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Hexenhatz im Monsterland

Hexenhatz im Monsterland

Titel: Hexenhatz im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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mir leid«, ließ die Stimme sich erneut vernehmen. »Ich suche Mutter Duck.«
    »Bravo, du hast sie gefunden.« Ihre Stimme klang alles andere als freundlich.
    »Oh, sehr angenehm.«
    Ich wandte mich um und wollte den Neuankömmling begutachten. Er war nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Zum einen war er vollständig von einem dicken braunen Pelz bedeckt. Zum anderen schien er zwar die Körperform eines Tiers zu besitzen, dessenungeachtet aber aufrecht auf den Hinterbeinen zu stehen. Er trug keine Kleider außer einer blauweißen Mütze mit der Aufschrift ›Schalke wird Meister!‹
    Wüßte ich es nicht besser, hätte ich geschworen, daß dieses Wesen mehr von einem Tier denn von einem Menschen hatte. Um ehrlich zu sein, hätte ich einen Eid darauf geleistet, daß er ein…
    »Mein Name ist Wolf«, sagte der pelzige Fremde.
    Genau das.
    »Das ist mir nicht verborgen geblieben«, bemerkte Mutter Duck. Ihr Zorn schien sich ein wenig verflüchtigt zu haben. Sogar sie schien von den guten Umgangsformen des Geschöpfes beeindruckt zu sein.
    »Gottfried Wolf, um genauer zu sein«, setzte der Neuankömmling rasch hinzu. »Und ich denke, Ihr werdet ebenfalls froh sein, mir zu begegnen.«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Mutter Duck, »für dich.«
    »Für uns beide«, entgegnete Gottfried sanft. »Ich denke, ich bin hier richtig. Ihr seid doch jene Mutter Duck, die die Märchen macht?«
    Die alte Dame prustete durch die Nase. »Niemand sonst würde es wagen, sich Mutter Duck zu nennen!«
    »Bestimmt nicht.« Als Gottfried lächelte, wurden zwei Reihen scharfer weißer Zähne sichtbar. »Ich mag Frauen, die wissen, wer sie sind und was sie wollen. Und was Ihr in Euren Märchen braucht, ist ein sprechender Wolf. Denkt doch nur! Was für eine Gelegenheit!«
    »Schon möglich«, pflichtete Mutter Duck ihm zögernd bei. »Ich werde dich nicht beseitigen, jedenfalls jetzt noch nicht. Ein sprechender Wolf? Nicht ganz so gut wie der Ewige Lehrling, aber ich glaube, auch du könntest mir gewisse Möglichkeiten eröffnen.«
    Der Ewige Lehrling! Die Worte drangen mit der Macht eines Wintersturmes im Juli auf mich ein. Es gab also noch ein paar Dinge, an die ich mich erinnern mußte. Zum Beispiel die Tatsache, daß ich auf meinem Weg in die Östlichen Königreiche Tod getroffen und von ihm erfahren hatte, daß ich der Ewige Lehrling sei, jemand, der dazu bestimmt ist, dauernd den Helden beizustehen, jemand, der immer von einer größeren Anzahl Gefährten begleitet wird. Und die furchterregende Erscheinung hatte mir ebenfalls berichtet, daß dieser Ewige Lehrling niemals richtig sterben könne, sondern sofort, nachdem sein irdischer Körper den Geist aufgegeben habe, sich in einer neuen sterblichen Hülle reinkarniere, so daß seine Seele immer dem Tod von der Schippe hüpfe. Außer – außer Tod erwische jene bewußte Person allein und schleudere ihn im selben Moment noch in sein feuchtes Grab…
    Die Erinnerung daran, wie knapp ich jenem entsetzlichen Feind entkommen war, überfiel mich wieder. Was sonst aus meiner Vergangenheit hatte ich noch vergessen? Und wenn diese Sache mit dem Ewigen Lehrling wahr sein sollte, wie konnte ich da sichergehen, daß Tod mich nicht holen kam, während ich allein war und unter dem Bann von Mutter Ducks Zaubersprüchen stand?
    Ich durfte es nicht zulassen, daß diese Frau noch einmal die Kontrolle über mich bekam. Ich mußte entrinnen und mich irgendwie mit meinen anderen Gefährten zusammentun. Doch das war leichter gesagt als getan! Undurchdringlicher Wald schien uns auf allen Seiten zu umgeben. Auch mußte ich mir eingestehen, daß ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wo genau wir uns befanden. Ich würde also noch ein wenig abwarten und darauf hoffen müssen, daß Mutter Duck mir ungewollt irgendeinen Hinweis auf unseren jetzigen Aufenthaltsort gab.
    »Es freut mich feststellen zu dürfen, daß Ihr den Wert eines sprechenden Wolfs angemessen zu würdigen versteht«, ließ sich Gottfried wieder vernehmen, als Mutter Ducks Blick etwas weniger finster geworden war. »Wann soll ich mit der Arbeit beginnen?«
    »Was? Wann du mit der Arbeit anfängst? Sobald ich mich dazu durchgerungen habe, dich doch nicht den Riesen zu überlassen, damit sie sich Wolfhamburger machen können!«
    »Aber Mutter Duck!« Gottfried hob in einer eleganten Geste beide behaarten Vorderpfoten, als wollte er die alte Dame vor einem schweren Fehler bewahren. »Ich bin eine Chance, die Ihr in Eurem ganzen Leben nur einmal
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