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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf die ineinander gekeilten Metallmassen, drei Schritte vom Abgrund entfernt. »Sonst niemand. Wir haben … Glück gehabt.« Er zögerte hörbar, ehe er das Wort aussprach. Seine Stimme klang bitter. »Dieses Zeug, das sie eingesponnen hatte, hat die meisten geschützt. Ein paar Knochenbrüche und viele Schnittwunden und Prellungen. Aber sterben wird keiner mehr.«
    Seine Worte ließen die Erinnerung an die vergangene Nacht wie einen düsteren Albdruck in meinem Geist wach werden. Selbst jetzt lief mir noch ein eisiger Schauer über den Rücken, als ich an jene schrecklich Minuten dachte, in denen der Zug immer schneller und schneller werdend auf den Pass und den Abgrund zustürzte. Alles in allem hatte der Albtraum nicht länger als zehn, höchstenfalls fünfzehn Minuten gedauert. Mir kam es vor wie fünfzehn Jahre.
    »Was war das, Robert?«, fragte Bill leise.
    Ich blickte ihn an, schloss für einen Moment die Augen und schüttelte den Kopf, obwohl die Bewegung den Schmerz zwischen meinen Schläfen zu neuer Wut aufflammen ließ.
    »Das willst du doch nicht wirklich wissen«, murmelte ich. »Nicht jetzt, Bill.«
    Cody seufzte. »Stimmt«, antwortete er. »Später. Vielleicht nie. Vielleicht …« Er lächelte bei diesen Worten, aber ich war mir nicht sicher, ob sie nicht wirklich ernst gemeint waren. Der Marsch durch den Zug, der vom schwarzen Protoplasmagewebe des außer Rand und Band geratenen Shoggoten in einen Albtraum verwandelt worden war, musste ihn an den Rand seiner geistigen Belastungsfähigkeit gebracht haben.
    Buffalo Bill Cody war sicher einer der tapfersten Männer, denen ich jemals begegnet war. Aber die Geschehnisse der letzten Nacht waren keine, denen man mit Tapferkeit allein begegnen konnte.
    Cody, Bodine und Sitting Bull hatten einen Blick in eine Welt getan, die schlimmer war als die Hölle. Und ich wagte noch nicht zu beurteilen, wie Cody und der alte Indianerhäuptling damit fertig werden würden. Vielleicht – und diesen Gedanken meinte ich in diesem Moment nicht einmal sarkastisch – war One-Shot Bodine von den dreien am besten dran. Zumindest war er dem Wahnsinn entronnen.
    Ich versuchte mich aufzusetzen, erreichte damit aber nur, dass die Berge und der Himmel sich für einen Moment vor meinen Augen zu drehen begannen. Mir wurde übel.
    »Ich werde dir Sitting Bull schicken«, sagte Cody leise. »Er wird dir helfen.«
    »Das ist … nicht nötig«, antwortete ich stockend. Selbst das Sprechen fiel mir schwer. Dabei konnte ich trotz allem noch von Glück sagen. Ich war bei einem Tempo von mindestens sechzig Meilen vom Zug geschleudert worden. Hätte nicht ein Busch meinen Sturz abgefangen und ein gnädiges Schicksal mich auf den einzigen Flecken weicher Erde zwischen einer viertel Quadratmeile spitzer Granitfelsen prallen lassen, wäre auf meinen Schultern jetzt nicht mehr viel gewesen, was wehtun konnte.
    Cody runzelte die Stirn, stand auf und ging ohne ein weiteres Wort und ich ließ mich wieder zurücksinken und glitt dicht am Rande der Bewusstlosigkeit entlang; vielleicht nur für Augenblicke, vielleicht für eine Stunde.
    Erst als raue, aber sehr kundige Hände meinen Kopf anhoben und sich irgendwo an meinen Schläfen zu schaffen machten, kehrte mein Geist vollends ins Bewusstsein zurück. Der verschwommene dunkle Fleck vor meinen Augen gerann zu einem lederhäutigen Gesicht, das nur aus Falten und Runzeln und einem Paar vom Alter trüb gewordener Augen zu bestehen schien.
    »Halt still«, sagte Sitting Bull leise, als ich den Kopf bewegte. »Der Schmerz hört gleich auf.«
    Sitting Bull musste eine entschieden andere Auffassung des Wortes gleich haben als ich, denn vorerst steigerte sich das schmerzhafte Pochen zwischen meinen Schläfen zur Raserei, sodass ich gequält aufstöhnte. Aber dann tat er irgendetwas und Augenblicke später sank der Schmerz wirklich zu einem zwar noch unangenehmen, aber erträglichen Pochen herab. Ich lächelte dankbar, richtete mich ein wenig auf und blickte in seine Augen.
    Nebel.
    Nebel oder vielleicht auch Pulverdampf, der eine schier endlose Ebene verhüllte. Dunkle, formlose Körper lagen darauf, die ich nicht erkannte, die mich aber auf schreckliche Weise an irgendetwas erinnerten.
    Dann ein Heulen, an- und abschwellend wie das Geräusch einer näher kommenden Wolfsmeute. Das schnelle, schwere Tappen horniger Pfoten.
    Schließlich das Gesicht eines Mädchens, seltsam verschwommen, sodass seine Züge nicht richtig zu erkennen waren. Nur die Augen
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