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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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tänzelte zur Seite.
    »Priscylla!«, rief ich. »Lauf! Rette dich!«
    Ein harter Stoß warf mich zurück. Sean packte mich bei den Schultern und warf mich zu Boden.
    Ich schlug schwer auf den Rücken. Für eine kurze, schreckliche Sekunde sah ich Seans massigen Körper über mir und die Mordgier in seinen Augen. Ich warf mich verzweifelt zur Seite, gerade noch rechtzeitig, um einem Fußtritt zu entgehen.
    Mit einem Satz war ich wieder auf den Füßen. Aber ich spürte, dass ich diesen ungleichen Kampf nicht mehr lange durchstehen würde.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Priscylla immer noch am Altar stand. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich, sie würde meinen Kampf mit Sean benutzen, um das Opfer zu vollziehen. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass damit der Tod der armen Frau gemeint war, die tatenlos das Chaos um sich verfolgen musste.
    Ich blockte Seans nächste Schläge ab, konnte aber nicht verhindern, dass er mich immer weiter zurücktrieb. Mit einem verzweifelten Satz sprang ich nach rechts und traf ihn in die Seite. Durch mein Handgelenk fuhr ein stechender Schmerz. Sean schwankte und stieß keuchend die Luft aus, das war alles.
    Mit einem wütenden Knurren drang er auf mich ein. Ein harter Faustschlag durchbrach meine Deckung und schleuderte mich zurück.
    Ein zweiter Schlag traf mich im Magen und ließ die Welt um mich in einer Woge von Schmerz explodieren. Feurige Schleier tanzten vor meinen Augen. Eine Welle der Übelkeit übermannte mich, aber das Schlimmste war das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
    In diesem Moment peitschte ein Schuss durch den Raum. Sean griff sich an die Brust, starrte ungläubig auf das Blut, das zwischen seinen Fingern hervorquoll, und brach langsam in die Knie.
    Ich holte keuchend Luft, presste die Hand auf den Magen und wandte mich zur Tür.
    Ein Mann stand im Eingang, vielleicht sechzig Jahre alt, mit einem hastig übergeworfenen Mantel über dem Nachthemd. Er hielt ein Jagdgewehr in den Händen. Aus dem Lauf kräuselte sich dunkler Rauch.
    »Dr. Gray«, krächzte ich.
     
    Vorsichtig kniete ich neben Priscylla nieder und berührte ihren Arm. Sie hielt noch immer den Dolch umklammert, aber sie würde ihn nicht mehr benutzen. Kurz nachdem Dr. Gray den Amok laufenden Sean niedergeschossen hatte, war sie zusammengebrochen. Seitdem war sie bewusstlos.
    »Nehmen Sie ihr den Dolch ab«, sagte der Mann, den ich bislang unter dem Namen Dr. Gray gekannt hatte.
    Es war eine Überraschung für mich, zu erfahren, dass er mit Baltimore identisch war. Er hatte sich keine große Mühe gemacht, mir zu erklären, warum er bei unserem ersten Treffen einen falschen Namen verwandt hatte.
    Aber das war auch nicht nötig. Ich ahnte den Grund sowieso. Unsere Feinde waren mächtig und verfügten über jede Möglichkeit zur Täuschung. Wenn wir, die wenigen Menschen, die in die Geheimnisse der Weißen Magie eingeweiht waren, überleben wollten, mussten wir alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen treffen.
    »Tu, was er sagt«, murmelte Howard. Er wirkte blass und übernächtigt und er schien überhaupt noch nicht begriffen zu haben, wie Sean hierherkam und was er für eine Rolle gespielt hatte.
    Ich strich über Priscyllas Arm. Sie schien unter meiner Berührung zu erschauern, aber immer noch wirkte ihr Gesicht grau und eingefallen.
    »Mach dir keine Sorgen, mein Junge«, sagte Dr. Gray/Baltimore. »Sie wird bald zu sich kommen.«
    Ich wollte ihn schon fragen, wie er dessen so sicher sein konnte, aber dann beließ ich es bei einem flüchtigen Kopfnicken. Ich bog vorsichtig Priscyllas Finger zurück und nahm den Dolch in die Hand. Er war warm, wärmer als Priscyllas Körper, und fast schien es mir, als wolle er sich meinem Griff entziehen. Ich umklammerte ihn mit aller Kraft und erhob mich.
    »Wirf ihn auf den Boden«, sagte Dr. Gray ungeduldig.
    Ich zuckte mit den Achseln und folgte seiner Aufforderung. An der Stelle, wo der Dolch auf den Boden aufschlug, flammte ein kurzer, blendend heller Blitz auf, dann war er verschwunden.
    »Das … das kann doch nicht sein«, entfuhr es mir.
    »Gerade du solltest es besser wissen«, sagte Dr. Gray kühl. Er warf einen nachdenklichen Blick auf die Frauengestalt zu meinen Füßen.
    »Ich werde mich etwas intensiver um Priscylla kümmern müssen«, fuhr er fort.
    »Ach ja?«, fragte ich. »Ich bin mir dessen noch gar nicht so sicher.«
    Howard räusperte sich und warf mir einen eindringlichen Blick zu. »Kannst du mir jetzt vielleicht mal
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