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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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Fäusten auf seine Schultern und seine Brust ein, trat nach ihm und ignorierte das spritzende Blut.
    »Das war nicht unsere Abmachung!«, schrie sie ihn an. »Nur die Männer! Meine Mutter hat gesagt, nur die Männer!«
    »Du Schlampe!«, brüllte eine Stimme, die Isabeau wohl vertraut war.
    »Die Türen sind verriegelt!«, schrie die erste Person, die einen Ausgang erreichte, hysterisch in den Saal. Holly sprang auf, packte Amandas Arm und Onkel Richards Hand und kämpfte sich durch das Gedränge der Menschen, die alle plötzlich das Theater verlassen wollten, in Richtung der Bühne vor.
    »Warum geht die Sprinkleranlage denn nicht an?«, rief Holly.
    »Es ist wie verhext, was?«, brüllte Amanda zurück.
    »Mädchen, ihr lauft in die falsche Richtung!«, schrie Onkel Richard.
    »Wir müssen zu Nicole!«, rief Holly Amanda zu. »Hier ist Magie am Werk, ich kann sie fühlen!« Sie wusste nicht, ob Amanda sie tatsächlich gehört hatte, aber immerhin kam sie bereitwillig mit.
    Hollys Onkel machte ihr mehr Mühe. Er begann die beiden zum nächsten Ausgang zu ziehen und befahl: »Bleibt dicht hinter mir.«
    Mit einer Aggressivität, die Holly ihm nie zugetraut hätte, drängte er andere Leute beiseite und vergewisserte sich immer wieder mit einem Blick über die Schulter, dass sie und Amanda noch da waren. Auf einmal war er wie ein Löwe, der seine Jungen verteidigt.
    Holly rief Amanda zu: »Wir müssen etwas unternehmen!«
    »Keine Panik«, beruhigte Onkel Richard sie. »Ich bringe euch hier raus.«
    Die beiden wechselten einen Blick. Dann fassten sie sich bei den Händen, und Holly flüsterte in altem Latein einen Illusionszauber. Dann fügte sie hinzu: »Onkel Richard, geh weiter nach draußen. Wir sind in Sicherheit, direkt hinter dir.«
    Sie wand die andere Hand aus seinem Griff. Amanda tat es ihr gleich, und Onkel Richard bahnte sich energisch weiter einen Weg, offenbar ohne zu bemerken, dass sie nicht mehr bei ihm waren.
    Auf halbem Weg zur Bühne trafen sie auf Nicole, die sich ebenfalls durch die Menge kämpfte. Ihr wunderschönes Kostüm wies mehrere Risse auf, und sie rang nach Luft.
    »Habe ich gerade wirklich gesehen, wie du jemanden gebissen hast?«, fragte Holly ihre Cousine.
    Amanda hatte eine drängendere Frage. »Wo ist Tommy?«
    Die drei rannten hinter die Bühne.
    Ein unirdischer Schrei erscholl, und eine Flammensäule schoss genau an der Stelle empor, wo sie eben noch gestanden hatten. Die Hitze traf Holly wie ein Schlag und versengte ihr die Haut. Sie warf sich blindlings vornüber und versuchte, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die gierigen Flammen zu bringen. Noch während das Herz in ihrer Brust hektisch zu flattern begann wie ein verschreckter Vogel, ballte sie die Fäuste und spürte Kraft in sich aufsteigen.
    Amanda schaffte es einen Herzschlag vor den beiden anderen zur Bühne. Sie stemmte sich hinauf und war schon außer Sicht verschwunden, ehe Holly sie aufhalten konnte. Nicole sprang hinterher, und Holly wollte ihr folgen. Doch dann blieb sie abrupt stehen, als sie Nicole einen Zauber sprechen hörte.
    Es klang nach irgendeinem Schutzzauber. Sie würden jede Menge Schutz brauchen, aber nicht halb so viel wie Jer oder die Leute, die immer noch kopflos herumrannten und einen Ausgang suchten. Plötzlich hatte Holly ein Bild vor Augen. Sie erinnerte sich an ihre Vision von Isabeau, die durch eine brennende Scheune rannte - die Türen verriegelten sich hinter ihr und schlossen alle anderen in den Flammen ein.
    Wieder starrte sie auf die Leute im Saal. Noch vor fünf Minuten hatten sie ihren Freunden, Kindern oder Enkeln beim Schauspielern zugesehen. Niemand hatte um diese Katastrophe gebeten. Niemand hätte damit rechnen können. Sie waren einfach nur ihrem normalen Leben nachgegangen und wie von einem Blitz aus heiterem Himmel getroffen worden.
    Jer hatte das getan. Er hatte ihnen gesagt, sie sollten bleiben und das Spiel mitmachen...
    Während sie noch dastand, erschien Amanda mit Tommy im Schlepptau. Er war aschfahl und hustete, doch ansonsten schien ihm nichts zu fehlen. Holly deutete auf einen Mann, der in Flammen stand. Er rannte wie verrückt im Kreis herum, während drei Männer versuchten, ihn zu Boden zu ziehen und die Flammen zu löschen. Geblendet von Schmerz und Panik wehrte er sie ab, ohne zu begreifen, dass sie ihm helfen wollten. Er würde nie erfahren, wie nah die Rettung gewesen war, denn die Flammen verschlangen ihn nun ganz und zwangen die Helfer
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