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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Satzanfang hatte immer eine märchenhaft beruhigende Wirkung auf ihn ausgeübt, »Ihr wollt mir also zu verstehen geben, daß die Verdammnis dort unten an der Brücke auf mich wartet?«
    Ein erneutes Kopfnicken, begleitet von einem scheuen Lächeln, war die Erwiderung. Wuntvor konnte spüren, daß der andere überaus dankbar war, verstanden zu werden.
    »Aber«, fuhr Wuntvor fort, »gibt es denn keine Möglichkeit, daß Ihr mir mitteilt, was für eine Verdammnis da unten auf mich lauert?«
    Der Hüne schüttelte traurig sein Haupt.
    »Verdammnis«, bemerkte er.
    »Warum auch nicht!« gab Wuntvor spitz zurück, über den Verlauf des Gesprächs nun ernstlich erbost.
    Der große Mann sah sich vorsichtig nach allen Seiten um. Als er sich davon überzeugt hatte, daß sie wirklich allein waren, sprach er mit einer Stimme, die kaum Flüsterlautstärke erreichte:
    »Ich bin hier, um Euch zu warnen«, erklärte er mit verschwörerischer Miene.
    Wuntvor mußte sich auf die Zunge beißen, um nicht laut loszuschreien. Nachdem er die Fassung wiedererlangt hatte, fragte er:
    »Könntet Ihr mich unter Umständen nicht doch darüber in Kenntnis setzen, vor was eigentlich Ihr mich warnen wollt?«
    »Verdammnis«, entgegnete der Fremde traurig.
    »Warum?«
    »Weil das in Märchen immer so ist.«
    Wuntvor blickte verständnislos drein. Märchen? Was hatte das hier mit Märchen zu tun? Er verzog das Gesicht, bemühte sich verzweifelt, irgendeine Erinnerung, die auf dem Grunde seines Gedächtnisses schlummerte, nach oben zu zerren. Und dann drang ein einziges Wort an die Oberfläche seines Bewußtseins. Mutter. Mutter was? Natürlich, jetzt erinnerte er…
    »Es war einmal«, bewegten sich Wuntvors Lippen und formten Worte, die er – das hätte er schwören können – nicht einmal dachte. »Es war einmal.«
    Heftig schüttelte er den Kopf und wandte den Blick wieder dem massigen Fremden zu. »Könnt Ihr mir denn nichts Näheres über die Brücke mitteilen?«
    »Verdammnis«, konnte der ihm mitteilen. »Vielleicht sollte ich Euch die eine oder andere Frage stellen. Ihr führt nicht zufällig einen Batzen Goldes mit Euch?«
    Endlich! triumphierte Wuntvor insgeheim. Endlich würden nun die Informationen hervorsprudeln.
    »Nein«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Ich bin nur ein mittelloser Bursche, der ausgezogen ist, irgendwo auf der Welt sein Glück zu machen.«
    »Verdammnis«, hielt der andere gegen diese optimistische Aussage. »Doch noch ist nicht alles verloren. Kennt Ihr euch vielleicht gut mit Rätseln aus?«
    Was schwatzte der Koloß da? »Rätsel?« wunderte sich Wuntvor. »Was haben denn Rätsel damit zu tun?«
    »Verdammnis«, klärte ihn sein Gesprächspartner auf, wobei er sich selbst anerkennend zunickte. »Ich würde Euch unter diesen Umständen raten, umzukehren und Euch einen anderen Weg zu suchen – es sei denn, Ihr möchtet unbedingt als Trollfutter enden.«
    Und mit diesen Worten wandte der Hüne sich um und verschwand hinter einer nicht minder hünenhaften Hecke.
    »In der Tat«, sprach Wuntvor vor sich hin. Irgendwie wollte es ihm jedoch trotz alledem scheinen, als habe er keine besonders wertvollen Informationen erhalten.
    Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens jedoch entschied unser Held sich dazu, doch den Weg über die Brücke zu nehmen. Schließlich hatte er ja die traute Stätte seiner Kindheit verlassen, um Abenteuer zu bestehen! Er hatte das Gefühl, daß diese Brücke (sah sie nicht entzückend schmal und unschuldig aus?) genügend Abenteuer bieten mochte, um nach gelungener Überquerung sofort nach Hause zurückkehren zu können.
    Er war kein Dutzend Schritte mehr von besagter Brücke entfernt, als eine Stimme an sein Ohr klang:
     
Hallo, mein junger Rufer!
Willst du ans and’re Ufer,
Gib mir dein Gold,
dann bin ich dir hold.
     
    Und mit diesen schönen Versen sprang eine entsetzenerregende Kreatur unter der Brücke hervor und landete keine Dutzend Schritte vor unserem Wuntvor. Die Haut des Wesens war von einem hellen Gelbgrün, doch diese anatomische Besonderheit erstaunte nicht so sehr wie die schreckliche Tatsache, daß es purpur-grün karierte Kleidung trug – ganz zu schweigen davon, daß es sich ein braunes, qualmendes Ding zwischen die Zähne geklemmt hatte.
    Das Geschöpf des Grauens entfernte das braune, rauchende Ding (das nebenbei bemerkt auch noch außergewöhnlich scheußlich roch) aus seinem Munde und sagte:
     
Wirst nicht sehr alt,
Gibst du nicht bald,
Mir, der Brücke Troll,
dein
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