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Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Hexenhammer: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Elmar Bereuter
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Holzblöcken.
    Schnaufend wischte sich der Dickere den Schweiß von der Stirn.
    »Dreh zu!«, befahl Greyerz und beobachtete scharf das Gesicht des Delinquenten. »Fester!«
    Der Dünnere machte links und rechts je eine viertel Drehung an den Schrauben.
    Stadelin spürte, wie der Schmerz in die Finger schoss, sich über die Arme ausbreitete und langsam über den Rücken stechend ins Gehirn kroch.
    Greyerz stand vor ihm und las ihm nochmals die Anklagepunkte vor. »Gestehst du?«
    »Nein!«, kam es gequält über Stadelins Lippen.
    »Fester!«
    Diesmal drehte der Dickere. »Das ist für die Hosenscheißer«, flüsterte er leise, aber doch noch so laut, dass es der Vogt hören konnte.
    »Das ist eine ordentliche Gerichtsverhandlung und kein Ort zum Austragen von persönlichen Feindseligkeiten. Wenn so etwas noch einmal vorkommt, habt ihr mit einer Bestrafung zu rechnen!«, schrie er wutentbrannt den Büttel an. Dann wandte er sich an die beiden Zeugen. Scheinbar seelenruhig erzählte er ihnen, wie es bei der Verhaftung zu stinken angefangen habe und der Gestank so höllisch gewesen sei, dass sie fast keine Luft mehr bekommen hätten.
    »Wenn ihr das selbst miterlebt hättet, hättet auch ihr keine Zweifel mehr, dass der Teufel im Spiel gewesen ist!«
    »In die Hosen haben sie geschissen!«, schrie verzweifelt der Stadelin, der nicht wusste, dass die beiden auf das Urteil keinen Einfluss hatten.
    »Der Gestank ging eindeutig vom Angeklagten aus. Aber ein Mensch kann unmöglich so stinken, es war beinahe unerträglich.« Er drehte sich wieder zum Delinquenten, dem der Schweiß in Bächen über das Gesicht rann. »Willst du nun endlich die Wahrheit bekennen?«
    »Ja!«, keuchte der Stadelin.
    »Na also, dann fang an!« Greyerz bedeutete den Bütteln, die Schrauben ein wenig zu lockern. »Also, was gibst du zu?«
    »Ihr wollt die Wahrheit hören? Die Wahrheit aber ist, dass ich keine einzige Untat begangen habe, die ihr mir vorwerft. Das schwöre ich bei Gott und der Heiligen Jungfrau!«
    Greyerz schüttelte betrübt den Kopf.
    In Stadelins Fingerspitzen zuckte und pochte der Schmerz, als ob sie mit glühenden Messern bearbeitet würden.
    »Anziehen, aber etwas fester!«
    Der Stadelin brüllte auf. Er glaubte es förmlich zu spüren, wie seine Fingernägel brachen. Tränen traten aus seinen Augen und vermischten sich mit dem Schweiß. Seine Lippen zitterten und bebten.
    »Du brauchst ab jetzt nichts mehr zu sagen. Es genügt, wenn du nickst!«
    Wieder verlas der Vogt die Anklagepunkte, aber der Stadelin schüttelte immer wieder nur den Kopf.
    »Zudrehen«, befahl Greyerz scharf.
    Stadelin stieß einen langen, gellenden Schrei aus. Blut lief zwischen den beiden Hölzern hervor und tropfte auf seine Hose. Die Augen traten ihm fast aus den Höhlen und er glaubte für einen Augenblick ohnmächtig zu werden, als sie die nächste Umdrehung machten und seine Knochen zerquetscht wurden. Sein Körper zitterte und bebte und er war zu keiner Antwort oder Kopfbewegung mehr fähig, als ihn der Vogt wieder nach einem Eingeständnis fragte.
    »Es ist ein Jammer mit dir. Aber glaube ja nicht, dass wir die Wahrheit nicht aus dir herausbekommen! Nehmt ihm die Daumenschrauben ab!« Greyerz trat zu ihm und beugte sich über seine Hände.
    Die Fingernägel lagen in Streifen in blutigem Fleisch, deren Ränder schwarz verfärbt waren.
    »Legt ihm einen Verband um«, wies er die Büttel an, während er sich aufrichtete.
    »Verstehst du, Stadelin, du hast die Ordnung gestört. Indem du dich gegen den Glauben versündigtest, hast du die Leute in Angst und Schrecken versetzt. Die Menschen fühlen sich bedroht, sie fürchten sich vor dir. Das aber kann ich als Landvogt nicht dulden. Auch wenn ihr hier im Simmental weitgehend eigene Rechte habt, so muss ich doch den Anschuldigungen nachgehen, die an mich herangetragen werden. Die Leute kommen zu mir, weil sie von mir Hilfe erwarten, da ihr mit eurer eigenen Rechtsprechung in einem solchen Falle wie deinem hilflos seid. Und was gegen dich vorliegt, ist so viel – es ist schier unmöglich, dass nicht etwas Wahres dabei ist. Ich selber glaube sogar, dass du noch viel mehr Schaden und Unglück angerichtet hast, aber die Menschen getrauen sich nicht, alles bei mir anzuzeigen, aus Furcht, du könntest an ihnen Rache nehmen.«
    Greyerz sah auf den zitternden Mann hinab und bemerkte zu den Zeugen, dass sie auf dem richtigen Wege seien, da das heftige Zittern nicht vom Angeklagten, sondern vom Teufel selber
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