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Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns

Titel: Hexer-Edition 04: Tage des Wahnsinns
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und ihn fragen, ob auch er es gesehen hatte, aber ich kam nicht mehr dazu.
    Ein Geräusch vor mir lenkte mich ab.
    Irgendetwas krachte fürchterlich, dann stoben Funken auf. Eine Tür wurde aufgerissen. Blendende Helligkeit überschüttete mich. Eine dunkle Gestalt erschien im Rahmen, kaum zwei, drei Meter von mir entfernt.
    Ich war viel zu verwirrt, um reagieren zu können. Fassungslos starrte ich auf den Dolch, den der Mann vor mir in den Händen hielt. Sein bleiches Gesicht war zu einer Grimasse des Schreckens verzerrt. In seinen Augen funkelte Wahnsinn.
    »Santers«, keuchte Sean hinter mir.
    Der Mann sah an mir vorbei. Er schien Sean erst jetzt entdeckt zu haben. Seine Augen weiteten sich. Speichel rann seine Mundwinkel hinab.
    »Andara«, keuchte er. Er hob den Dolch. Seine Bewegungen wirkten hölzern und abgehackt und trotzdem zielstrebig.
    Für eine endlose Sekunde war ich wie gelähmt vor Schrecken. Santers war der Mann, hinter dem Sean her war … Sean!?! War der Mann in meiner Begleitung wirklich Sean, oder war es Roderick Andara, mein Vater?
    Ich weigerte mich, Santers Ausruf für wahr zu nehmen. Ich hatte Sean gefragt, wer er war, und er hatte die Wahrheit gesagt. Wenn er gelogen hätte, wenn sich Andara in ihm verbarg, hätte ich es spüren müssen.
    Santers machte einen Schritt auf mich zu. Der Dolch in seiner Hand blitzte auf. Ich wusste, dass er es nicht auf mich abgesehen hatte, und ich wusste, dass Priscylla hinter ihm im Raum war. Mit einem Satz war ich an ihm vorbei … und erstarrte.
    An der gegenüber liegenden Wand stand ein hölzerner Altar, auf dem eine Frau lag. Sie wies keine Zeichen äußerer Gewaltanwendung auf, aber in ihrem Blick las ich Entsetzen und unvorstellbares Grauen.
    Priscylla stand neben ihr. Sie hielt, wie Santers, einen Dolch in der Hand. Ihr Gesichtsausdruck wirkte starr und kalt. Die Spitze des Dolches zielte auf die Kehle der Frau. Als sie mich bemerkte, drehte sie sich langsam zu mir um. Ihre halb geschlossenen Augen öffneten sich vollends und sie musterte mich mit einem Blick voller Hass und Verachtung.
    »Kommst du also auch?«, fragte sie. »Glaubst du, das Opfer aufhalten zu können, das wir Ti’lar’min darbringen werden?«
    »Priscylla«, krächzte ich.
    Ich war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Ich hatte damit gerechnet, Priscylla in Gefahr vorzufinden. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie an Stelle der fremden Frau auf dem Altar gelegen hätte. Aber dass sie mich wie einen Feind empfing …
    »Acorn«, zischte Priscylla.
    Ihre Haare flatterten bei der abrupten Kopfbewegung, mit der sie sich dem Mann zuwandte, der auf der anderen Seite des Altars stand. Ich hatte ihm bis jetzt noch keine Aufmerksamkeit geschenkt. Auf den ersten Blick sah er vollkommen normal aus, aber bei genauerem Hinsehen wirkte er auf eine schwer zu beschreibende Art krank.
    Acorn bedurfte keiner weiteren Aufforderung. Er machte aus dem Stand einen Satz auf mich zu. In seinen Bewegungen war etwas ungeheuer Kraftvolles, das nicht zu seinem unscheinbaren Körperbau passen wollte.
    Es dauerte einen Moment, bevor ich begriff, dass er es auf mich abgesehen hatte. Ich hielt noch immer den leergeschossenen, vollkommen nutzlosen Revolver in der Hand. Selbst wenn ich Munition mit mir geführt hätte, hätte ich keine Zeit mehr gefunden, sie einzulegen.
    Mit einem verzweifelten Satz sprang ich zur Seite. Acorn taumelte, von seinem eigenen Schwung getragen, an mir vorbei. Aber ich bekam keine Zeit zum Atem schöpfen.
    Mit einem Aufschrei fuhr er wieder herum. Irgendetwas blitzte in seiner Hand und fuhr scharf und reißend an meiner Wange entlang.
    Ein Messer!
    Ich hatte nicht einmal gesehen, dass er die Waffe hervorgerissen hatte. Ein scharfer Schmerz lähmte meine linke Gesichtshälfte, warmes Blut lief über meine Wange.
    Er setzte nach. Mit wütenden Stichen trieb er mich gegen die Wand. Ich hatte alle Mühe, der tanzenden Klinge auszuweichen.
    Er ließ mir keine Gelegenheit für einen Gegenangriff oder ein weiteres Ausweichmanöver. Instinktiv versuchte ich mich zu wehren, aber Acorn war ein wahrer Meister in der Handhabung seiner Waffe. Ich duckte mich unter dem nächsten Stich weg und versuchte seitwärts zu entkommen, aber er war schneller. Seine Faust zuckte vor und schleuderte mich zurück.
    Ich stieß keuchend die Luft aus. Mit der Wand im Rücken hatte ich kaum mehr eine Chance, einem schnellen Messerstich zu entgehen. Vor meinen Augen tanzten blutige Schleier. Die Luft brannte wie
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