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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Säule feuriger Lava, die aus der Caldera des Vulkans emporschoss und fauchend wieder zurücksank.
    »Der Berg ist unruhig«, sagte Roosfeld.
    Tergard zog eine Grimasse. »Eine ungemein intelligente Feststellung, Roosfeld«, murmelte er. »Was würde ich nur ohne dich tun?«
    Roosfeld schluckte, senkte den Blick und konzentrierte sich ganz darauf, neben Tergard den abschüssigen Hang hinaufzusteigen, ohne auf dem losen Geröll das Gleichgewicht zu verlieren. Tergard war gereizt, und Roosfeld wusste nur zu gut, wie unberechenbar der Templer sein konnte, wenn er schlechter Laune war.
    Schweigend stiegen sie weiter, überwanden den Hang und drangen wieder in den Dschungel ein, der hier oben nicht ganz so undurchdringlich war wie weiter unten an der Küste. Trotzdem würden sie den Krater nicht vor Sonnenuntergang erreichen, das wusste Roosfeld. Und seit der vergangenen Nacht hatte er Angst, nach Dunkelwerden hier zu sein. Er wusste, dass die Feuerwürmer wiederkommen würden. Tergard mochte ihn als Idioten betrachten, aber so dumm, sich nicht auszurechnen, dass Dagon sie mit aller Macht verfolgen würde, war er nun auch wieder nicht.
    Tergard blieb stehen, als sie einige Schritte in den Wald eingedrungen waren. Ein angespannter Ausdruck lag mit einem Male auf seinem Gesicht. Roosfeld sah, dass seine Rechte unter dem Mantel zum Schwert kroch.
    »Was ist?«, fragte er alarmiert.
    Tergard machte eine rasche, ungeduldige Geste, zu schweigen, und sah sich aufmerksam um. Auch Roosfeld lauschte, aber er hörte nichts außer dem mühsamen Hämmern seines eigenen Herzens und den natürlichen Geräuschen des Waldes, in die sich das Grollen des Berges wie düsterer Trommelschlag gemischt hatte.
    Die Bäume vereinigten ihre Kronen fünfzig Meter über ihren Köpfen zu einem beinahe völlig geschlossenen Blätterdach, das nur wenig Licht hindurch ließ, sodass sie in schattigem Halbdunkel standen, in dem die Schatten zu furchtbarem eigenen Leben zu erwachen schienen.
    »Irgendetwas ist hier nicht in Ordnung«, murmelte Tergard. Plötzlich drehte er sich herum, hob den Arm und bedeutete den Soldaten, die ihnen in wenigen Schritten Abstand gefolgt waren, mit ungeduldigen Gesten, aufzuschließen. Die Männer gehorchten und bildeten einen weit gespannten Kreis um Tergard und Roosfeld.
    Es war ein beinahe bizarrer Anblick. Wie Tergard selbst und auch Roosfeld hatten die Soldaten ihre niederländischen Marineuniformen gegen die zeremoniellen Gewänder der Tempelherrn getauscht – schwarze Hosen und Stiefel, Kettenhemden und darüber ein hüftlanges, weißes Gewand mit einem aufgestickten roten Kreuz. Bisher hatte Roosfeld immer einen Hauch von Ehrfurcht verspürt, wenn er diese Gewänder sah. Hier, inmitten des tropischen Dschungels und im Angesicht des Flammen speienden Giganten über ihren Köpfen, kamen sie ihm albern vor.
    »Irgendjemand belauert uns«, murmelte Tergard. »Ich spüre es. Wir –«
    Der Rest seines Satzes ging in einem peitschenden Laut und dem gellenden Schrei eines der Templer unter. Roosfeld hatte einen flüchtigen Eindruck eines lang gestreckten, schlanken Schattens, der aus dem Unterholz herausflog, und beinahe im gleichen Augenblick griff sich einer der Soldaten an den Hals und brach in die Knie, beide Hände um den Schaft des Pfeiles gekrallt, der plötzlich aus seiner Kehle ragte.
    »Das ist ein Überfall!«, brüllte Tergard. »In Deckung!«
    Aber wenn die Männer seine Worte überhaupt verstanden, so blieb ihnen keine Zeit, darauf zu reagieren. Plötzlich sirrten ein zweiter und dritter Pfeil heran und ein weiterer Tempelherr brach getroffen zusammen.
    Aber der Augenblick der Überraschung währte nicht lange. Auf Tergards befehlenden Schrei hin zogen sich die Männer zu einem engen, Schulter an Schulter geschlossenen Kreis zusammen, lösten die großen dreieckigen Schilde von den Rücken und knieten dahinter nieder, eine lebende Schutzmauer um Tergard und Roosfeld bildend.
    Der nächste Pfeilhagel prallte harmlos von den schweren Eichenschilden ab.
    »Da sind sie!« Tergard deutete auf eine Stelle im Unterholz, an der sich die Schatten bewegt hatten. »Greift an!«
    Die Männer gehorchten. Während die Hälfte von ihnen zurückblieb, um ihren Master zu beschützen, sprangen die anderen auf und rannten, die Schilde schützend erhoben und die Schwerter gezückt, los. Rücksichtslos brachen sie durch das Unterholz und waren verschwunden. Wenige Augenblicke später erscholl ein ganzer Chor gellender Schreie –
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