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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf die Pferde. Teagardens Leute hatten ihre Tiere ein Stück talwärts angebunden. Sie wurden bewacht, aber nur von einem Mann.
    »Wir leihen uns ein paar Pferde von unserem Freund Teagarden«, sagte er. »Mit etwas Glück sind wir weg, ehe sie’s überhaupt merken.«
    »Und dann?«, fragte ich. »Kennst du dich hier aus?«
    »Er nicht, aber ich«, sagte Postlethwaite. Er grinste, als er mein Stirnrunzeln bemerkte. »Ihr geschätzter Freund Buffalo Bill Cody war so offen, mich über die Einzelheiten Ihres … äh … Disputes mit Mister Teagarden und seinen Begleitern aufzuklären«, sagte er. »Und ich – zumal ich gestehen muss, dass sich meine Sympathien für Mister Teagarden ebenfalls in Grenzen halten – habe mich natürlich sofort bereit erklärt, Ihnen zu helfen, soweit es in meinen Möglichkeiten liegt.«
    Cody begann lautlos in sich hineinzugrinsen, während ich Postlethwaite mit offenem Mund anstarrte. Selbst auf Sitting Bulls normalerweise unbewegtem Gesicht zuckte es.
    »Sie meinen, Sie könnten uns von hier fortbringen?«, fragte ich.
    Postlethwaite nickte. »Mein Lager befindet sich nicht weit von hier«, antwortete er. »Kaum fünfhundert Yards.«
    Demonstrativ runzelte ich die Stirn und sah mich um. Mit Ausnahme eines schmalen, sandigen Streifens beiderseits des Gleiskörpers gab es nur himmelhoch aufstrebende Felsen, so weit das Auge reichte.
    Aber Postlethwaite schüttelte den Kopf und deutete in Richtung des Abgrundes. »Dort unten«, sagte er. »Ich lagere am Fuße der Felsenwand. Mit Verlaub gesagt, wäre mir Ihre famose Lokomotive beinnahe direkt ins Zelt gefallen.«
    »Und wie sollen wir dort hinunterkommen?«, erkundigte ich mich. »Teagardens Leute sind auf Pferden gekommen, nicht auf Bergziegen.«
    Postlethwaite schürzte beleidigt die Lippen, aber Cody machte im gleichen Moment eine beschwichtigende Handbewegung, die mich davon abhielt, ihn noch weiter zu reizen.
    »Lance hat vollkommen Recht, Robert«, sagte er. »Wenn wir fliehen wollen, ist das der einzige Weg. Teagardens Männer holen uns in längstens einer halben Stunde ein, wenn wir versuchen, zu Fuß zu entkommen. Und was passiert, wenn wir in den Zug einsteigen, steht ein paar Zeilen weiter oben.«
    »Worauf warten wir dann noch?«, fragte ich nach kurzem Überlegen – und nicht, ohne einen unauffälligen Blick in die Runde zu werfen. Teagardens Leute waren noch immer damit beschäftigt, der Rettungsmannschaft zur Hand zu gehen. Trotzdem entging mir nicht, dass der eine oder andere immer wieder in unsere Richtung blickte: Offensichtlich hatte Teagarden seinen Männern eingeschärft, uns keine Sekunde aus dem Auge zu lassen.
    »Also gut«, sagte Postlethwaite leise.
    »Schnappen wir uns ein paar Pferde und versuchen, ins Tal zu kommen. Es gibt einen Pfad, keine zwei Meilen von hier. Und dort unten können sie uns suchen, bis sie schwarz werden.«
    »Es ist gefährlich«, sagte Sitting Bull plötzlich.
    Irritiert sah ich auf und auch zwischen Codys Brauen entstand eine steile Falte. Sitting Bull hatte ganz ruhig gesprochen, beinahe ausdruckslos. Und trotzdem spürte Cody wohl so gut wie ich, dass seine Worte alles andere als einfach so dahingesagt waren.
    »Was meinst du damit?«, fragte Bill.
    »Dieses Land frisst Leute«, antwortete der Häuptling ruhig.
    Cody schluckte. Aber dann fiel sein Blick wieder auf Teagardens Truppe und dieser Anblick allein reichte offensichtlich, seine Bedenken wieder zu zerstreuen. Mit einer entschiedenen Handbewegung hakte er das Thema ab und wandte sich um.
    Wir näherten uns der improvisierten Pferdekoppel von verschiedenen Seiten, um Teagardens Misstrauen nicht sofort zu erregen. Ich hatte mich Postlethwaite angeschlossen und tat so, als wäre ich in ein intensives Gespräch mit ihm vertieft, im Laufe dessen wir eigentlich ziellos auf die angebundenen Pferde zuschlenderten. Cody und Sitting Bull klebten ohnehin aneinander wie siamesische Zwillinge, sodass ihr Beisammensein nicht weiter auffiel. Annie Oakley indessen eilte sehr zielsicher und erhobenen Hauptes auf die Pferde zu – und auf den zerlumpten Westmann, der träge an einem Felsen lehnte und so tat, als bewache er sie.
    Bei Annies Annäherung schrak er aus seinem Dämmerzustand hoch, blickte sie einen Moment misstrauisch an und begann dann zu grinsen. Ich tat weiter so, als unterhielte ich mich konzentriert mit Postlethwaite, ließ die beiden aber keine Sekunde aus den Augen. Annie blieb vor dem Mann stehen und wechselte ein paar Worte
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