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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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fast pechschwarz. Da habe ich ein Gebet zu den Kreuznägeln Christi gesprochen, aber anstatt zu hageln, fing es dann zu regnen an.«
    »Du hast also den Hagelsturm abgewendet und in Regen verwandelt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Jetzt reicht es mir aber!«, explodierte der Vogt. »Gerade hast du zugegeben, dass du ein Wetter gewendet hast und gleich darauf sagst du, dass du nicht wüsstest, ob du es getan hättest!«
    »Ich habe nur …«
    »Schweig!«, fuhr ihn der Vogt wütend an. »Was hast du zu den Vorwürfen zu sagen, die die Familie Knuty betreffen?«
    »Nichts!«, sagte der Stadelin trotzig.
    »Sieben tote Kinder schon im Mutterleib, von dem jahrelangen Unglück im Stall wollen wir zuerst gar nicht reden. Und ausgerechnet dir fällt dazu nichts ein?«
    »Wieso, was sollte mir einfallen?«
    »Ha!«, machte Greyerz. »Dein Neid und deine Missgunst auf alle, die mehr besitzen als du, ist weitum bekannt. Und die Knutys gehören nun einmal zu den größten Großviehbauern im Tal. So einen wie dich, der immer noch am Alten hängt und der die Umstellung auf die neue Milchwirtschaft verurteilt und schlecht macht, weil er dazu selbst zu wenig Boden hat, den muss doch der Neid fast umbringen!«
    »Ich habe genug zum Leben und meine Felder haben immer bessere Erträge als die vieler anderer«, entfuhr es dem Stadelin, der sich darauf gleich heftig auf die Lippen biss.
    »Warum geben deine Felder bessere Erträge? Doch nur, weil du Heu, Getreide und Mist unsichtbar von fremden Feldern auf deine Äcker und Wiesen zauberst! So wird es jedenfalls erzählt, auch dass du die Unwetter zu deinen Nachbarn umlenkst! Gibst du das zu?«
    »Nein!«
    »O Stadelin, du machst es uns nicht leicht. Aber das habe ich ja heute Vormittag schon geahnt. Wir schweifen ab. Gehen wir nochmals zu den Knutys zurück. Ein paar von ihren Feldern liegen doch auch in deiner Nähe. Wenn der Knuty verlumpet wäre, hättest du sicher zugesehen, billig an diese zu kommen. Für dich wäre das doch ein gefundenes Fressen gewesen. Aber du scheinst da ja doppelt vorgesorgt zu haben: Wenn sie keine Kinder bekommen, haben sie auch niemanden, der später einmal die Felder bewirtschaftet und wenn sie kein Vieh haben, weil die Kinder zur Arbeit fehlen, brauchen sie auch keinen Weidegrund. Bestreitest du immer noch, mit dem Unsegen auf deren Hof etwas zu tun zu haben?«
    »Ja!«
    »Du bist ein ganz Verstockter. Aber warte nur, wir bringen die Wahrheit schon ans Licht. Du weißt, dass auf Schadenszauber nach dem Berner Recht die Todesstrafe steht. Und zwar nicht irgendeine Art der Hinrichtung wie einfach so Köpfen oder Aufhängen.« Greyerz machte eine Pause. Dann sagte er fast mitleidig: »Eine verstockte Seele kann nur durch das Verbrennen bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen gereinigt werden.«
    Dem Stadelin wich alle Farbe aus dem Gesicht und auch die beiden Zeugen sahen einander erschrocken an. Sicher, sie lebten in harten Zeiten und ein Menschenleben war nicht besonders viel wert. Der Tod war ein ständiger Begleiter und gehörte zu ihrem Leben wie das Rauschen der Wasserfälle oder das Tosen der Stürme droben in den eisigen Höhen des Wildstrubel. Die Geschichten von den noch nicht lange zurückliegenden blutigen Bauernfehden wurden noch immer mit verschwörerisch leisen Stimmen an dunklen Winterabenden in den noch dunkleren Stuben oder in den Dorfbeizen erzählt. Da wurde gehauen, gestochen, geschossen, erwürgt, gehängt – aber einen Menschen bei lebendigem Leib verbrennen?
    »Ich gebe dir Bedenkzeit bis morgen. Ich rate dir, überlege gut, was du nun tust.« Greyerz wandte sich an die beiden Büttel. »Führt ihn ab!«, befahl er knapp.
    Leise klirrte die Kette um seinen rechten Fuß. Über ihm, in unerreichbarer Höhe, war in der Mauer ein Stein ausgespart. Im Verlies war es stockfinster und auch durch das Loch kam keine Helligkeit herein.
    Stadelin kauerte sich an die Wand, rückte aber bald wieder weg, da die Kälte der Steinquader bald durch seine dünne Joppe stach. Seit seiner Verhaftung hatte er nichts mehr gegessen, aber selbst wenn sie ihm ein Stück Brot gegeben hätten, er hätte es nicht hinunter bekommen.
    Seine Kehle war ausgetrocknet wie ein Bergbach im Sommer und er versuchte immer wieder, etwas Speichel im Mund zu sammeln und diesen dann schnell zu schlucken. Die Selbstsicherheit, die er anfangs gezeigt hatte, war verflogen und einer tiefen Bangigkeit gewichen.
    »Du musst jetzt einen klaren Kopf behalten!«, sprach er halblaut
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