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Hexenkuss

Hexenkuss

Titel: Hexenkuss
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
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dieser Lustbarkeit den furchtbarn Zeitlauf...«, deklamierte der Romeo todernst.
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, flüsterte sie.
    Amanda nickte langsam und wandte den Blick wieder der Bühne zu, wo Nicole gleich einen weiteren Auftritt als Julia haben würde. An Amandas anderer Seite saß Richard ganz still, doch Holly konnte sehen, wie ihrem Onkel Tränen übers Gesicht liefen. Tommy war hinter der Bühne als »Requisiteur« beschäftigt. Das plötzliche Interesse fürs Theater kaufte ihm zwar niemand ab, aber alle nahmen an, er habe sich in Nicole verliebt und diese Aufgabe übernommen, um ihr nahe zu sein - eine Annahme, zu der Holly alle anderen auf magischem Wege ermuntert hatte.
    Nicole spielte die Julia einfach umwerfend. Sie bewegte sich sehr anmutig, und die Leidenschaft, die in ihren Augen glühte, ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen.
    »So ein'ge Lieb' aus großem Haß entbrannt! Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt. O, Wunderwerk! Ich fühle mich getrieben, den ärgsten Feind aufs zärtlichste zu lieben«, sprach Nicole auf der Bühne.
    »Eigenartig passend«, flüsterte Amanda. »Das ist mir total unheimlich.«
    »Kann ich dir nachfühlen«, entgegnete Holly. »Und ich -«
    Dann stürzte sie in ein schwarzes Loch und war -
    Isabeau ließ die anderen Meuchler herein und zog sich dann in ihre Gemächer zurück. Bald würde ihre Sippe kommen und ihre Welt auf den Kopf stellen. Doch sie hatte einen Plan ersonnen. Dieser stellte einen Verrat an ihrer Familie, ihrer Mutter, vielleicht sogar an ihr selbst dar, doch sie hatte sich ihm verschworen. Und das war ein wahrer Eid, nicht die Lüge, die ihr leicht über die Lippen gekommen war, während sie neben ihrer Mutter gestanden und das Herz des toten Lamms berührt hatte. Koste es, was es wolle - Jean musste überleben.
    Sie hatte Diener bestochen, die am Fluss auf sie beide warteten, bereit, sie unbemerkt in Sicherheit zu bringen, sobald der rechte Zeitpunkt gekommen war. Geduld, ermahnte sie sich. Bald würden sie zusammen ein neues Leben beginnen, einen neuen Zirkel gründen und Gewalt und Hass ihrer Familien überwinden. Ihre Liebe war stark, und sie würde strahlen wie ein Leuchtfeuer und andere anziehen. Gemeinsam würden sie für zukünftige Generationen ein Vermächtnis schmieden, das nicht so bald in Vergessenheit geraten würde.
    Ein leiser Schritt im Flur ließ sie zusammenfahren. Sie lauschte angestrengt - war es schon Zeit, so früh? Nein, es war nur ein Diener, der erst jetzt mit seiner Arbeit fertig wurde und nun eilig dem Bett zustrebte. Wenn es der Göttin gefiel, mochte er morgen sogar wieder erwachen, im Gegensatz zu seinen Herren.
    Ihre Hände zitterten, und sie faltete sie fest im Schoß und befahl sich, ruhig zu bleiben. Sie hatte nur eine einzige Chance, eine einzige Hoffnung. Alles musste exakt so verlaufen, wie sie es geplant hatte. Handelte sie zu früh, würde es eine Katastrophe geben, handelte sie jedoch nur einen Augenblick zu spät, bedeutete dies für ihren geliebten Jean den sicheren Tod. Also wartete sie, bereit, aufgeregt und wachsam.
    Ein Gefühl der Dringlichkeit bedrückte Holly immer stärker. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich auf ihrem Sitz wand und hörte nur mit halbem Ohr die Klagen ihrer Cousine darüber, wie langsam die Zeit verging, da sie auf Nachricht von ihrem Liebsten wartete. Holly fühlte sich wie zwei Menschen zugleich - eine Holly, die genau hierher gehörte, in den Theatersaal einer Highschool, wo ihre Cousine in Romeo und Julia mitspielte. Die andere war...
    Isabeau sprang auf, als ihre gespitzten Ohren die Schreckensrufe von Männern hörten. Sie riss das winzige Fläschchen mit dem magischen Pulver an sich. Es war so weit! Sie kämpfte gegen den Drang an, hinzulaufen und sich den Kampf anzusehen; nur zu bald würde er sie einholen, und er würde sowohl sie als auch Jean verschlingen, wenn sie jetzt nicht sehr schnell und sehr klug handelte.
    Als sie die Treppe erreichte, hielt sie sich vor Augen, dass ihre Verwandten ebenso schlau waren. Wenn man sie jetzt erst entdeckt hatte, mussten sie bereits seit Stunden hier sein. Dieser Gedanke verlieh ihren Füßen Flügel, und sie rannte zu Jeans Gemächern. Dort angekommen, stieß sie einen leisen Fluch aus und wandte sich hierhin und dorthin. Sie hatte ihn betäubt, damit er schlief, bis sie kam, um ihn wiederzuerwecken. Sie war sicher, dass sie genug Wurmfarn in seinen Wein gemischt hatte, um ihn zwei Nächte lang schlafen zu lassen, also wo
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