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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kein einziger Stalaktit regnete mehr auf die erschöpften Männer herab, die noch gar nicht begreifen konnten, dass sie diesen letzten Angriff des Satans überlebt hatten.
    Aller Augen richteten sich auf Philippe de Valois, der hochaufgerichtet in der Mitte des Korridors stand und das Auge umklammerte. Seine Gestalt schien wie unter einem inneren Feuer zu erglühen.
    Ein Schrei ertönte, so laut und so schrecklich, dass sich die Männer wimmernd am Boden wälzten, Sand und Steine rieselten von Decken und Wänden. Die ganze Wüstenburg begann zu beben und zu zittern. Feine Risse bildeten sich im kristallinen Gestein und wuchsen in rasender Eile zu breiten, alles verschlingenden Spalten.
    »Schnell! Hinaus!«, übertönte de Valois’ Stimme das infernalische Tosen. »Die Sandrose wird jeden Moment zerfallen!«
     
    Der Schlag war so hart, dass er mich gegen Sill prallen ließ. Halb aneinander geklammert stürzten wir zu Boden, während rings um uns herum Steine und scharfkantige Kristalldolche von der Decke prasselten. Zwei, drei kleinere Splitter trafen mich. Ich fühlte den Schmerz, versuchte ihn zu ignorieren und stemmte mich wieder hoch, beide Hände über den Kopf geschlagen, um nicht von einem tödlichen Kristallgeschoss erschlagen zu werden. Nicht, dass es mir genützt hätte, wäre ich wirklich getroffen worden.
    Das Innere der Sandrose war ein einziges Labyrinth des Grauens. Enge, vielfach gewundene Gänge wie die Fressspuren gigantischer Würmer durchzogen das Gebilde, sich vielfach kreuzend und gabelnd oder in jäh aufklaffenden Abgründen endend. Und überall lagen Tote; Mamelucken und Tempelritter, die auf die entsetzlichsten Weisen ums Leben gekommen waren. Kein einziger war durch ein Schwert oder irgendeine andere Waffe getötet worden. Die Wüstenrose selbst hatte sie attackiert – wie die beiden Ritter, die draußen vor unseren Augen zu Tode gequetscht worden waren.
    Ich taumelte weiter, wurde abermals an der Schulter getroffen und stolperte über einen Toten. Erneut bebte der Boden und diesmal folgte dem Beben und dem Steinhagel ein entsetzlich tiefes, unglaublich mächtiges Stöhnen, als begänne das ganze gewaltige Gebilde um uns herum auseinanderzufallen. Es hörte sich fast an wie ein Schrei. So, als brülle die Sandrose ihren Schmerz heraus.
    Gleichzeitig bebte der Boden unter unseren Füßen so heftig, dass wir alle Mühe hatten, uns auf den Beinen zu halten. Die Kristallwände um uns knisterten wie altes Holzgebälk. Sand rieselte wie braungelbes Blut aus den Wänden. Wenige Schritte vor uns zerteilte ein breiter, vielfach gezackter Riss den Boden wie ein erstarrter Blitz.
    »Es ist zu spät!«
    Ich hatte Mühe, Sills Worte durch das Weltuntergangsgetöse überhaupt zu verstehen. Der Staub war so dicht, dass ich ihr Gesicht nur noch als hellen Fleck vor mir sah. Instinktiv streckte ich die Hand aus, griff nach ihrem Arm und tastete mich daran entlang, bis ich ihre Finger berührte.
    Sie wich der Berührung nicht aus; im Gegenteil. Beinahe verzweifelt klammerte sie sich an mir fest. Und für einen Moment war sie mir ganz nahe.
    Es war absurd, verrückt und vollkommen unlogisch – aber plötzlich vergaß ich das tobende Chaos rings um mich herum, die einstürzende Sandrose, ja sogar die Templer und das Yighhurat – ich hatte nur noch Augen für sie, Sill. Nicht Sill el Mot, den Templerjäger. Nicht die lebende Kampfmaschine, als die ich sie erlebt hatte. In diesem Augenblick war sie nur noch eine Frau für mich.
    Und als ich in ihre Augen blickte, wusste ich, dass sie dieses Gefühl erwiderte.
    Aber nur kurz. Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Kopf, breitete sich in rasendem Tempo in meinem Körper aus und ließ mich vor Schmerz aufstöhnen. Ich hätte vor Qual schreien können, doch mein Mund schien mir nicht mehr zu gehören. Nur der Schmerz war noch da und die Frau, deren Blick mich bannte. Ihre Gedanken und Sinne lagen offen vor meinem Geist, als warteten sie nur darauf, dass ich nach ihnen griff und mich ihrer bediente. Es war wie die sonderbare Übermittlung von Wissen vorhin, nur intensiver, tausend Mal intensiver.
    Ich wollte ihre Hand loslassen, doch ich war nicht länger Herr meiner Kräfte, sondern nur noch ihr Sklave. Ich sah Sills magisches Potenzial vor mir und tauchte in sie ein wie ein Verdurstender in einen kühlen See. Ich wurde sie – und blieb dennoch ich. Und mehr noch – ich wurde zu dem Wesen, mit dem Sill sich verbündet hatte und das vom Zaubersturm des
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