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Hexenstein

Hexenstein

Titel: Hexenstein
Autoren: Jakob Maria Soedher
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Ihnen ja auch bekannt ist, hat es Herrn Kohn zur … Überholung, sagt man Überholung?, gegeben, oder heißt es Kundendienst?«
    Er lachte über seinen kleinen, blöden Witz. So etwas nahm dem Gegenüber das Gefühl, jemandem Gefährlichen gegenüberzusitzen und lockerte.
    Sie schmunzelte höflich.
    »Sie müssten es eigentlich gesehen, wenn nicht sogar in Händen gehalten haben, Frau Seipp. Dieser Herr Brüggi wollte es an jenem … ja, an jenem grausigen Montag abholen, fand das Kohnsche Haus aber versperrt. Tja. Das Buch ist bisher verschwunden. Und es ist sehr wertvoll. Können Sie uns dazu vielleicht etwas sagen?«
    »Ich habe selbst an diesem Buch gearbeitet. Es war meine erste eigenständige Arbeit und ich war aufgeregt, die Verantwortung an so einem alten Werk zu tragen.«
    Schielin gab sich überrascht. »An so einem wertvollen Buch durften Sie arbeiten?«
    Sie neigte den Kopf zur Seite und sah ihn mit gespielter Entrüstung an.
    Schielin entschuldigte. »Tut mir leid. Herr Brüggi hat uns ja berichtet, dass Sie Herrn Kohn in nicht Vielem nachstanden und er war ja geradezu fanatisch, was seine Bücher betraf, nicht wahr?«
    »Das stimmt«, lautete ihre etwas schmale Antwort.
    Wurde sie vielleicht jetzt schon vorsichtig, dachte Schielin.
    »Haben Sie eine Vorstellung das Buch betreffend, wo es sein könnte, was mit ihm geschehen ist, weshalb es überhaupt verschwunden ist?«
    »Es war also nicht im Haus?«
    Schielin verneinte. »Wer könnte denn Interesse an so einem Buch haben, ich meine, es geht darin um Zauberei, Beschwörungssprüche … so ein Hexen- und Zauberquatsch im Grunde genommen, mittelalterlicher Quatsch eben … was meinen Sie?«
    Sie löste ihre Hände und ließ sie in einer zurückhaltenden Geste kurz nach oben weisen und drehte den Kopf dabei.
    Keine Ahnung, also, registrierte Schielin und überlegte, wie er weitermachen sollte, denn ihre anfängliche Unbefangenheit war schon gewichen und er spürte eine gewisse Distanziertheit. Sie sprach wenig, geriet nicht ins Plaudern oder Erzählen. Ein Zeichen für Vorsicht. Es war an der Zeit den Druck etwas zu erhöhen, dachte er, und gut wäre es gewesen, wenn jetzt wie besprochen …
    »Ist es denn das einzige Buch, das fehlt?«, fragte sie interessiert.
    Er gab sich zerknirscht. »Es gibt ja keine richtige Bestandsliste, und das entgegen dem doch sonst so aufgeräumten und gut organisierten Betrieb von Kohn. Aber Herr Brüggi sagte etwas von einem Versteck im Hause.«
    Sie änderte ihre Sitzposition leicht und schürzte kurz die Lippen. Sie war also enttäuscht, was bedeuten könnte, dass sie von dem Versteck nichts wusste. Sie sagte sogleich: »Ein Versteck? Im Haus? Davon ist mir nichts bekannt.«
    »Aber waren Sie denn nicht so etwas wie Gundolf Kohns … Vertraute ?« Das letzte Wort sprach er etwas breiter aus, sodass Raum für eine nur gut versteckte Zweideutigkeit blieb.
    Sie reagierte mit keiner körperlichen Regung auf diese Frage, wenngleich Schielin spürte, dass sie sie als unangenehm empfunden hatte.
    »Nein, das war ich nicht und das wollte ich auch nicht sein.«
    Sie sah kurz zur Türe, die nur angelehnt war. Von draußen drang ab und an das Klingeln eines Telefons bis hierher und unterdrückt waren manchmal auch Stimmen zu hören.
    Dieses kurze Flackern ihrer Augen zur Tür, es kam aus ihrem tiefsten Inneren und war bewusst nicht gewollt. Es war ein Zeichen der Unsicherheit und Schielin spürte, dass auch sie es so empfand. Diesen kurzen Impuls, nach einem Fluchtweg zu sehen. Wo ist die Türe, wie komme ich hier weg. Sie korrigierte sich sofort, indem sie sich ein wenig zu abrupt Schielin zuwendete.
    Der ließ keine weitere Zeit sich zu sammeln und fragte unbeholfen, seine vorherige Frage nicht weiterverfolgend: »Sie können von diesen Coachingkursen existieren, ich meine, es läuft gut?«
    »Mhm. Ich bin zufrieden und auf gewisse Weise wohl auch genügsam.«
    Endlich waren Schritte im Gang zu hören. Jasmin Gangbacher kam, die Schielin schon sehnlich erwartet hatte. Sie grüßte knapp und nahm einen blanken Holzstuhl, der in der Ecke stand. Bevor sie sich nach hinten an die Wand setzte, drückte sie Schielin einen Packen Zettel in die Hand. Selbst behielt sie einen schmalen Karton zurück.
    Schielin sah flüchtig über das oberste der Papiere. »Mhm. Frau Seipp. Sie schreiben wirklich interessant. Hier zum Beispiel über die Voglersche Hammerschmiede in Amtzell.« Er schob ihr den Flyer über den Tisch hin zu. Nora Seipp rührte
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