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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein
Autoren: Jakob Maria Soedher
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keine Hand, hob nur das Kinn und warf von oben herab einen Blick auf den Artikel. »Das war schnell geschehen. Schöne Sache und gut bezahlt. Ich liebe alte Mühlen, wissen Sie.«
    »Alte Hufeisen auch, oder?«, kam es aus der Ecke.
    Schielin war es etwas zu früh, aber egal. Er sah, wie Nora Seipps Augen enger wurden und auf ihrem Gesicht eine etwas spöttische Miene erschien. Es war keine lockere Unterhaltung, wie es vielleicht am Anfang hätte den Anschein haben können. Und Nora Seipp war auch nicht einer lockeren Unterhaltung wegen hierhergekommen. Dazu hätte sie den Aufwand mit ihrem Äußeren gewiss nicht betrieben.
    Sie fragte etwas spöttisch: »Hufeisen?«
    Jasmin Gangbacher holte aus der Schachtel eines der Hufeisen hervor, die in einer der Feuerstellen gefunden worden waren und schob es über Tisch. Ein klirrend, kratzendes Geräusch entstand. Nora Seipp schenkte dem Eisenteil einen mitleidigen Blick und nahm geringe Korrekturen ihrer Haltung vor: Beine übereinandergeschlagen, Hände gefaltet, aufrechte Sitzhaltung, Kopf hoch.
    Schielin machte weiter. »Nochmals zurück zu Ihren Motivationskursen. Könnte man diese auch als … Zauber- und Beschwörungsveranstaltungen bezeichnen?«
    Sie hob ihre Unterarme an und legte die Finger beider Hände aufeinander. »Beim dritten Mal wird alles ernst, nicht wahr. Herr Schielin. Zu Ihrer Frage – wenn es so wäre, so handelte es sich doch eindeutig um nichts Verbotenes, oder? Ich weiß gar nicht, was das hier soll?« Fast angeekelt sah sie auf Hufeisen und Flyer.
    »Also ich weiß schon, was das hier soll. Es ist doch nicht gänzlich von der Hand zu weisen, dass jemand, der als Zauber- oder Hexenmeisterin unterwegs ist, sogar Kurse darüber gibt, wie man einen Bann spricht, wie man Dinge und Menschen mit einer Magie belegen kann, dass so ein Mensch durchaus Interesse an so einem Buch wie den Sieben Martern haben könnte. Ich halte das für eine völlig logische Schlussfolgerung.«
    »Logisch hin oder her. Wer derartige Künste unterrichten kann, bräuchte das Buch nicht mehr«, lautete ihre Antwort.
    Schielin blieb gelassen. »Sie haben ganz schön gezündelt in letzter Zeit. Wozu das alles, und aus welchem Grund die Blutkreuze und das grausige Töten der Tiere, aus welchem Grund?«
    Sie hob wieder ihr Kinn. »Sie verstehen doch sicher, dass ich mich mit Ihnen nicht über Zusammenhänge unterhalten möchte, zu denen Ihnen jeglicher Zugang fehlt und die für die Schaffung Ihrer Art von Wahrheit auch nicht von Belang sind. Sie leben in einer Welt des vermeintlich Tatsächlichen, basteln das, was Sie Beweise nennen, zusammen, um Ihre Verdachtsfantasien letztendlich zu einer Form von Wahrhaftigkeit werden zu lassen. Es gibt aber andere Welten, die anders zusammengesetzt sind und auf andere Weise funktionieren. Ich finde, jeder sollte in seiner Welt bleiben, dann gibt es keine Probleme.«
    Schielin beugte sich nach vorne. »Ach so! Mit Brunnenfröschen kann man also nicht über den Ozean reden.«
    Sie senkte leicht den Kopf und sah Schielin an, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Durchaus imposant, wie Schielin fand.
    »Frau Seipp! Wir befinden uns aber nun einmal hier in der vermeintlichen Tatsachenwelt, und die Menschen in dieser Welt möchten nicht, dass ihresgleichen erstochen wird. Ich darf hier auch persönlich etwas beisteuern. Ich finde an der Tatsache, dass an meinem Birnbaum eine tote Katze hängt und an meiner Haustüre ein Blutkreuz geschmiert ist, nichts, aber auch gar nichts, was ich an der von Ihnen so nebulös beschriebenen anderen Welt wertschätzen könnte!«
    Sie reagierte nicht. Wenzel betrat, kurz nachdem Schielin geendet hatte, den Raum. Er nahm die gespannte Stimmung wahr, zwinkerte Schielin fröhlich zu und legte einen Karton auf den Tisch. Eine klare Plastiktüte schaute heraus. Er setzte sich an die untere, schmale Tischseite und sagte dabei fröhlich: »Ah, die Hexenmeisterin, willkommen in Gandalfs Höhle.« Ein böses Lachen ließ er noch hören.
    Sie drehte nur leicht den Kopf und funkelte ihn mit ihren grünen Augen an.
    Welchen Zauber sie wohl gerade wirken lässt?, dachte Schielin. Wenzel musste wohl den gleichen Gedanken gehabt haben und fragte mit angstschwangerer Stimme: »Und … verwandeln Sie mich jetzt in ein Eichhörnchen, huu?«
    »Ist das denn noch nötig«, sagte sie kalt und schnell und wendete sich Schielin wieder zu.
    Wenzel nahm die Strafe, sie unterschätzt zu haben, gelassen hin.
    Schielin machte weiter. »Kommen
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