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Hexenopfer

Titel: Hexenopfer
Autoren: Beverly Barton
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Laufbahn im reifen Alter von fünfunddreißig Jahren beenden musste. Obwohl er zu einem Viertel indianisches Blut hatte, wurde er von der ganzen Stadt willkommen geheißen und sechs Monate nach seiner Rückkehr dazu überredet, sich um das Amt des Sheriffs zu bewerben.
    Er wusste über Jacob Bescheid, was alles so viel leichter machen würde. Seinen Feind zu kennen, war klug. Wie hieß es doch so schön, halte deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch näher. Er gedachte, von allen Schritten zu erfahren, die Jacob im Mordfall Susie Richards unternahm.
    Niemand hatte einen Grund, ihn zu verdächtigen. Sein Ruf war ohne Fehl und Tadel. Daher würden die örtlichen Gesetzeshüter wieder ratlos sein, wenn der nächste Mord geschah, unfähig sich vorzustellen, wer und warum. Er musste nur dasselbe tun wie unzählige Male zuvor – sorgfältig, geduldig und umsichtig vorgehen. Mit jeder Toten nahm seine Kraft zu. Doch diesmal wäre es anders. Diesmal hatte er das perfekte fünfte Opfer gefunden.

2
    Genny hatte sich den Tag über erholt, und jetzt war sie unruhig. Ein Schneesturm braute sich zusammen, mit dem man nicht gerechnet hatte. Gegen Morgen würde eine mehrere Zentimeter dicke Eisschicht unter frisch gefallenem Schnee liegen. Sie musste etwas tun, musste sich auf die Isolation vorbereiten, die hier in den Bergen vor ihr lag. Obwohl sie nach ihrer Traumvision noch nicht ganz zu Kräften gekommen war, hatte sie sich so weit erholt, dass sie ohne Hilfe zurechtkam. Jacob hatte sich zweimal telefonisch nach ihr erkundigt, und Jazzy war sogar am späten Nachmittag den Cherokee Mountain hinaufgefahren, um heute zum zweiten Mal nach ihr zu sehen. Jacob und Jazzy waren die Einzigen, an die sie sich in Krisenzeiten wenden konnte, vor allem, wenn die Krise infolge ihres ererbten Zweiten Gesichts auftrat.
    Da sie sich seit ihrer Kindheit mit Jacob verbunden fühlte, der wie ein Bruder für sie war, genauso wie mit Jazzy, von klein auf ihre beste Freundin, vertraute sie beiden bedingungslos. Sie hatten begriffen, dass Genny anders war – Jazzy sagte, sie sei etwas Besonderes –, und beide standen ihr bei, unterstützten sie und liebten sie. Vielleicht verstanden sie nicht in vollem Umfang, was Genny durchmachte, aber sie kapierten es besser als alle anderen … alle außer Granny.
    Manche Menschen glaubten nicht an einen sechsten Sinn, und die Hälfte derer, die daran glaubten, hatten Angst vor jedem, von dem sie annahmen, dass er ihn hatte. In ihren achtundzwanzig Jahren war Genny furchtbar beschimpft worden, genau wie ihre Großmutter mütterlicherseits. Granny Butler war von allen ins Lächerliche gezogen worden, die nicht verstanden, dass sie ihre hellseherischen Fähigkeiten kaum oder gar nicht unter Kontrolle hatte. Die Gabe, Dinge zu sehen, etwas zu wissen, das sie nicht wissen konnte, war ein fragwürdiger Vorteil gewesen, manchmal sogar ein Fluch. Engstirnige Leute in Cherokee County hatten ihre Großmutter »Hexe« genannt, und viele hatten Todesangst vor ihr gehabt. Aber genauso viele waren zu Granny gekommen und hatten sie gerade wegen ihrer besonderen Gabe aufgesucht. Und jetzt kamen dieselben Leute, ebenso wie ihre Kinder und Enkel, häufig zu Genny. Manchmal konnte sie ihnen helfen; dann wiederum jagte sie ihnen Angst ein, oder sie schickte sie fort, ohne ihnen die Hilfe zukommen zu lassen, um die sie gebeten hatten.
    An jedem Tag ihres Lebens dankte sie dem Herrn, dass sie Granny gehabt hatte, die sie gelehrt, angeleitet, ihr Rat gegeben und sie so viele Jahre lang beschützt hatte. Grannys Tod vor sechs Jahren hatte ein riesiges Loch in Gennys Herz hinterlassen. Sie war zwei Jahre alt gewesen, und Jacob acht, als ihre Mutter im selben Autounfall ums Leben gekommen war wie Jacobs Mutter, wodurch beide Kinder mutterlos wurden. Und da Gennys Vater ihre schwangere Mutter vor ihrer Geburt verlassen hatte, war Jacobs Vater, Onkel Marcus, der einzige Vater gewesen, den sie je gekannt hatte.
    In den Jahren an der Highschool von Cherokee County hatte sie versucht, ihre Fähigkeiten zu verbergen, sich anzupassen und eine unter vielen zu sein. Doch alle hatten über ihre Großmutter Bescheid gewusst. Man hatte hinter ihrem Rücken getuschelt, ihre Granny und sie seien Hexen. Jacob hatte ihrer beider Ehre oft mit Fäusten verteidigt. Wie erklärte man den Leuten, dass man keine Hexe war, dass man keinerlei Magie ausübte, weder schwarze noch weiße?
    Das Blut eines Schamanen der Cherokee und einer keltischen
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