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Hexenopfer

Titel: Hexenopfer
Autoren: Beverly Barton
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bemerkte Ludie. »Wundert mich, dass sie es noch nicht gehört hat.«
    »Was denn?« In Jazzys Magengrube bildete sich ein fester Kloß.
    »Nur weil er wieder da ist, muss das nicht heißen, dass du etwas mit ihm zu tun haben wirst.« Sally bedachte Jazzy mit einem warnenden Blick. »Wenn er dir nachschnüffelt, jag ihn zum Teufel. Wenn du gescheit bist. Er taugt nichts. Hat er noch nie.«
    »Wen meint ihr denn – du meine Güte! Ihr wollt mir doch nicht sagen, dass …«
    »Hab es heute Morgen in der Stadt gehört, bevor sich die Neuigkeiten über die kleine Richards verbreitete«, sagte Ludie. »Jamie Upton tauchte vor zwei Tagen auf der Farm auf, und sein Großvater hat doch tatsächlich das gemästete Kalb geschlachtet, um die Heimkehr des verlorenen Sohnes zu feiern.«
    »Erzähl ihr den Rest«, sagte Sally.
    Ludie ließ den Kopf hängen und vermied den Blickkontakt mit Jazzy. »Er hat eine Frau mit nach Hause gebracht.«
    »Eine Ehefrau?«, fragte Jazzy.
    »Eine Verlobte«, erwiderte Ludie.
    »Verlobt war er schon mal«, sagte Jazzy. »Das hat nichts zu bedeuten. Ihr wisst doch, wie Jamie ist.«
    »Ich weiß, dass er keinen Pfifferling wert ist.« Sally trank ­ihren Kaffee aus, erhob sich und füllte ihren Becher wieder.
    Jazzy stocherte in dem Kuchenstück herum. Sie mochte ­Ludies Kuchen, wusste aber, wenn sie jetzt hineinbiss, würde er wie Pappe schmecken. Dabei war sie nicht mehr in Jamie verliebt. Tatsächlich war sie sich nicht einmal sicher, ob sie ihn jemals geliebt hatte. Aber sie hatte ihn haben wollen. Und wie. Er war ihr Erster gewesen, damals, als sie noch jung und unerfahren genug war, um zu glauben, dass Big Jim Uptons einziger Enkel ihresgleichen heiraten würde, einen Bastard aus dem weißen Abschaum, aufgezogen von einer armen, exzentrischen alten Frau, die in der halben Stadt als verrückt galt.
    Jazzy stand auf. »Ich mach mich lieber auf den Weg in die Stadt. Soll ich dich nach Hause bringen, Ludie?«
    »Um Himmels willen, nein. Mein Haus ist keine Viertelmeile von hier entfernt.«
    »Aber wenn ein Mörder frei herumläuft …«
    »Hab meinen Revolver in der Manteltasche, wie immer«, sagte Ludie. »Du weißt, dass ich ohne den nirgendwohin gehe.«
    Ludie trug einen alten Smith & Wesson bei sich, der ihrem Vater gehört hatte, und Sally schleppte eine Flinte mit sich herum. Zwei alte Spinnerinnen, dachten die meisten.
    Jazzy umarmte Ludie und wandte sich an ihre Tante. »Schließ die Türen ab.«
    »Das hab ich vor«, versicherte ihr Sally. »Ich hab meine Flinte, und ich werde Peter und Paul vor dem Dunkelwerden reinholen, wie ich es im Winter immer mache. Die Hunde lassen niemanden an mich ran.«
    Kurz darauf lenkte Jazzy ihren Jeep den Berg hinunter nach Cherokee Pointe, während ihre Gedanken um Erinnerungen an Jamie Upton kreisten. An sein Lächeln. Sein Lachen. Die Art, wie er Schätzchen zu ihr sagte. Die kleinen Geschenke, die er ihr im Lauf der Jahre gemacht hatte – seit ihrem sechzehnten Lebensjahr, als sie ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt hatte. Teuren Schmuck. Bezahlung für geleistete Dienste? Er hatte ihr mindestens hundert Mal gesagt, dass er sie liebe. Jedes Mal, wenn er für Monate, manchmal auch für Jahre die Stadt verließ, kam er zurück und ging davon aus, dass sie auf ihn wartete und ihn mit offenen Armen empfangen würde. Besser gesagt, mit gespreizten Beinen. Warum stellte sie bei seiner Rückkehr jedes Mal fest, dass sie ihm nicht widerstehen konnte?
    Weil er dich jedes Mal, wenn er wieder in dein Leben tritt, davon überzeugt, dass er dich liebt, du Idiotin, dich begehrt, dass ihr eines Tages eine gemeinsame Zukunft haben werdet. Selbst als er zweimal eine Verlobte mit nach Hause gebracht hatte, war er zu ihr gekommen, um mit ihr zu schlafen. Wie hatte sie nur so verdammt bescheuert sein können?
    Nun, diesmal konnte sich Mr Jamie Upton eine andere Nutte suchen. Genau das Gefühl hatte er ihr vermittelt – das der Hure, für die man sie hielt.
    Als sie um die nächste Ecke bog, kreuzten sich die Landstraßen. Sie blieb an der Kreuzung stehen und warf einen Blick nach links auf die Bogentore und die lange Auffahrt, die zur größten Farm in Cherokee County hinaufführte – die Upton-Farm. Eine halbe Meile entfernt stand ein typisches Herrenhaus der Südstaaten an der Privatstraße, alten Villen von vor dem Bürgerkrieg nachempfunden und vor über hundert Jahren für Big Jim Uptons Großmutter gebaut, die eine Mason aus Virginia gewesen war.
    Vor
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