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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein
Autoren: Jakob Maria Soedher
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aufeinander. Über Wenzels Gesicht huschte ein Lächeln. Schielin sah Nora Seipp eindringlich an und Lydia Naber sagte scharf: »Das Geld ist aber weg! Das viele Geld ist weg!«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Aber von dem Geld wussten Sie!«
    Nora Seipp begriff langsam, dass mit dem Geld ein Problem verbunden war.
    Schielin nahm das Wort wieder auf. »Gundolf Kohn war am Montagvormittag auf der Bank und hat das Geld abgehoben. Er hatte sonst nie so viel Geld in bar zu Hause. Wir haben die Kontoauszüge ausgewertet. Wenn Sie von dem Geld in der Schale wussten, müssen Sie an jenem Montag im Haus gewesen sein, und zwar nachdem Gundolf Kohn von der Bank gekommen war.« Seine Stimme wechselte ins Begütigende. »Frau Seipp, was ist geschehen? Sagen Sie es uns doch. Was ist geschehen?«
    Sie sah ihn an, ohne dass er von ihrem Blick getroffen wurde. Sie war ganz weit weg, in einer Irgendwowelt, wo brennende Feuer, Blut von Tieren und anderes Zeug ihrer Fantasie eine Welt erstehen ließen, solange keine Sonne dem Licht des Feuers und dem Geruch von Brand die Faszination nahm.
    Er spürte, wie ihre Gedanken abschweiften. Jetzt bloß nicht aufhören zu reden, dachte er.
    Lydia Naber gruschelte im Papierstapel und holte das Blatt hervor, auf welchem die Personalien von Nora Seipp festgehalten waren.
    »Wie lange waren Sie eigentlich verheiratet?«, lautete ihre Frage, die Nora Seipp wieder in den Vernehmungsraum zurückholte. Die sah fragend zu der blonden Polizistin, so, als ginge sie die Frage überhaupt nichts an.
    »Wie lange?«, setzte Lydia Naber nach.
    »Nur ein paar Jahre. Hat halt nicht funktioniert.«
    »Den Namen Ihres Mannes haben Sie aber behalten«, stellte Wenzel fest.
    Nora Seipp wendete ihm nicht den Kopf zu. So etwas kostete Kraft.
    »Habe ich«, sagte sie zu Lydia Naber.
    »Wieso?«, fragte Schielin.
    Ein leichter Schwindel fuhr durch Nora Seipp. Sie nahm den Plastikbecher zur Hand und fühlte, wie die weichen Seiten des Bechers unter ihrem Fingerdruck nachgaben. Sie hätte jetzt gerne an irgendetwas Halt gefunden. Sie trank langsam. Schielin beobachtete, dass ihre Hand völlig ruhig war, nicht zitterte. Er war sich nicht darüber klar, wie weit sie gehen konnten. Es war gefährlich.
    Er sah zu Lydia Naber, die das Thema mit der Ehe ins Spiel gebracht hatte. Sein Blick sagte: Warte noch.
    Eindringlich sprach er über den Tisch: »Was ist an jenem Montagmorgen geschehen, als Sie draußen im Haus gewesen sind, Frau Seipp? Was!?«
    »Woher soll ich das wissen!« Zuvor war Sie seinem Blick ausgewichen, doch jetzt sah sie ihm frei in die Augen.
    Wenzel ergriff das Wort. »Wieso haben Sie denn die Zeitung ins Haus gelegt, an jenem Montag. Es muss nach zwölf Uhr dreißig gewesen sein, denn die Post ist an jenem Tag etwas später als sonst gekommen. Haben Sie das immer so gehandhabt, das mit der Zeitung? Hat es etwas mit Ihrem Ordnungssinn zu tun, oder wollten Sie Herrn Kohn nur gefällig sein?«
    Lydia Naber holte die FAZ aus dem Karton, wo sie als Beweismittel ebenfalls in Klarsichtfolie verpackt lag. »Ihre Fingerabdrücke sind da drauf. Natürlich wissen wir, dass sich Ihre Fingerspuren im ganzen Haus finden, und dass dies kein Beweis an sich wäre. Auf dieser Zeitungsausgabe aber … da haben Ihr Daumen, Zeige, - Mittel und Ringfinger nun gar nichts verloren, Frau Seipp?!«
    »Was ist passiert?«, kam es ruhig von Schielin.
    »Wieso fragen Sie?! Verhaften Sie mich, stecken Sie mich ins Gefängnis, wenn Sie können – und fertig dann. Wozu fragen Sie noch, wenn Sie doch der Meinung sind die Wahrheit schon zu wissen!?« Sie sprach so selbstsicher, als hätte sie mit einem Mal einen Ausweg gefunden, aus der ausweglosen Situation.
    »Wir wollen wissen, was geschehen ist, wir wollen die Wahrheit erfahren«, antwortete Schielin leise.
    Sei lachte höhnisch. »Ach, die Wahrheit … die Wahrheit wollen Sie also erfahren!?« Sie hielt kurz inne, dann peitschte sie ihre Worte über den Tisch. »Lüge! Nichts als Lüge! Sie wollen Schuldige finden, das ist die Wahrheit, nach der Sie suchen! Schuldige! Die Wahrheit interessiert Sie überhaupt nicht.«
    »Wie kommen Sie denn darauf? Würden wir uns sonst mit Ihnen unterhalten? Wir könnten Sie schon jetzt, mit den Indizien, die uns vorliegen, einfach festnehmen,«
    »Dann machen Sie es doch«, rief sie lachend und hob ihre Arme in wehrloser Geste nach oben, »machen Sie es doch!«
    Schielin blieb bei seiner Strategie. »Was ist geschehen?«, fragte er ruhig.
    Sie ließ
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