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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Verwundeter.« Sein Blick hing noch immer wie gebannt an Teagarden.
    »Wenn die Herren mir einen Vorschlag gestatten«, sagte Postlethwaite. »Es gibt eine Telegraphenstation, nur wenige Meilen von hier.« Er drehte sich zu Teagarden um. »Einer Ihrer Begleiter könnte hinreiten und die Behörden über diesen schrecklichen Zwischenfall informieren. Mit etwas Glück kann in drei oder vier Stunden ein Hilfszug hier sein. Die Verletzten auf die Pferde zu legen, halte ich nicht für gut.«
    Teagarden runzelte die Stirn. »Ein Telegramm?«
    »Das ist eine hervorragende Idee«, sagte ich rasch. »Hier sind mindestens hundert Personen, die dringend Hilfe brauchen.«
    Teagarden starrte mich finster an. Er hatte sehr wohl verstanden, was ich mit meinen Worten wirklich sagen wollte. Die hundert Leute, von denen ich sprach, waren hundert Zeugen. Und was immer er vorhatte, er konnte keinen einzigen gebrauchen.
    Widerwillig nickte er. »Okay. Joe und Pat – ihr reitet los. Sie sollen einen Hilfszug schicken.«
    »Aber Sir«, widersprach einer der Angesprochenen. »Was –«
    Teagarden fuhr herum. »Du sollst deinen Arsch in den Sattel schwingen und losreiten!«, brüllte er. »Die sollen den Zug schicken und einen Arzt und alles, was wir noch so brauchen!«
    Der Mann widersprach nicht mehr, sondern beeilte sich, Teagardens Befehl Folge zu leisten.
    Postlethwaite atmete hörbar erleichtert auf. »Gut«, sagte er fröhlich. »Und nun sollten wir sehen, was wir für diese bedauernswerten Menschen tun können, nicht wahr, mein lieber Teagarden?«
    Teagarden nickte. Seine Kiefer waren so fest aufeinander gepresst, dass ich seine Zähne knirschen zu hören glaubte. Mit einem wütenden Ruck wandte er sich um und stapfte zu seinen Männern zurück. Augenblicke später hörte ich ihn Befehle brüllen.
    »Das gibt Ärger«, murmelte Cody neben mir. »Ich weiß nicht, warum er hier ist, aber er wird kaum zusehen, wie wir seelenruhig in den Hilfszug steigen und abfahren.« Er atmete hörbar ein. »Ich möchte nur wissen, hinter wem er her ist.«
    »Was haben Sie ihm getan?«, fragte ich ebenso leise.
    »Nichts«, antwortete Cody. »Jedenfalls nichts, weswegen er mich mit einer kleinen Armee verfolgen würde.«
    »Was immer er vorhat«, sagte ich. »Er wird es nicht tun, solange wir nicht allein sind. Hier sind zu viele Zeugen. Ehe der Hilfszug nicht wieder abgefahren ist, wird er uns in Frieden lassen. Im Gegenteil.« Ich versuchte zu lachen, aber es klang nicht sehr echt. »Ich bin sicher, Ihr Freund wird uns alle nur erdenkliche Hilfe angedeihen lassen.«
    Cody antwortete gar nicht darauf.
    Und auch ich ertappte mich dabei, ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken, dass meine Vermutung zutraf.
     
    Es war wie immer. Der Klang der Flöte war verstummt, aber etwas von ihm schien noch wie ein unhörbares Echo in der Luft zu hängen und Ixmal spürte die Anwesenheit der Götter, Augenblicke bevor das Licht kam und K’lee’shee in den Berg holte. Es war ein Gefühl wohligen Schauderns; Angst, sicher, aber eine auf mit Worten nicht zu beschreibende Weise angenehme Furcht, etwas von dem Erschauern, das eine sterbliche Seele im Angesicht der Götter empfinden mochte.
    Langsam senkte Ixmal die Hände, legte die Flöte auf den glatt polierten Felsen vor sich und berührte mit der Stirn den Boden wie alle anderen.
    Das dumpfe Murmeln des Todesgesanges verstummte für einen Moment, um dann lauter und irgendwie erleichtert weiterzugehen. Obwohl Ixmal nicht hinsah – niemand tat das, denn das Licht hätte die Augen derer verbrannt, die frech genug waren, die Götter schauen zu wollen –, blendete ihn der Glanz, denn er drang selbst durch seine geschlossenen Lider. Für Augenblicke verblassten die Farben und selbst die grell lodernde Sonne, die erbarmungslos vom Himmel brannte, wurde zu einer matten Scheibe. Dann verging das Licht.
    Behutsam richtete sich Ixmal wieder auf, griff nach seiner Flöte und wartete, bis auch der letzte Flötenhüter sein heiliges Instrument genommen und wieder an der Kette an seinem Hals befestigt hatte.
    Der große Felsen, der wie ein beinloser Tisch vor dem gewaltigen Tor im Fels lag war jetzt leer. K’lee’shee war verschwunden, als hätte es ihn niemals gegeben, und zusammen mit ihm waren die Speiseopfer und das Gold fort.
    Obwohl es eine Beerdigung gewesen war und obwohl Ixmal K’lee’shee geliebt hatte wie einen Vater, empfand er keinen Schmerz, sondern eine tiefe Zufriedenheit. K’lee’shee war ein tapferer
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