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Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans

Titel: Hexer-Edition 17: Das Auge des Satans
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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den Zähnen der kleinen Ungeheuer; dennoch bluteten die meisten schon nach kurzer Zeit aus einer Vielzahl von Wunden. Und die Zahl derer, die zu Boden gerissen wurden und unter der Masse der Ratten verschwand, wuchs von Sekunde zu Sekunde.
    Hendriks Beine wurden schwer und er spürte, dass er von dem Gewicht der an ihm hängenden Steinratten jeden Augenblick zu Boden gerissen würde. Verzweifelt zerrte er die bissigen Geschöpfe von seinem Hals und zerschmetterte sie an der Wand.
    Endlich konnte De Valois sich mit einer verzweifelten Anstrengung seiner magischen Kräfte freikämpfen und kam nun seinen Männern zu Hilfe. Innerhalb von Sekunden zerfielen die bissigen Ungeheuer zu Staub.
    Und dann war es vorbei. Hendrik klopfte sich den Staub voller Ekel von der Rüstung und blickte sich um. Was er sah, versetzte ihm einen Schock. Nur ein gutes Drittel seiner Ordensbrüder und ein kläglicher Rest der Mamelucken stand noch auf den Beinen. Von den übrigen kündeten nur mehr aufgeworfene Hügel aus Staub und Geröll.
    Erschöpft taumelte Hendrik dorthin, wo de Saint Vire gefallen war, und kniete sich neben dem steinernen Sarg nieder. Der Schatten des Desert-Masters fiel verzerrt auf ihn. Er schaute auf und erkannte den Schrecken, der sich in den Augen Philippe de Valois festgesetzt hatte. Das Gesicht des Desert-Masters jedoch wirkte wie aus Stein gemeißelt.
    Unter dem magischen Blick de Valois’ zerfiel der steinerne Sarg zu Staub und Asche. Ein Templer schrie auf, als er die gebleichten Gebeine und vermoderten Rüstungsteile sah, die von de Saint Vire übrig geblieben waren.
    »Ich glaube, wir können darauf verzichten, uns die anderen Opfer anzusehen«, sagte de Valois mit tonloser Stimme und verschloss das Grab seines Sekretärs wieder. Dann straffte er seinen Körper und warf einen flammenden Blick in die Runde.
    »Auch das wird den Antichristen nicht vor unseren Schwertern retten!«
    Da wurde es plötzlich unruhig hinter ihnen. Drei, vier Mamelucken stolperten mit zerfetzten Gewändern in den Gang. Guillaume de Saint Denis folgte ihnen auf dem Fuße. Hinkend pflückte er sich eine letzte Steinratte aus dem Genick und schleuderte sie gegen die Wand, dass sie in tausend Stücke zerschellte. In der anderen Hand schwenkte er einen leuchtenden Gegenstand, der nur notdürftig von einem Tuch umhüllt war.
    Während der Desert-Master de Saint Denis mit einem jubelnden Ruf entgegeneilte, streifte Hendrik mit einem Blick die Decke – und sah, dass sie sich zu einem Stalaktitenmeer formte. Er stieß einen gellenden Warnruf aus, der de Valois herumfahren ließ. Doch als der Desert-Master die neue Gefahr entdeckte, war es bereits zu spät.
    Für einen Augenblick sah es aus, als wenn de Saint Denis in einen Sumpf geraten wäre, denn er sank bis zu den Knien im Felsboden ein. Einen Lidschlag lang wurde der Boden wieder zu festem Stein und mauerte de Saint Denis’ Füße ein. Der Templer stürzte vom eigenen Schwung getragen vornüber und schrie vor Schmerz auf.
    Gleichzeitig lösten sich die ersten Stalaktiten mit einem singenden Ton von der Decke. De Saint Denis’ Schreien brach ab, als eine meterlange Kristallspitze seinen Rücken durchschlug.
    In den nächsten Sekunden waren die meisten Templer und Mamelucken wie mit dem Boden verwurzelt. Nur Hendrik und einige andere, die direkt neben dem Desert-Master standen, konnten sich noch frei bewegen. Doch auch auf sie prasselte der steinerne Regen nieder. Die Schreie der sterbenden Männer erfüllten den Gang mit einem grausigen Stakkato. Hendrik sprang in verzweifelter Hast zwischen den niedersausenden Stalaktiten umher und erwartete jeden Augenblick sein Ende.
    Da wurde sein Blick auf de Saint Denis gezogen, dessen Hand sich um das leuchtende Auge geschlossen hatte. Der Mann musste tot sein, doch plötzlich bewegte er den Kopf und starrte einen Moment verwirrt auf das Chaos aus Stein und niederprasselndem Verderben. Dann bleckte er die Zähne zu einer fürchterlichen Grimasse, hob mit unendlicher Mühe die Hand und schleuderte das Auge nach vorn.
    Philippe de Valois hechtete auf den Boden, packte das Auge, bevor es der Fels verschlingen konnte, und reckte es hoch in die Luft.
    Ein Zittern durchlief den Gang. Steinsplitter sprangen von den Wänden. Einer traf Hendriks Gesicht und riss eine blutige Furche in seine Wange. Doch er bemerkte es nicht einmal, starrte nur mit weit aufgerissenen Augen zur Decke, die sich wie die Oberfläche eines sturmgepeitschten Meeres bewegte. Doch
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