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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Frau, die jeden Moment ihr Baby bekommen kann. Und sie wird sterben, wenn es hier geschieht, klar? Nehmen Sie das verdammte Geld und fahren sie sie ins Hospital. Ich bleibe solange hier. Wenn Sie Ärger mit Ihren Herrschaften kriegen, nehme ich das auf mich.«
    Der Mann zögerte noch immer. Howard schüttelte zornig den Kopf, steckte ihm das Geldbündel kurzerhand in den Kragen und sprang wieder vom Kutschbock. »Folgen Sie mir!«, rief er. Dann rannte er los, ohne noch einen Blick zurück zu werfen.
    Aber seine Rechnung ging auf. Das vierspännige Fahrzeug begann schwerfällig zu wenden, als er wieder bei der blonden Frau angekommen war. Howard wartete ungeduldig, bis der Wagen herangekommen war, riss die Tür auf und drehte sich wieder zu der Schwangeren um. Sie taumelte auf ihn zu, verkrampft, beide Hände auf den Leib gepresst, und mit schweißnassem Gesicht.
    Howard half ihr behutsam in den Wagen einzusteigen, bettete sie vorsichtig auf den plüschbezogenen Bänken und lächelte aufmunternd. »Sie haben es gleich geschafft, Kind«, sagte er. »Der Fahrer wird Sie ins Hospital bringen, wo sich ein Arzt -«
    »Nicht ins … Hospital«, unterbrach ihn die Frau. Ihre Lippen zitterten, aber der Ausdruck in ihren Augen war nicht der von Schmerz, sondern panische Angst. »Zum … Ashton Place«, murmelte sie. »Wir müssen … zu Robert.«
    »Ash -« Howard verstummte. Seine Augen weiteten sich ungläubig. »Wer … wer sind Sie?«, stammelte er.
    »Keine … Zeit«, antwortete die Fremde. »Bitte. Beeilen Sie sich, oder … oder alles war … war umsonst.«
    »Sie werden sterben, wenn Sie nicht ins Hospital kommen«, sagte Howard lahm. Aber irgendwie spürte er, dass das sowieso geschehen würde, und mit der gleichen unerschütterlichen Sicherheit spürte er auch, dass es keine Rolle mehr spielte.
    Er widersprach nicht mehr, sondern zog die Tür hinter sich zu und nannte dem Fahrer die Adresse von Andara-House.
    Es begann zu regnen, als sie losfuhren.
     
    Die Dunkelheit war so vollkommen, als hätte sich eine Glocke aus schwarzem Stahl über die Stadt gestülpt.
    Hinter den Fenstern war nichts mehr. Der Garten, die Mauer, der Platz, die Stadt (die ganze Welt!) waren verschwunden. Fort, als hätte es sie nie gegeben. Der Sturm heulte und tobte weiter um das Haus, aber war jetzt unsichtbar. Ich spürte die Urgewalt der Bösen, die das Gebäude erzittern ließ, spürte das heiße elektrische Zischen der Blitze und hörte das ungeheure Dröhnen und Bersten, mit dem sie einschlugen, nicht sehr weit entfernt.
    Aber ich sah – nichts.
    Mühsam arbeitete ich mich auf die Beine, sah mich im Zimmer um – und erstarrte zum zweiten Mal, als mein Blick auf die Zeiger der Uhr fiel.
    Sie waren stehen geblieben.
    Im gleichen Moment, in dem er zwölfte, endgültige Schlag erklungen war, waren sie erstarrt, als wäre die Zeit selbst stehen geblieben.
    Vielleicht war sie es.
    Vielleicht …
    Vielleicht war …
    Ich wusste es.
    Ich wusste, was das Unwetter bedeutete. Mitternacht. Priscyllas Worte. Ihr entsetzlich falsches Benehmen. Das Beben. Die Schwärze. Das Verschwinden der Sterne.
    Ich hatte es gewusst, noch ehe die Uhr zum zweiten Mal schlug, aber ich hatte mich geweigert es zu begreifen und ich weigerte mich auch jetzt noch.
    Es war unmöglich.
    Es konnte nicht sein, weil es nicht sein durfte.
    Und doch war es wahr.
    Endlos, sicher länger als eine Minute, stand ich so erstarrt da, gelähmt vor Entsetzen und Grauen und unfähig den Blick von den Zeigern der Uhr zu wenden, die stehen geblieben waren, weil – die Zeit stehen geblieben war!
    Dann hörte ich die Schritte.
    Sie waren leise. Nicht wie die eines Menschen, der sich bemühte zu schleichen, aber leise wie von weit, unendlich weit her. Und etwas an ihrem Klang war entsetzlich falsch. Es war irgendwie ein Platschen, ein schreckliches, nasses Geräusch, wie von etwas Großem, unmenschlich Massigem, das sich die Treppe hinunter bewegte.
    Aber außer mir und Priscylla war doch niemand im Haus!
    Langsam, wie unter Zwang und fast gegen meinen Willen, ging ich zur Tür und trat auf den Gang hinaus.
    Es war Priscylla.
    Und auch wieder nicht.
    Sie bewegte sich ein Stück vor mir, langsam, ohne Hast, hoch aufgerichtet und mit starrem Blick – und es war Priscylla, aber ihr Schatten war nicht der eines Menschen und ihre Schritte erzeugten dieses entsetzliche feuchte Schlurfen. Wo sie entlangging, blieben dunkelbraune schmierige Flecken auf dem Teppich zurück. Und unter ihrem Arm
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