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Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Hexer-Edition 18: Endstation Hölle

Titel: Hexer-Edition 18: Endstation Hölle
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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leise Glucksen des Wassers an den Holzbohlen der Stege war jetzt noch zu hören.
    Professor Moriarty beachtete beides kaum. Er eilte weiter, ein dunkler Schatten in der Nacht. Seine Stiefelsohlen markierten seinen Weg: ein leises und regelmäßiges Klacken auf dem groben Kopfsteinpflaster.
    Die erste der beiden brennenden Laternen kam näher. Ihr Licht flackerte, die Flamme rußte – ein deutliches Zeichen, dass die Düse lange nicht gereinigt worden war. Die Feuchtigkeit tat ein Übriges.
    In der Ferne schlug eine Uhr. Die Glocken dröhnten verhalten durch den dichten Nebel. Fast schien es, als wollten die Töne in ihm stecken bleiben.
    Moriarty blieb unter dem Gaslicht stehen und zog seine Taschenuhr hervor. Die goldene Uhrkette blitzte verführerisch im armseligen Licht.
    Noch eine Stunde bis Mitternacht.
    »’n richtiges Novemberwetter. Und dabei ha’m wir erst Oktober«, sagte eine dumpfe Stimme aus der Dunkelheit. Moriarty zuckte zusammen, ließ die Uhr verschwinden und fuhr herum. Sein Mantel klaffte auf, der Stock zeigte nach vorn. Er versuchte zu erkennen, mit wem und wie vielen er es zu tun hatte.
    Aus der finsteren Nebelwand schälte sich eine einzelne Gestalt. Sie schwankte leicht. Ihre Augen glänzten stumpf, flammten dann in jähem Erkennen auf. Die Alkoholfahne des Mannes ließ Übelkeit in Moriarty aufsteigen.
    »Ah, sieh an. Der Pro … Professor persön … lich.« Eine Hand schnellte nach vorn und streckte sich Moriarty verlangend entgegen. »Nur … ’n paar Shilling für ’nen Schnaps, Professor. Ich schweige … auch wie’n Grab. Ich … habe Sie hier … nicht gesehen. Bestimmt nicht!«
    James Moriarty spuckte verächtlich aus. Er war nicht in der Laune, sich mit diesem Säufer abzugeben. Barnley gehörte zu jener Art von heruntergekommenem Gesindel, das seine Großmutter verkaufte, wenn der Erlös für einen Rausch reichte.
    »Du stinkst«, zischte er. »Verschwinde!«
    Der Betrunkene wich ein wenig zurück, aber seine Augen leuchteten heimtückisch auf.
    »Bei … bei Benny’s ha’m sie mich raus … geschmissen. Aber du wirst mi … mich nicht … so schnell … los!«
    Er richtete sich ein wenig auf.
    »Was willst du?«, fragte Moriarty scharf. Die Gaslaterne flammte unter einem Lufthauch ein wenig heller auf und beleuchtete seine Gestalt. Moriarty war groß und hager. Sein Gesicht wirkte eingefallen, die Nase besaß die Form eines Habichtschnabels und der breite Mund mit den schmalen Lippen und das spitz zulaufende Kinn standen in keinerlei Harmonie zueinander. Die kleinen, stechenden Augen gaben dem Gesicht des Professors einen irgendwie bösartigen Zug. Die schwarzen Haare trug er glatt nach hinten gekämmt und die Brauen auf den stark ausgeprägten Augenknochen sahen aus wie dünne Drähte.
    »Geld«, lallte der Betrunkene. »Nur ’n wenig Geld!«
    »Ich gebe dir nichts! Ich habe nichts dabei!«
    Er wandte sich ab und ging weiter. Der Betrunkene brach in verhaltenes, ordinäres Lachen aus. Moriarty stutzte bei diesem Klang. Das Lachen alarmierte ihn. Barnley folgte ihm und holte auf. Im Abstand von drei Yards wankte er neben Moriarty her.
    »Damals, im Mai, da hab’ ich dich … ich meine Sie … erkannt, Professor. Drunten an … der Carron Wharf. Die Sache mi … mit dem Sack, der in der Themse ver … sank. Ja, ja … unsere gute alte Themse. Sie schweigt wie ’n … Grab. Wie ich … Nur, ich hab’ meinen … Preis!«
    James Moriarty blieb so abrupt stehen, dass Barnley zusammenzuckte. Der Stock fuhr zur Seite und deutete auf den Betrunkenen. Moriarty drehte an dem Messingknauf und zog den elfenbeinfarbenen Griff zurück. Eine rasiermesserscharfe Klinge fuhr aus dem Stock; das feine Sirren in der Dunkelheit musste selbst für einen unter Alkohol stehenden Menschen ein Alarmsignal sein.
    »Alles hat seinen Preis!«, sagte er gefährlich leise. »Du sollst den bekommen, der dir zusteht. Aber heute bin ich ausgesprochen gnädig, du Hund. Da!«
    Die Klinge des Stockdegens durchschnitt den Nebel. Die Bewegung war so schnell, dass Barnley nicht reagieren konnte. Er mochte vielleicht ahnen, was Moriarty vorhatte, aber es war bereits zu spät. Die Klinge schlitzte das Wams des Betrunkenen auf und drang ein kleines Stück in seine Brust ein. Barnley schrie auf und warf sich zurück. Er stürzte, fiel hart auf das grobe Pflaster und blieb stöhnend liegen. Sein Hemd färbte sich rot.
    »Mörder!«, ächzte der Mann. »Du Mörder! Ich … werde dich …«
    »Nichts wirst du«,
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