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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihnen gesellt hätte, schwach erst, aber mit einer Andeutung geballter Kraft; wie eine unsichtbare Faust, die sich über ihnen ballte.
    Lyssa nickte, breitete die Hände über ihrem Opfer aus, und fragte: »Bist auch du bereit, Opfer des Ti’lar’min, die du uns aus dem Dunkel hinaus zur Helligkeit führen wirst?«
    Ihre Stimme schien gar nicht mehr ihr zu gehören, die Worte flossen wie von selbst von ihren Lippen. Zwischen ihren Händen breitete sich ein irisierender Schimmer aus, ein fast unmerkliches Flackern; wie ein Elmsfeuer.
    Mrs. Sunday schob sich bis an den äußersten Rand des Altars zurück und presste sich gegen die Wand. In ihren Augen flackerte Wahnsinn, aber noch verfügte sie über genug Selbstbeherrschung, um langsam den Kopf zu schütteln. Das, was um sie geschah, musste ihr Begriffsvermögen bei weitem übersteigen.
    »Pri«, sagte sie flehend, »hör bitte auf, hör bitte sofort auf. Ich werde auch dem Doktor nichts sagen.«
    Ihr Blick heftete sich an Lyssas Augen, aber was sie darin las, schien ihre Hoffnungen vollends zu zerstören.
    »Das könnt ihr doch nicht tun, ihr Bestien«, keuchte sie. Ein heftiges Zittern schüttelte ihren Körper. »Ich habe euch doch nichts getan …«
    Sie brach abrupt ab, als Santers das Messer hob. Die Kerze flackerte und warf die bizarren Schatten der Männer auf die gegenüberliegende Wand. Mrs. Sunday stieß einen kleinen, spitzen Schrei aus und schlug die Hände vor den Mund.
    Das flackernde Licht gaukelte ihr irgendetwas vor, was sich aus dem Hintergrund des Raumes löste, etwas Großes, Massiges mit Hörnern und …
    »O mein Gott«, stöhnte Mrs. Sunday.
    »Wehre dich nicht«, sagte Lyssa sanft. »Du bist Ti’lar’min geweiht und er wird dich zu sich holen, um uns Freiheit und Kraft zu geben.«
    »Ich bringe euch hier raus!«, schrie Mrs. Sunday. »Aber schützt mich vor diesem Ding!«
     
    Sean richtete sich wieder auf und nickte mir zu.
    »Die Tür ist offen. Und was nun?«
    Ich winkte ungeduldig mit dem Revolver. »Gehen Sie rein. Aber machen Sie keinen Krach. Ich möchte nicht, dass man uns frühzeitig entdeckt.«
    »Frühzeitig entdeckt?« Sean kniff die Augen zusammen. »Was suchen Sie überhaupt da drinnen? Sie haben es nicht zufällig auf die Wertsachen abgesehen, nein?«
    »Reden Sie keinen Quatsch«, fuhr ich ihn an. »Meinen Sie, dann würde ich mich mit Ihnen abgeben? Wenn ich hätte einbrechen wollen, hätte ich mir einen besseren Zeitpunkt ausgesucht.«
    »Und als was bezeichnen Sie unser – eh – Eindringen zu nächtlicher Stunde?«, wollte Sean wissen.
    Er trat einen halben Schritt vor und ich begriff, dass er mich mit seinen Anschuldigungen nur ablenken wollte. Sean hatte augenscheinlich nicht vor, sich widerstandslos von mir herumkommandieren zu lassen. Wenn ich nicht aufpasste, war ich den Revolver bald wieder los.
    »Ich weiß nicht, was ich mit Ihnen machen soll«, presste ich hervor. Ich war es Leid, meine Zeit mit Reden zu verplempern; andererseits konnte ich Sean auch nicht einfach hier stehen lassen und allein weitergehen. Bevor ich nicht wusste, wer er war, musste ich mich vor ihm in Acht nehmen, als sei er der Teufel persönlich.
    »Eins kann ich Ihnen jedenfalls versichern«, fügte ich hinzu, als er seinen rechten Fuß wieder ein Stück nach vorn schob, »wenn Sie auch nur noch eine falsche Bewegung machen, werde ich meine Rücksicht vergessen. Selbst wenn nachher das ganze Haus über mich herfallen sollte, werde ich Ihnen eine verpassen. Wie würde Ihnen eine Kugel im Knie gefallen?«
    Sean blieb abrupt stehen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er sich bewusst, dass ich keine leeren Drohungen ausstieß. Ich selbst war mir zwar nicht so sicher, ob ich von der Waffe Gebrauch machen würde, aber das stand auf einem anderen Blatt.
    »Bevor wir gehen, möchte ich noch eine Kleinigkeit von Ihnen wissen«, sagte ich leise. »Wer sind Sie und was suchen Sie hier?«
    »Ich dachte, Sie hätten es eilig«, wich Sean aus.
    »Allerdings«, brummte ich und richtete den Lauf des Revolvers auf seinen Kopf. »Deswegen würde ich Ihnen raten, mir meine Frage ohne viel Umschweife zu beantworten.«
    »Na schön.« Sean zuckte mit den Achseln. »Ich nehme zwar an, dass ich Ihnen nichts Neues sage, da Sie mich ja bereits beim Namen kannten, aber bitte sehr. Mein voller Name lautet Sean Moore, und ich bin Mitglied einer Spezialabteilung der Polizei Ihrer Majestät.«
    »Scotland Yard?«, entfuhr es mir.
    »Ganz recht«, nickte Sean.
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