger Schrecken lähmte mich, ein Grauen, das mir schier den Verstand raubte. Überdeutlich spürte ich die Anwesenheit von etwas ungeheuer Fremdartigem, ungeheuer Bösem, das durch ihren Ruf herbeigelockt worden war. Obwohl sie nur leise gesprochen hatte, schien der düstere Laut von den Wänden widerzuhallen und bei jedem Echo noch an Kraft zu gewinnen.
    Ich durfte nicht mehr länger zögern. Auch wenn Priscylla die Kombination des Safes nicht kannte, wusste ich plötzlich, dass sie ihn öffnen würde. Gott, was war ein Safe gegen ein Wesen von ihrer Macht!
    Und ich hatte all dies ja schon einmal erlebt, in jedem Detail.
    Ich wusste, was geschehen würde. Aber ich wusste auch, dass es einen Unterschied gab: diesmal würde kein Professor Denham auftauchen, um mich im letzten
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