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Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft

Titel: Hexer-Edition 10: Wer den Tod ruft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ehrlich.«
    »Feindselig?« Einen Moment lang starrte mich Shannon wütend an, dann blickte er zu Boden, zuckte mit den Achseln und seufzte. »Du hast Recht«, sagte er. »Entschuldige. Aber es wird … es wird alles zu viel. Verdammt, als ob es nicht genug wäre, gleichzeitig gegen Tergard und diesen irrsinnigen Fischanbeter zu kämpfen. Meine Nerven sind einfach nicht mehr die besten.«
    »Vielleicht wirst du alt«, vermutete ich scherzhaft.
    »Das hoffe ich«, antwortete Shannon. »Uralt sogar. Ich habe vor, im Bett zu sterben. Irgendwann in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.« Er lachte und nach einigen Sekunden stimmte auch ich – wenn auch etwas gequält – in sein Lachen ein. Wir waren wohl beide überanstrengt und dadurch reizbarer, als gut war.
    Eine Sekunde später hörte ich auf zu lachen und griff Halt suchend nach Shannons Hand, als ein neuer, greller Schmerz durch meine Brust schoss. Shannon fluchte, hielt mich mit der linken Hand aufrecht und fummelte mit der anderen an meinem Hals herum. Eine Sekunde später erlosch der Schmerz wie abgeschnitten. Keuchend rang ich um Atem. Diesmal war es schlimmer gewesen als zuvor. Noch zwei, drei solcher Attacken, dachte ich schaudernd, und es war aus.
    »Geht es wieder?«, fragte Shannon besorgt.
    Ich nickte, schob seine Hand zur Seite und machte einen vorsichtigen Schritt. »Alles in Ordnung«, murmelte ich, mit einer Stimme, die meine Worte Lügen strafte. »Was ist das, Shannon? Welche Art von Magie benutzt er?«
    Shannon runzelte die Stirn. »Eine, die er gar nicht kennen dürfte«, sagte er stockend. »Ich … habe davon gehört. Voodoo.«
    »Was?«, fragte ich.
    Shannon lächelte flüchtig. »Ein Kult«, erklärte er. »Und eine Methode, sich seiner Gegner zu entledigen, ohne sie auch nur zu berühren. Es ist sogar ziemlich weit verbreitet, allerdings nicht in diesem Teil der Welt. Ich vermute, Tergard hat ihm diesen kleinen schmutzigen Trick beigebracht. Aber es ist auch unsere einzige Hoffnung.«
    »Oh«, sagte ich sarkastisch. »Das beruhigt mich ungemein.«
    »Wenn ich Recht habe«, murmelte Shannon unbeirrt, »dann bleibt uns noch etwas Zeit. Der Schmerz, den du spürst, ist das, was er der Voodoo-Puppe antut, die er von dir gemacht hat. Aber ein Voodoo-Zauber braucht Zeit, um zu wirken. Wenn wir ihn rechtzeitig genug finden und ihm die Puppe abnehmen, hat er keine Macht mehr über dich.«
    »Wenn das so ist, sollten wir uns beeilen«, murmelte ich mit einer Kopfbewegung auf Yo Mai, der schon ein gutes Stück Vorsprung gewonnen hatte. »Ich habe keine besondere Lust, herauszufinden, ob dieser Bubu-Kram wirklich funktioniert.«
    »Voodoo«, lächelte Shannon. »Und er funktioniert, mein Wort darauf.«
    Wir gingen weiter, dem flammenden See aus Hitze am Grunde des Kraters und dem Eingang der heiligen Majunde-Höhlen entgegen. Die erstarrte Lava unter unseren Füßen wurde so heiß, dass ich es selbst durch die dicken Sohlen meiner Schuhe hindurch unangenehm zu spüren begann. Wie Yo Mai und seine Begleiter barfüßig die Hitze ertrugen, war mir ein Rätsel.
    Schließlich erreichten wir den Eingang der Höhlen.
    Nach allem, was ich darüber gehört hatte, war ich beinahe enttäuscht, als ich dicht hinter Shannon geduckt durch den niedrigen Eingang trat. Die Höhle war nicht einmal hoch genug, um aufrecht darin stehen zu können, und von düsterem, flackerndem, rotem Licht erfüllt, und aus einem schmalen, dreieckigen Gang, der tiefer in den Leib des Berges hineinführte, drang ein Schwall erstickend warmer, trockener Luft.
    »Er ist hier«, sagte Shannon plötzlich.
    Yo Mai und ich sahen ihn gleichzeitig verwirrt an.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte ich.
    »Ich spüre es«, murmelte Shannon. Seine Stimme klang gepresst. Irgendetwas schien ihn zu verunsichern. »Aber da ist noch etwas. Ich …« Er brach ab, schwieg einen Moment und sah Yo Mai an. »Wohin führt dieser Gang?«, fragte er, während er auf den Tunnel am Ende der Höhle deutete.
    »Tiefer in den Berg hinein«, sagte Yo Mai. »Zu den eigentlichen Höhlen. Aber es ist Fremden verboten, sie zu betreten. Ihr werdet hier warten. Meine Brüder und ich werden gehen und den Zauberer suchen.«
    »Und wir bleiben hier?« Shannon ließ ein leises, hässliches Lachen ertönen. »Du bist verrückt, wenn du das wirklich glaubst, Wilder.«
    »Ihr bleibt!«, beharrte Yo Mai. Drohend trat er einen Schritt auf Shannon zu und starrte ihn herausfordernd an. Dass der junge Drachenkrieger
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