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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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sollte. »Hier steht, du kannst unsichtbar durch die Luft fliegen!«
    »Wer gibt das an?«
    »Das brauche ich dir nicht zu sagen.«
    »Wenn ich unsichtbar war, wer soll mich dann gesehen haben?«, fragte der Stadelin zurück.
    »Du bestreitest das also?«
    »Ja! Das ist doch ein Blödsinn!«
    »Ferner sollst du kleine Kinder vor den Augen ihrer Eltern in eiskalte Gebirgsbäche geworfen haben!«
    »Was soll ich getan haben?« Stadelin überlegte angestrengt.
    Der Vogt und die Schöffen ließen ihn nicht aus den Augen.
    Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Aber das lag bestimmt schon zehn oder eher noch mehr Jahre zurück. »Ja, das stimmt, aber das war eher zum Lachen. Vor einer halben Ewigkeit habe ich im Sommer in Lenk hinten zwei Buben, die frech zu mir waren und mich mit Steinen beworfen haben, gepackt und in den Truebbach gesteckt.«
    »Was ist dann mit ihnen weiter passiert?«
    »Gar nichts, patschnass waren sie halt!«
    »Ich glaube, du lügst«, entgegnete der Vogt kühl. »Wer so lange nach einer Antwort suchen muss, der sagt nicht die Wahrheit! Lenk – das stimmt. Hier steht aber, es seien drei Kinder gewesen und du hättest sie in die Iffig gestoßen, wo sie dann über den Wasserfall hinunter gestürzt seien. Ihre Leichname hätte man nie gefunden!«
    »Iffig? Da war ich noch nie in meinem Leben!«
    »Du leugnest also wieder?«
    »Ja!«
    Greyerz fuhr fort: »Es wird dir vorgeworfen, die Familie Knuty in Oberwil über viele Jahre unfruchtbar gemacht zu haben. Nicht genug, dass im Stall kein Vieh mehr lebend auf die Welt kam. Der Bäuerin sollst du nacheinander sieben Kinder noch im Mutterleib totgezaubert haben! Willst du das auch abstreiten?!«
    »Ja! «, beharrte der Stadelin.
    »Mehrmals sollst du Unwetter herbeigezaubert haben und Stürme und Hagelschauer dann umgeleitet haben. Streitest du das auch ab? Du hast selbst zugegeben, dass du wetterzaubern kannst!«
    »Ich habe nur gesagt, dass ich ein paar Wettergebete kenne.«
    »Die du auch angewendet hast!«, fuhr ihn Greyerz an.
    »Schon, aber nur im Guten!«
    »Du gibst also zu, dass du auch schlechten Wetterzauber kannst?«
    »Nein! Ich gebe nur zu, dass ich Wettergebete kenne, aber nicht weiß, ob sie auch geholfen haben oder ich mir das nur eingebildet habe!«
    »Wenn du schon nicht sicher bist, ob deine Gebete helfen, dann hast du einen schwachen Glauben. Wenn man aber im Glauben nicht stark ist und an der Hilfe Gottes zweifelt, ist die Gefahr groß, sich mit den Mächten der Finsternis zu verbünden. Wer Böses im Schilde führt, kann von Gott dazu keine Unterstützung erwarten. Also wendet sich der im innersten seiner Seele schon Verfaulte an seinen Widersacher, den Satan, für den es eine wahre Freude ist, wenn er wieder jemanden gefunden hat, den er ganz verderben und mit dessen Hilfe er die göttlichen Pläne stören kann! Ist das so?!«
    »Ich … ich, ich weiß es nicht«, stotterte der Stadelin verwirrt und hob seine gefesselten Hände, um sich mit dem linken Unterarm den Schweiß von der Stirne zu wischen.
    »Er weiß es nicht!«, höhnte der Vogt. »Die Frage ist doch einfach: Ist das so oder nicht? Also antworte mit ja oder nein!«
    »Ich weiß es nicht«, stöhnte der Stadelin.
    »Also gut. Ich frage dich jetzt anders. Glaubst du, dass das möglich wäre? Dass sich ein verdorbener Mensch an den Teufel wendet, weil er sich von diesem Beistand für seine Absichten verspricht?«
    Stadelin spürte, dass er jetzt ganz vorsichtig sein musste. Forschend blickte er hinüber zu den Zeugen, die aber scheinbar teilnahmslos seinem Blick auswichen und in den Raum starrten.
    »Ich warte«, vernahm er Greyerzers Stimme, die ungeduldig und gereizt klang.
    »Ich weiß es wirklich nicht!«
    »Das habe ich dich auch nicht gefragt! Ich wollte lediglich von dir wissen, ob du das für möglich hältst oder nicht!«
    »Aber ich weiß es nicht!«
    »Wieso weigerst du dich, diese einfache Frage mit einem Ja oder Nein zu beantworten?«
    »Ich bin kein Pfarrer und kenne mich da nicht aus!«, schrie der Stadelin.
    »Du sollst auch nicht sagen, was die Geistlichen darüber denken, sondern was du selber glaubst!«
    »Das weiß ich nicht, weil ich darüber noch nie nachgedacht habe.«
    »Aber du gibst zu, dass du auch schon Wetterzauber gemacht hast?«
    »Das habe ich ja schon gesagt. Aber nur im Guten!«
    »Und wie hast du das gemacht, nur im Guten?«
    Der Stadelin blickte auf seine Hände. »Vor ein paar Jahren ist ein schweres Hagelwetter aufgezogen, die Wolken waren
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