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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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raschen Schritten gingen sie zu den Pferden hinüber. Postlethwaite registrierte erstaunt, dass es keineswegs nur eine Hand voll Reiter waren, wie er im ersten Moment vermutet hatte, sondern ein erstaunlich großer Trupp. Sicherlich zwanzig Mann, wenn nicht mehr.
    Sein Retter führte ihn – noch immer wie ein Kind am Arm haltend – zu einem Packpferd, deutete darauf und grinste noch breiter. »Ich hoffe, du kannst reiten«, sagte er.
    »Sir!« Postlethwaite schürzte beleidigt die Lippen. »Es gibt nichts, was man nicht erlernen könnte. Und ich lerne schnell; sehr schnell.«
    »Na dann steig auf«, sagte der andere trocken.
    Postlethwaite maß ihn noch einmal mit einem langen, strafenden Blick, schwang sich mit einer kraftvollen Bewegung in den Sattel des Pferdes – und fiel auf der anderen Seite wieder herunter, als das Tier einen erschrockenen Satz machte.
    Rings um ihn herum brach schallendes Gelächter aus, während sich Postlethwaite mühsam wieder aufrichtete.
    »Das tut mir Leid!«, brüllte der Bursche, der ihm das Pferd zugewiesen hatte, so atemlos vor Lachen, dass er die Worte kaum herausbekam. »Ich hab glatt vergessen, dir zu sagen, dass das Vieh noch nicht zugeritten ist. Ist leider nur ein Packpferd!«
    Seine Worte riefen eine weitere Salve brüllenden Gelächters hervor, während Postlethwaite sich mühsam hochrappelte und die Hand gegen seinen geprellten Rücken presste.
    Aber plötzlich verstummte das Lachen wie abgeschnitten. Postlethwaite sah auf. Ein weiterer Fremder war neben dem ersten aufgetaucht, ein wenig größer als er, sehr schlank und ganz in Schwarz gekleidet. Seine Augen musterten Postlethwaite kalt, dann richtete sich sein Blick auf den Cowboy.
    »Das reicht, Joe«, sagte er scharf. In seiner Stimme war eine Kälte, die Postlethwaite schaudern ließ. »Gib ihm ein vernünftiges Pferd und dann steig wieder auf. Wir haben es eilig.«
    Der mit Joe Angesprochene nickte hastig, fuhr wie elektrisiert auf der Stelle herum und verschwand in der Dunkelheit, während sich der Schwarzgekleidete mit einem entschuldigenden, nichtsdestotrotz aber vollkommen kalten Lächeln an Postlethwaite wandte.
    »Bitte verzeihen Sie den etwas geschmacklosen Scherz, Sir«, sagte er. »Die Jungs sind manchmal wie die Kinder. Wenn man sie nicht an die Kandare nimmt, schlagen sie dauernd über die Stränge.«
    Postlethwaite winkte großmütig ab, schluckte einen Schmerzlaut herunter, als bei dieser Bewegung ein scharfer Stich durch seinen Rücken fuhr, und lächelte gequält. »Aber ich bitte Sie, Sir«, sagte er. »Es macht rein gar nichts.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte der andere. »Und jetzt lassen Sie uns gehen. Die Menschen dort hinten brauchen unsere Hilfe.« Er wollte sich umwenden, blieb aber dann noch einmal stehen und sah Postlethwaite scharf an. »Wie, sagten Sie gleich, war Ihr Name?«, fragte er.
    »Postlethwaite«, antwortete Postlethwaite. »Lancelot Postlethwaite. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Mein Name ist Teagarden«, antwortete der andere. »Ralph Teagarden. Aber Ralph reicht vollkommen.«
     
    Ich musste doch wieder das Bewusstsein verloren haben, denn das nächste, was ich wahrnahm, war Annie Oakleys bleiches Gesicht, das sich über mich beugte, und ihre Augen, die mit deutlicher Sorge auf mich herabblickten. Als sie sah, dass ich wach war und ihren Blick erwiderte, lächelte sie.
    Aber sie wurde sofort wieder ernst. »Ich muss mit Ihnen sprechen, Robert«, sagte sie – aber erst, nachdem sie einen fast angstvollen Blick in die Runde geworfen hatte, als wolle sie sich davon überzeugen, dass uns auch wirklich niemand belauschte.
    Ich setzte mich auf, hielt die Luft an und wartete, dass das Hammerwerk in meinem Kopf wieder zu arbeiten begann. Aber der Schmerz blieb aus und auch das Schwindelgefühl, mit dem ich vorher jede unüberlegte Bewegung bezahlt hatte, kam nicht. Was immer Sitting Bull getan hatte – es wirkte.
    »Mit mir reden?«, wiederholte ich.
    Annie nickte. Sie wirkte sonderbar gehetzt. »Allein«, bestätigte sie. »Ehe Bill zurückkommt.«
    Diesmal war ich wirklich überrascht. Für einen kurzen Moment dachte ich an die Szene vom vergangenen Abend zurück, als Annie zu mir gekommen war, mit nicht mehr als einem hauchdünnen Neglige bekleidet und offensichtlich nicht nur, um über das Wetter zu reden. Aber meine Hoffnungen wurden jäh enttäuscht, als sie weitersprach.
    »Du bist nicht wegen Teagarden mitgekommen, nicht wahr?«, sagte sie. »Ich habe dich
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