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Hexenopfer

Titel: Hexenopfer
Autoren: Beverly Barton
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Füße, einen weißen Haarschopf und eisblaue Augen. Lucie ihrerseits hatte schwarze Augen und stahlgraues Haar, war knapp einsfünfzig groß und kugelrund. Jazzy hatte keine Ahnung, wie alt die beiden Frauen waren, aber sie schätzte, dass ihre Tante und Ludie ihren siebzigsten Geburtstag bereits hinter sich hatten.
    »Wie lange stehst du schon da?«, fragte Sally mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
    »Bin gerade erst gekommen. Habt ihr den Jeep denn nicht gehört?«
    »Sie war zu sehr mit Kreischen beschäftigt«, sagte Ludie. »Sie glaubt, es gibt Schnee, aber der Wetterbericht hat deutlich gesagt, dass …«
    »Zuerst soll es Graupelschauer geben, dann Schnee«, sagte Jazzy.
    Die beiden Frauen sahen sie stirnrunzelnd und mit großen Augen an.
    »Woher weißt du … du warst heute bei Genny, nicht wahr?« Sally nahm noch ein Holzscheit und steckte es in den Ofen. Nachdem sie die Tür zugemacht und das Feuer drinnen eingeschlossen hatte, wischte sie sich die Hände an ihrer abgetragenen Jeans ab.
    »Hat Genny gesagt, dass es Schnee gibt?«, fragte Lucie.
    Jazzy nickte. »Ich habe gehört, wie sie Jacob riet, er solle den Tatort lieber jetzt genau unter die Lupe nehmen, weil das Wetter heute Abend schlecht wird. Sie glaubt, es wird ziemlich rau.«
    »Dann sollten wir uns lieber darauf einstellen«, sagte Sally. »Das Mädel irrt sich nie mit dem Wetter. Sie ist genau wie ihre Großmutter. Melva Mae hatte auch das Zweite Gesicht.«
    »Ist das mit der armen kleinen Susie Richards nicht schrecklich?« Ludie schüttelte den Kopf. »Was für ein Mensch tut einem anderen so was an, immerhin war das Mädchen erst siebzehn!«
    »Warum warst du bei Genny?«, fragte Sally. »Hatte sie wieder einen Anfall?«
    Jazzy nickte. »Sie hat gesehen, wie die kleine Richards umgebracht wurde. Aber das dürft ihr nicht weitererzählen.«
    Ludie stieß einen Klagelaut aus. »Der Herr stehe uns bei!«
    »Sie hat Jacob angerufen und ihm gesagt, wo er Susies Leiche findet. Jetzt hat er einen Mordfall zu lösen und ein County voll verängstigter Menschen.«
    »Jacob hat weder das Personal, noch die entsprechende Ausrüstung, um Tatortuntersuchungen durchzuführen.« Sally ging in die Küche. »Bleibst du zum Abendessen, Mädel, oder gehst du zu dir, bevor das Wetter umschlägt?«
    »Schätze, ich fahre nach Hause«, erwiderte Jazzy. »Ich hab nur reingeschaut, um zu sehen, ob ihr etwas braucht. So weit draußen vor der Stadt schafft ihr es vielleicht ein paar Tage lang nicht bis Cherokee Pointe, wenn sich unter dem Schnee Eis gebildet hat.«
    »Hab alles, was ich brauche«, rief Sally aus der Küche. »Möchtest du eine Tasse Kaffee, bevor du aufbrichst?«
    »Kaffee und ein Stück von dem Eiercremekuchen, den ich auf der Anrichte gesehen habe.« Jazzy zwinkerte Ludie zu, denn sie wusste nur zu gut, dass Ludie den Kuchen gebacken und mitgebracht hatte. Sally war keine gute Köchin – noch nie gewesen. Hätte Ludie nicht so gut kochen können, wäre Jazzy vermutlich mit nichts als Maisbrot, Bratkartoffeln und dem Gemüse der Saison großgeworden. Ludie hatte ein Talent zum Kochen und arbeitete in Jazzys Restaurant im Ort. Seit letztem Jahr hatte sie ihre Arbeitszeit auf ein paar Tage in der Woche reduziert.
    Als sich Jazzy und Ludie zu Sally in der Küche gesellten, hatte Sally den Kuchen bereits angeschnitten und den Tisch mit drei Tellern und Gabeln gedeckt. Sie nahm eine alte Kaffeekanne aus Eisen vom Herd und goss dampfenden schwarzen Kaffee in nicht zusammenpassende Tonbecher.
    Während die drei an dem mit einem gelben Wachstuch bedeckten Tisch saßen, wurden Sally und Ludie ganz still. Jazzy hatte das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Dabei ging es nicht darum, dass gestern in Cherokee County ein Mord geschehen war.
    »Läuft das Geschäft?«, fragte Sally.
    »So gut wie immer im Januar«, antwortete Jazzy. »Wir haben ein paar Touristen in den Hütten und noch ein paar, die auf dem Weg nach Pigeon Forge und Gatlinburg im Restaurant einkehren.«
    »Im Frühling nimmt es wieder zu«, sagte Ludie. »Das ist immer so.«
    »Mir ist auch nach Frühling.« Sally schlürfte ihren Kaffee.
    »Mir auch.« Ludie seufzte. »Es geht doch nichts über Vogelgezwitscher im Frühling und Butterblumen und blühende Tulpen.«
    Jazzy erwischte ihre Tante und Ludie dabei, eigenartige Blicke zu wechseln. »Na schön, was ist los?«
    »Ich weiß gar nicht, was du meinst.« Sally starrte an die Holzdecke.
    »Wir können es ihr auch sagen«,
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