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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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könnte. »Aber an sich dürfte hier niemand sein …«, fuhr er fort.
    »Und schon gar nicht jemand, der schreit«, beendete Howard seinen Satz.
    Richardson zuckte mit den Achseln. Er schien einen Entschluss gefasst zu haben.
    »Kümmern wir uns nicht weiter darum«, sagte er. »Wir sollten so schnell wie möglich Baltimore aufsuchen und ihm von Robert und diesen … Geräuschen erzählen. Er wird alles weitere in die Wege leiten. Sein Personal ist außerordentlich tüchtig.«
    »Einverstanden«, sagte Howard.
    Er wollte sich schon wieder in Bewegung setzen, aber Richardson hielt ihn am Ärmel zurück.
    »Was … was ist das?«, keuchte er.
    Jetzt hörte es auch Howard. Es war ein hohes, feines Singen, das die Wände zu durchdringen schien und auf sie zuhielt. Die Fackel warf unruhige Schatten auf Boden und Wände. Ein eisiger Luftzug ließ Howard frösteln und dann …
    Ein Geräusch, wie ein entferntes Husten. Grobe, tapsige Schritte, ein dumpfes Grollen …
    Howard wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück. Er erwartete, jeden Moment etwas vor sich im Gang erscheinen zu sehen, einen gigantischen Schatten, der auf ihn zuhielt, oder sonst ein gewaltiges, bösartiges, fremdes Wesen …
    Der Boden unter seinen Füßen zitterte. Es musste dicht vor ihnen sein. Und es kam auf sie zu.
    Richardson schrie auf. Die Fackel in seiner Hand zitterte. Er stand nur wenige Schritte vor Howard, aber er war näher an der Geräuschquelle als dieser. Und womöglich sah er schon, was da auf sie zukam.
    Er taumelte zurück. Die Fackel entglitt seinen Händen und schlug auf dem Boden auf. Es zischte, Funken stoben empor und dann erlosch die Fackel. Dunkelheit schlug wie eine finstere Woge über ihnen zusammen.
    Howard durchsuchte mit zitternden Fingern seine Jackentasche und brachte ein Streichholzheftchen zum Vorschein. Er erwartete jeden Augenblick, glühende Augen vor sich auftauchen zu sehen, von gewaltigen Klauen gepackt zu werden.
    Aber nichts geschah.
    Er riss das Streichholz über die Reibfläche, ein-, zwei-, dreimal, und endlich flammte der Schwefelkopf auf. Ein dünner Lichtschein fiel auf den Gangboden vor ihm und auf Richardson, der sich mit vor Schreck erstarrtem Gesicht gegen die Wand presste. In seinen Augen stand ein Ausdruck unglaublicher Panik. Aus seinen Mundwinkeln tropfte Speichel.
    »Was war das?«, fuhr ihn Howard an.
    Bevor Richardson antworten konnte, erlosch das Streichholz mit einem letzten Aufflackern. Howard stieß einen unterdrückten Fluch aus und entzündete ein zweites Zündhölzchen.
    In seinem Lichtschein suchte er die Fackel und steckte sie mit Hilfe weiterer Streichhölzer an. Rowlf kümmerte sich in der Zwischenzeit um Richardson. In dem Gesicht des Kaufmanns zuckte unkontrolliert ein Muskel und in seinen Augen standen Tränen.
    »Was war das?«, fragte Howard nochmals.
    »Ich … ich weiß nicht«, stöhnte Richardson. »Ein … ein … ich weiß es nicht …«
    Er schluckte krampfhaft, schüttelte Rowlfs Hand ab und löste sich von der Wand. Seine Bewegungen hatten etwas Fahriges und Unbestimmtes, wie es Howard schon mehrmals an Menschen beobachtet hatte, die einen schweren Schock erlitten hatten. Das, was er gesehen hatte, war jedenfalls keine natürliche Erscheinung gewesen.
    Und womöglich war es noch immer in der Nähe …
    »Lassen Sie mir eine Minute«, bat er. »Ich muss … erst wieder zu mir kommen.«
    »Ich hoffe, uns bleibt soviel Zeit«, murmelte Howard.
    Er versuchte seine Nervosität zu überspielen, aber auch ihm steckte der Schreck in den Gliedern. Die Fackel in seiner Hand zitterte merklich und sein Herz schlug wie rasend. Er hoffte nur, dass das, was Richardson zu Gesicht bekommen hatte, nicht noch einmal auftauchte.
    »Wir müssen … weiter«, stieß Richardson hervor. Er schien genauso wie Howard zu spüren, dass sie besser so schnell wie möglich von hier verschwanden.
    »Was wa’n das?«, fragte Rowlf.
    »Ersparen Sie mir eine Beschreibung«, flüsterte Richardson. Er schlug die Hände vor sein Gesicht. »Mein Gott.«
    Howard nickte schweigend. Er ahnte, dass der Schock den Kaufmann fast um den Verstand gebracht hatte. Vielleicht war es besser, wenn er verschwieg, was er gesehen hatte.
    Er bedeutete Rowlf mit einer Handbewegung, Richardson zu helfen, und setzte sich dann, mit der Fackel in der Hand, wieder in Bewegung. Seine Sinne waren aufs Äußerste gespannt, aber er hörte und sah nichts, was auf die Anwesenheit irgendeiner Monstrosität hindeutete.
    Sie erreichten
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