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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eine Abzweigung. Rechts führte ein weiterer Gang wieder in die Tiefe, während ihnen links eine Tür den Weg versperrte. Howard vermied es krampfhaft, in den dunklen Gang zu blicken.
    Er rüttelte an der Tür, aber sie rührte sich nicht.
    »Und nun?«, fragte er nervös.
    Richardson holte einen Schlüssel hervor, reichte ihn wortlos an Rowlf weiter, und lehnte sich dann schwer atmend an die Wand. Sein Gesicht war noch immer grau und verkrampft. Er brauchte unbedingt Ruhe.
    Rowlf steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn ohne Mühe um. Er stieß die Tür auf und betrat als erster den dahinter liegenden Raum. Howard stieß Richardson hinterher und folgte als letzter.
    »Schließ wieder ab«, befahl er Rowlf.
    Rowlf handelte, ohne zu zögern. Er warf die Tür ins Schloss und drehte den Schlüssel um.
    Howard atmete auf. Er brauchte nicht den anderen ins Gesicht zu sehen, um zu wissen, dass sie genauso erleichtert waren wie er selbst, den Gang hinter sich gelassen zu haben.
    Es war nur die Frage, ob die Tür wirklich dem standhalten würde, was Richardson gesehen hatte …
     
    Es dauerte einen Moment, bis sich Howard auf seine neue Umgebung eingestellt hatte. Der Raum, in dem sie herausgekommen waren, war vollkommen fensterlos und wirkte genauso alt wie der Gang, der sie hierher geführt hatte. Auch sein Boden war mit Staub bedeckt. Kaum noch erkenntliche Fußspuren kündeten davon, dass er zumindest gelegentlich aufgesucht wurde.
    Die Luft war abgestanden und schal und Howard hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen. Er hielt die Fackel höher und suchte nach einem Eingang, durch den sie das Innere des Hauses betreten konnten. Aber bis auf die Tür, durch die sie den Raum betreten hatten, umgaben sie die glatten Steinwände wie die Mauern einer uneinnehmbaren Festung.
    »Wie kommen wir weiter?«, fragte er mühsam beherrscht.
    Richardson stierte ihn teilnahmslos an. »Wieso?«, brachte er hervor.
    Seine Stimme klang geistesabwesend und sein Blick irrte ziellos über die vom flackernden Licht beleuchteten Wände.
    »Wir müss’n zu Baltimore«, fuhr ihn Rowlf an.
    Er packte den Kaufmann bei den Schultern und schüttelte ihn. »Mann!«, sagte er eindringlich. »Reiß dich zusamm’! Wir müss’n weiter.«
    Richardson starrte ihn aus geweiteten Augen an, dann nickte er schließlich.
    »Sie haben Recht«, presste er hervor.
    Sein Blick flackerte und beruhigte sich dann wieder. Der Schock, den er erlitten hatte, hielt ihn noch immer gepackt.
    »Dort hinten«, sagte Richardson und deutete auf die gegenüberliegende Wand. »Rechts, am Vorsprung. Drehen Sie den Stein nach links. Dann … dann öffnet sich die Tür.«
    »Eine Geheimtür?«, fragte Howard rasch.
    Richardson nickte. Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und wandte sich ab, als gingen ihn die anderen nichts mehr an.
    »Rowlf!«, sagte Howard. »Rasch! Öffne die Tür!«
    Rowlf nickte. Auf seiner Stirn perlte Schweiß. Auch er schien unter dem Sauerstoffmangel zu leiden, der in dem Raum herrschte.
    Mit ein paar Schritten war er bei dem Vorsprung, auf den Richardson gedeutet hatte. Seine mächtigen Muskeln spannten sich, ein scharfes Geräusch ertönte, als glitte Metall über Metall, und dann schwang ein Teil der Wand zurück. Augenblicklich drang frische, kühle Luft zu ihnen herein.
    »Nichts wie raus«, murmelte Richardson.
    Er ging mit schwankenden, unsicheren Schritten auf die Öffnung in der Wand zu, schob Rowlf beiseite und trat in den schwach erleuchteten Gang hinaus, der sich dahinter auftat. Bevor ihm Howard folgen konnte, drehte er sich noch einmal zu ihm um.
    »Kommen Sie«, forderte er ihn auf. »Wir haben es geschafft. Wir sind bereits im Haus. Der Korridor führt direkt zu Baltimores Schlafzimmer.«
    Seine Stimme klang wieder vollkommen normal, aber irgendetwas ließ Howard zögern. Er ahnte, dass sich auch Robert im Haus befand. Möglicherweise hatte er irgendetwas mit ihrem Erlebnis im Gang zu tun. Howard hoffte allerdings, dass das nicht der Fall war.
    Aber was auch immer hier vorging, es war mehr als ein Zufall, dass es ausgerechnet in dieser Nacht stattfand. Howard hatte bereits oft genug erlebt, wie sich scheinbar sinnlose Ereignisse zum Schluss zu einem übersichtlichen Ganzen zusammengefügt hatten. Aber nicht immer war das Ergebnis nach seinem Geschmack gewesen.
    Richardsons Stimme riss ihn aus seinen Grübeleien. »Kommen Sie schon. Wir machen sonst noch das Personal auf uns aufmerksam.«
    Howard und Rowlf
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