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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Sie bedrohen einen Beamten Ihrer Majestät. Wollen Sie mir jetzt nicht endlich meine Waffe wiedergeben?«
    Ich schüttelte rasch den Kopf. Meine Fähigkeit, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden, hatte mich auch diesmal nicht im Stich gelassen. Ich wusste, dass Sean die Wahrheit sagte, aber das reichte noch nicht, um ihm vollständig zu vertrauen.
    »Was suchen Sie hier?«, fragte ich barsch.
    »Das ist eine lange Geschichte«, behauptete Sean.
    »Machen Sie’s kurz.«
    »Nun gut.« Sean hustete trocken, bevor er weitersprach. »Wir suchen jemanden«, begann er. »Einen Mann namens Santers. Seine Familie macht sich große Sorgen um ihn.«
    »Und Sie glauben, dass er hier ist?«
    »Allerdings«, antwortete Sean knapp.
    Auch diesmal sprach er die Wahrheit, aber ich hatte plötzlich das Gefühl, dass er mir etwas Anderes, sehr viel Wichtigeres, verschwieg. Und ich wusste, dass ich mich auf meine Gefühle verlassen konnte.
    »Erzählen Sie mir mehr davon«, forderte ich ihn auf.
    »Wie Sie wollen«, sagte Sean. »Obwohl es da nicht viel mehr zu erzählen gibt. Ein Kaufmann aus Lowgreen steht seit längerem im Verdacht, an dem Verschwinden mehrerer Personen beteiligt zu sein. Sein Name ist Richardson. Kennen Sie ihn?«
    Mir war der lauernde Tonfall in Seans Stimme nicht entgangen, aber ich schüttelte nur ungeduldig den Kopf. »Weiter.«
    »Nichts weiter. Ich habe die Spur aufgenommen und jetzt bin ich hier.«
    Ich schüttelte den Kopf. Sean sagte die Wahrheit, aber es war nicht die volle Wahrheit, das spürte ich ganz deutlich. »Das ist noch nicht alles«, behauptete ich.
    Sean machte eine ungeduldige Handbewegung. »Natürlich ist das nicht alles. Aber wenn ich Ihnen den ganzen Vorgang erzählen soll, stehen wir noch morgen Früh hier.«
    Ich musste ihm Recht geben. Aber ich tat es nur widerwillig. Wenn Priscylla nicht gewesen wäre, hätte ich mich nicht mit einer so lapidaren Bemerkung abspeisen lassen.
    »Dann sitzen wir in einem Boot«, sagte ich langsam. Ich war mir nicht sicher, ob meine Behauptung wirklich stimmte, aber in diesem Moment sah ich keine andere Möglichkeit, um Sean auf meine Seite zu ziehen.
    »Ich bin aus ganz ähnlichen Gründen hier«, fuhr ich fort. »Auch ich suche jemanden, und ich glaube, dass man ihn hier gegen seinen Willen festhält.«
    »Ach ja?«, fragte Sean. »Wen suchen Sie, und wie sind Sie dahintergekommen, dass er hier sein könnte?«
    Diese Frage konnte nur ein Polizist stellen. Ich überlegte kurz, ob ich sie beantworten sollte, aber ein unbestimmtes Gefühl hielt mich davon ab.
    »Keine Zeit«, sagte ich knapp. »Schließlich haben wir noch eine Kleinigkeit zu erledigen, bevor es hell wird. Gehen wir.«
    Sean zuckte mit den Achseln, drehte sich wortlos um und schob die Tür auf. Mit dumpfem Knarren glitt sie zurück.
    Ich steckte den Revolver weg und folgte ihm. Ich hoffte nur, dass es kein Fehler war, Sean zu vertrauen.
     
    »Hier entlang«, sagte Richardson. »Und beeilen Sie sich.« Howard nickte und folgte ihm schweigend. Es war ihm nicht wohl dabei, durch einen Geheimgang in den Besitz von Baltimore einzudringen, aber Richardson hatte ihm versichert, dass es der schnellste und sicherste Weg war, um direkt zum Doktor zu kommen.
    Der lange Fußmarsch hatte Howard mehr erschöpft, als er sich eingestehen wollte. Auch Rowlf machte keinen frischen Eindruck mehr. Die Brandverletzungen, die er sich in Durness zugezogen hatte, wären für einen weniger robusten Mann als Rowlf tödlich gewesen. Obwohl er sich in den letzten Wochen sehr geschont hatte, war er noch nicht vollständig genesen.
    Howard drückte die Tür hinter sich ins Schloss und sah sich in dem flackernden Licht der Fackel, die Richardson entzündet hatte, um.
    Vor ihnen erstreckte sich ein langer, in den Stein geschlagener Gang, der steil nach oben führte. Auf dem staubbedeckten Boden waren keine Fußspuren zu erkennen, die darauf hingedeutet hätten, dass der Gang regelmäßig benutzt wurde.
    »Und hier kommen wir direkt zu Baltimore?«, fragte er zweifelnd.
    Richardson nickte knapp. »Wir sollten uns beeilen«, sagte er nervös. »Der Tunnel ist noch in der Zeit angelegt worden, als König Richard mit seinen Kreuzzügen beschäftigt war. Ich traue der ganzen Konstruktion nicht.«
    »Ich trau auch manchem nich«, knurrte Rowlf.
    Richardson drehte sich zu ihm um. »Meinen Sie mich damit?«, fragte er scharf.
    Rowlf zuckte mit den Achseln.
    »Ich habe Ihnen doch erklärt, warum wir den Geheimtunnel benutzen
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