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Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod

Titel: Hexer-Edition 20: Hochzeit mit dem Tod
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Gebildes etwas Düsteres wie ein schleichendes Gift in meine Seele stahl. Der Hauch des Bösen kroch auf dürren Spinnenbeinen durch meine Gedanken. Ich wollte den Kopf abwenden, konnte mich aber nicht von dem Anblick losreißen.
    Für Sekunden hielt Priscylla das unmögliche Gebilde regungslos in beiden Händen, dann ließ sie es sinken – unendlich langsam und mit fast andächtiger Behutsamkeit – und bettete es auf den uralten, gegerbten Lederrücken des Buches.
    Auf das NECRONOMICON.
    Auf das sechste SIEGEL!
    Die Erkenntnis traf mich wie ein körperlicher Schlag. Natürlich – das NECRONOMICON! Warum wohl hatte Necron alles daran gesetzt, es in seine Gewalt zu bringen, wie die anderen SIEGEL auch? Wie hatte ich nur so blind sein können!
    Aber das NECRONOMICON ist verschollen!, flüsterte eine verschwindend leise Stimme in meinen Gedanken. Es war in New York, zu Füßen der Freiheitsstatue, im Meer versunken, wohin Howard es geschleudert hatte.
    Und trotzdem kannte ich die Antwort längst. Ich wusste sie schon, als ich das Buch unter Priscyllas Arm gesehen hatte.
    Die Antwort auf ihren Wahnsinn.
    Die Antwort auf all meine schrecklichen Albträume.
    Die Antwort auf … mein Schicksal.
    Priscylla war das Buch. Und das Buch war in ihr. Schon seit über einem Jahr, seit ich sie aus Necrons Gewalt befreit hatte, und wahrscheinlich schon lange vorher.
    Sie hatte gewartet, das war alles. Gewartet, bis ich hirnloser Idiot die anderen SIEGEL aus allen Ländern und Epochen der Erde zusammengeklaubt hatte. Bis sie – nein, bis das NECRONOMICON sich endlich manifestieren und die Kontrolle über die SIEGEL übernehmen konnte.
    Aber noch waren es nur sechs der SIEBEN SIEGEL DER MACHT. Der Kerker der GROSSEN ALTEN konnte noch nicht brechen! Wie ein Ertrinkender klammerte ich mich verzweifelt an diesem einen Gedanken fest, obwohl all meine Sinne mir sagten, dass es geschah. Jetzt, in diesem Moment!
    Unter Priscyllas Händen begannen die SIEGEL zu verschmelzen.
    Es war keine Veränderung, die ich bewusst wahrgenommen hätte, aber ich spürte sie wie die Berührung einer finsteren Hand. Ich schrie vor Entsetzen.
    Die SIEGEL wurden gebrochen!
    »Nein!«, krächzte ich. »Um Gottes willen … Pri, hör auf!«
    Sie beachtete mich nicht einmal, sondern fuhr in ihrem schrecklichen Werk fort. Ich besaß nur sechs der sieben SIEGEL und um die GROSSEN ALTEN zu erwecken, waren alle sieben nötig.
    Und doch geschah es, hier, vor meinen Augen!
    Noch einmal versuchte ich mich hochzustemmen, doch wieder gaben meine Beine unter meinem Gewicht nach.
    Mit der Kraft der Verzweiflung kroch ich auf Priscylla zu.
    Ihr Gesicht war kaum noch zu erkennen, so sehr hatten Wahnsinn und fanatischer Hass es entstellt. Geifer troff von ihren Lippen, und ununterbrochen murmelte sie finster klingende Worte einer längst untergegangenen Sprache.
    Jede Bewegung bereitete mir unvorstellbare Pein, aber mit einer Kraft, von der ich im Nachhinein nicht mehr wusste, woher ich sie nahm, zwang ich mich Zoll um Zoll vorwärts. Es war seltsam, aber je mehr ich mich Priscylla näherte, desto mehr Kraft schien in meinen Körper zurückzukehren.
    Schließlich lag ich vor ihr, so nahe, dass ich sie mit den Händen berühren konnte. Wieso wich sie nicht vor mir zurück? Wieso floh sie nicht? Ein einziger Schritt, ein Tritt, ein Hieb mit dem entsetzlichen Ding, das sich zwischen den Stümpfen ihrer Hände bildete und noch immer weiter wuchs und wuchs, sich formte wie ein entsetzlicher chtonischer Embryo, der das absolute Böse gebären würde, und es war aus.
    Ich starb. Ihr Hieb hatte irgendetwas in mir zerbrechen lassen, das fühlte ich. Der Schmerz wich allmählich einer entsetzlichen Kälte, die meine Beine hinaufkroch und sie lähmte.
    Aber irgendwoher nahm ich noch immer Kraft. Meine Hände packten zu, schlossen sich um ihre Fußgelenke und zerrten daran. Ich fühlte die Berührung, als hätte ich in faulendes nasses Fleisch gegriffen.
    Aber ich ließ nicht los, sondern zerrte mit aller Kraft.
    Und das Unglaubliche geschah.
    Priscylla stürzte.
    Sie wankte, kämpfte einen Moment lang vergebens um ihr Gleichgewicht und stürzte schließlich mit haltlos rudernden Armen nach hinten, wobei sie das SIEGEL fallen ließ.
    Ohne auch nur zu denken, wirbelte ich herum und fing das entsetzliche Gebilde auf. Zu spät erst begriff ich, dass sie genau dies beabsichtigt hatte.
    Meine Hände glitten in weiß glühende Lava.
    Ein unbeschreiblicher Schmerz raste durch meine Arme. Ich
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