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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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älterem Sohn Eli, der im letzten Augenblick brennend von einem gewaltigen magischen Bussard aus dem Schwarzen Feuer davongetragen worden war.
    Niemand hatte seither mehr einen Deveraux gesehen.
    Das Kreischen eines Vogels hallte durch den Donner. Holly blickte auf und kniff gegen den Regen die Augen zusammen. Eine Schar schwarzer Vögel kreiste und flatterte im starken Wind. Ihre Augen blitzten, ihre blauschwarzen Flügel schlugen gegen den Sturm an.
    Es waren Bussarde.
    Holly eilte weiter und erreichte die Wohnung, ohne von den Vögeln entdeckt zu werden - zumindest hatte es den Anschein, als sei dieses Gebet erfüllt worden. Amanda öffnete die Tür, ehe Holly klopfen konnte. Wie Holly wirkte auch Amanda erwachsener, ihr Gesicht war schmaler, das mausbraune Haar von der Sommersonne mit blonden Strähnchen durchzogen. Sie war nicht mehr die »langweilige« Zwillingsschwester, die neben der lebhaften, dramatischen Nicole verblasste. Sie war stark und weise - in magischer Hinsicht eine Priesterin. Holly war zutiefst dankbar dafür, dass Amanda da war.
    »Hast du... bist du sicher hergekommen?«, fragte Amanda, als sie die klatschnasse Holly sah.
    »Das Auto war ein zu leichtes Ziel«, entgegnete Holly. »Ich bin zu Fuß gegangen.«
    »Hast du immer noch keinen Besen?« Das war Kari, die ziemlich verängstigt wirkte. Holly verzieh ihr die spitze Bemerkung, aber sie hatte die vielen Spitzen satt, die Kari im Lauf der vergangenen Monate auf sie abgeschossen hatte.
    Sie hasst mich, dachte Holly. Sie gibt mir die Schuld an Jers Tod.
    Und sie hat recht. Ich habe ihn getötet.
    Holly räusperte sich, als die anderen sich um sie versammelten. Alle sahen sie erwartungsvoll an, als wüsste sie, was jetzt zu tun war. In Wahrheit hatte sie keine Ahnung.
    »Wir sollten einen Kreis bilden. Wer will heute Abend unser Arm des Gesetzes sein?«, fragte sie und sah die drei Männer in der Gruppe an. Wie in vielen Wicca-Traditionen übten auch in Hollys Zirkel die Frauen die Magie aus, während die Männer den Kreis vor Unheil schützten. Diejenige, die den Ritus anführte, war die Hohepriesterin des Covens. Ihr männliches Gegenstück nannte man den »Langen Arm des Gesetzes«. Im Cathers-Anderson-Coven wehrte er alles Böse mit einem prachtvollen alten Schwert ab, das Tante Cecile bei einem Antiquitätenhändler entdeckt hatte. Der Coven hatte es mit magischer Macht versehen.
    Ich werde als Arm des Gesetzes dienen, sagte Tommy und neigte den Kopf.
Dann knie nieder, wies Holly ihn an, und empfange meinen Segen.
Er ließ sich auf die Knie nieder. Amanda trat mit einer wunderschön geschnitzten Holzkelle voller Öl vor, in dem Hollys magisches Lieblingskraut schwamm: Rosmarin. Das Kraut wurde mit Erinnerung und Gedenken assoziiert - Holly konnte immer noch kaum fassen, dass das magische Blut der Cahors seit Jahrhunderten in den Adern ihrer Familie floss, doch jede Erinnerung daran verloren gegangen war.
Holly hielt die Hände über das Öl und rief stumm die Göttin an, während Silvana dem Zirkel das Schwert präsentierte und es dann Tommy in die Hände drückte. Es bestand aus Bronze und war sehr schwer. Runen und Sigillen waren in das Heft getrieben und mit Säure in die Klinge geätzt, doch niemand im Coven - nicht einmal Kari, die als Doktorandin sehr viel über diverse magische und volkskundliche Traditionen wusste - hatte auch nur eine davon entziffern oder übersetzen können.
Tommy atmete tief ein und aus, wurde eins mit dem Schwert und mit Hollys rhythmischen Atemzügen. Die Übrigen nahmen ihre Plätze um Holly und Tommy herum ein und bildeten ein lebendiges, vereintes magisches Wesen.
Wir sind eins, dachte Holly. Wir besitzen eine Macht, über welche die Deveraux nicht verfügen. Wir versuchen, unsere Barrieren durch Liebe zu überwinden und vollkommen als Gemeinschaft zu arbeiten. Ihr System beruht auf Macht - darauf, sie anderen zu entreißen und um jeden Preis daran festzuhalten. Und ich muss daran glauben, dass die Liebe stärker ist als ihre Gier.
Ich segne deine Stirn, auf dass die Göttin dir Weisheit bringt, sagte sie und malte mit Öl ein Pentagramm auf seine Stirn.
Ich segne deine Augen, auf dass dein Blick alles durchdringt. Sie tupfte etwas Öl auf seine Lider.
Ich segne deine Sinne, auf dass du höllischen Schwefel witterst. Sie strich Öl auf seine Nase.
Sie segnete seinen Mund, damit er den Zirkel im Falle eines Angriffs warnte. Sie segnete sein Herz, um ihm Mut zu verleihen, und seine Arme, damit er die Kraft
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