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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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sie gar nicht bemerkten, wie der Angeklagte hereingeführt wurde und machten derbe Späße über die Magd, die gerade mit hochrotem Kopf durch die Seitentüre verschwand. Kurz darauf erschien der Vogt, auch er schien bester Laune zu sein. Den beiden Schöffen rief er mit übertriebener Lustigkeit ein paar Worte zu, die scherzhaft klingen sollten und begrüßte die beiden Büttel mit einem Kopfnicken. Für den Stadelin hatte auch er keinen Blick übrig.
    Diesem schlug sein Herz bis zum Hals. Langsam ließ er seine Augen durch den Raum gleiten. Neben einem rohen Seitentisch, der nicht zur anderen Ausstattung des Raumes zu passen schien, stand ein ebensolcher Stuhl mit einer hohen Lehne. Auf dem Tisch lag so etwas wie ein in der Mitte geteilter Holzklotz, aus dem zwei Schrauben heraus ragten. Im Halbdunkel neben dem Tisch entdeckte er auf dem Boden einen Haufen mit Stricken und Seilen. Erschrocken zuckte er zusammen, als ihn der Vogt ansprach und spürte, wie sich alle seine Sinne schlagartig bis in die Haarspitzen schärften.
    »Ich hoffe, unser gestriges Gespräch hat dir deine Schandtaten deutlich genug aufgezeigt. Du hast die ganze Nacht über Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Du kannst dir eine Menge Unannehmlichkeiten ersparen, wenn du jetzt ein Geständnis ablegst. Also«, seine Stimme wurde schneidend, »gestehst du, dass du unsichtbar durch die Luft geflogen bist?
    Stadelin schüttelte den Kopf.
    »Ja oder nein? Oder hat es dir die Sprache verschlagen?«, fuhr ihn Greyerz an.
    »Nein!«
    »Gibst du zu, dass du mit Satans Hilfe Wetter zaubern kannst?«
    »Nein!«
    »Gibst du zu, dass du Schadenszauber an der Familie Knuty verübt hast?«
    »Nein!«
    »Gibst du zu, Heu, Korn und Mist auf deine Felder gehext zu haben?«
    »Nein!« Stadelin fiel auf, dass die Anklage wegen der Kinder, die er ins Wasser geworfen haben sollte, fehlte. Er fasste wieder etwas Mut, auch die übrigen Anschuldigungen entkräften zu können.
    Greyerz zog die Augenbrauen hoch und tat so, als ob er ihn mitleidig ansehen würde. »Keinen einzigen Punkt willst du zugeben?«
    »Nein!« Stadelin wich seinem Blick nicht aus.
    »Weißt du, was das heißt?«
    »Nein!«
    »Schau, ein Gericht ist dazu da, die Wahrheit herauszufinden und Schuldige zu bestrafen. Wenn es kein Gericht gibt, dann gibt es auch keine Ordnung. Das habt ihr ja hier im Tal selbst erlebt. Wenn Ordnung geherrscht hätte, dann wäre der ›Räudige‹ damals vor ein ordentliches Gericht gestellt worden und nicht von seinen eigenen Mitbürgern umgebracht worden. Und selbst dann, wenn sie ihn ermordet hätten, wären auch seine Mörder nicht ungestraft geblieben. Verstehst du das?« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich der Vogt um und deutete auf den Tisch mit dem darauf liegenden Holzblock. »Weißt du, was das ist?«
    Stadelin schüttelte den Kopf.
    »Das sind Daumenschrauben. Du musst einsehen, dass das Gericht verpflichtet ist, aus dir die Wahrheit herauszuholen. Ich werde dich jetzt peinlich befragen lassen, das ist für dich sehr unangenehm, aber leider nicht zu ändern. Du hast jetzt die letzte Möglichkeit, ein freiwilliges Geständnis abzulegen. Also, bekennst du dich der dir vorgetragenen Anschuldigungen für schuldig?«
    Stadelin schüttelte erneut den Kopf und wiederholte laut: »Nein!«
    Greyerz schien vor Mitleid zu zerfließen: »Armer Mensch! Wie fest muss dich der Teufel in seinen Fängen halten, dass du bereit bist, ein solches Ungemach auf dich zu nehmen! Welche Macht muss Satan über dich haben, dass er dich dazu zwingen kann, fast unmenschliche Schmerzen um seinentwillen zu ertragen!« Mit betrübter Miene befahl er den Bütteln: »Fesselt ihn auf den Stuhl!«
    Mit den kurzen Stricken banden sie seine Füße an den Stuhlbeinen fest, schlangen das Seil um Oberkörper und Oberarme und lösten danach die Handfessel. Diensteifrig begann der Dickere die Schrauben am Holzblock aufzudrehen.
    »Warte noch einen Augenblick«, meinte der Dünnere, »seine Hände sind noch nicht richtig durchblutet. Sonst tut es nicht richtig weh!«
    »Das ist jetzt die erste Stufe. Aber du und der Teufel wollt es ja nicht anders!« Der Vogt hatte sich vor ihn gestellt und sah auf ihn herab. »Fangt an!«
    Die beiden Büttel packten seine Hände und versuchten seine Daumen in die beiden schwach ausgeprägten Mulden zu stecken.
    Stadelin wehrte sich, so gut es ging.
    »Halt seine Hand fest«, rief der Dickere.
    Ehe er sich versah, steckten seine beiden Daumen zwischen den beiden
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