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Hexentochter

Hexentochter

Titel: Hexentochter
Autoren: Nancy Holder , Debbie Viguié
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College auch einer von vielen Träumen war, die sie selbst an dem Tag hatte begraben müssen, als sie von ihrem Hexen-Erbe erfahren hatte. Und davon, dass andere Leute mich umbringen wollen.
    Sie seufzte schwer. Der Tag war sogar noch schlimmer geworden, als sie nach dem Anwalt das Krankenhaus angerufen hatte, um sich nach Barbara zu erkundigen. Die Auskunft lautete fast jede Woche gleich: keine Veränderung. Aber diesmal hatte sie etwas gespürt, eine gewisse Beunruhigung in der Stimme des Arztes, die sie vor sieben Tagen noch nicht gehört hatte. Irgendetwas stimmte nicht - sie konnte es fühlen. Sie war sicher, dass es Barbara irgendwie schlechter ging. Und die Ärzte wollen es nicht zugeben.
    Sie spürte, wie sie zu zittern begann. Barbara war ihre letzte Verbindung zu ihrem wahren Zuhause, ihren Eltern, ihrer Kindheit. Schon ein halbes Dutzend Male hatte sie sie besuchen wollen, um sich zu vergewissern, dass Barbara wirklich noch lebte. Doch es gab immer weitere Zauber zu lernen, mehr schützende Rituale durchzuführen. Und in ihrem Hinterkopf steckte die tiefe, dunkle Furcht, dass Barbara sterben könnte, wenn Holly ihr zu nahe kam. Alles, was ich liebe, vergeht.
    Also war sie ans Meer gegangen, um sich in seiner Weite zu verlieren und seinen Trost zu suchen. Die See hatte sie schon oft getröstet, und sie betete darum, dass es ihr auch heute gelingen würde.
    Die Wellen griffen sacht nach ihr und kitzelten sie an den Zehen, zart und verführerisch. Das Wasser umgarnte sie, näher zu kommen, es zu erkunden, sich mit ihm und seiner Macht zu vereinen. Ein verlockendes Angebot von einem stürmischen Liebhaber. Doch Holly wusste, dass das Meer in einem Augenblick zärtliche Versprechungen flüstern und im nächsten über einen herfallen konnte. Es veränderte sich binnen Sekunden und tötete mit Leichtigkeit.
    Kehre ihm niemals den Rücken zu. Das hatte ihr Vater ihr eingeschärft, als sie fünf Jahre alt gewesen war. Sie hatte seit einer Stunde in den Wellen herumgeplanscht, als ihre Mutter sie herausrief, um mehr Sonnencreme aufzutragen. Holly hatte sich umgedreht und versucht, auf den Strand zu laufen. Eine riesige Welle war wie aus dem Nichts erschienen und hatte sie umgeworfen. Der Sog hatte an ihrem Körper gezerrt und gedroht, sie mit hinaus aufs Meer zu ziehen. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich dagegen gewehrt hatte, aber die Strömung war zu stark für sie gewesen. Sie hatte nicht aufstehen oder den Kopf aus dem Wasser heben können.
    Daddy war in die Wellen gesprungen, hatte sie hochgerissen und vorsichtig aus dem Wasser getragen, wobei er die ganze Zeit über rückwärtsgegangen war. Er hatte sie verängstigt und weinend in die schützenden Arme ihrer Mutter gedrückt. Den Ausdruck in seinen Augen, als er sich zu ihr hinabgebeugt hatte, würde sie nie vergessen.
    Du darfst dem Meer niemals den Rücken zuwenden, Holly. Es ist schön, aber es ist auch sehr gefährlich.
    Sie erschauerte, als ein eisiger Wind ihr ins Gesicht schlug und eine Welle über ihre Knöchel schwappte. Unwillkürlich wich sie einen Schritt zurück. Eine weitere Welle erreichte sie, und sie machte einen Satz rückwärts. Das Geräusch des Ozeans veränderte sich - statt eines sanften Rauschens hatte sie auf einmal ein dumpfes Brüllen in den Ohren.
    Sie war überrumpelt und hatte keine Zeit mehr zu reagieren, ehe eine neue Woge gegen sie krachte, sie augenblicklich hüfthoch in eiskaltes Wasser tauchte und mit unsichtbaren Händen an ihr zog.
    Der Sog zerrte an ihr, und sie verlor beinahe den Boden unter den Füßen, als sie rücklings taumelte und ihr Schreck in Angst umschlug. Du bist nicht mehr fünf!, schrie ihr Verstand ihr zu, während sie versuchte, den Strand zu erreichen. Doch schon brach sich die nächste Welle an ihrer Brust. Sie riss sie von den Füßen und zog sie mehrere Meter vom Strand fort.
    Ich werde aufs Meer hinausgespült! Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein!
    Ihr langer Rock wickelte sich um ihre Beine und fesselte sie wie zu einem Meerjungfrauenschwanz. Ihre Arme hingen wie tote Gewichte in der schweren Jacke. Sie konnte sich kaum rühren, von Schwimmen ganz zu schweigen.
    Ein frischer Schwall Panik brachte endlich Konzentration. Ich muss aus den Klamotten raus.
    »Göttin, verleih mir Kraft im Kampf und im Angesicht des Todes«, murmelte sie einen Schutzzauber. Ob der funktionierte oder ihr der Gedanke Auftrieb verlieh, dass sie niemals wirklich allein war - sie schaffte es, erst einen Arm und dann den
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