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Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Titel: Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes
Autoren: Tatana Fedorovna
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einem offenen Feuer saß ein splitternackter verschwitzter Mann mit einer gehörnten Maske auf dem Kopf. Wild trommelte er auf einer mit Muscheln verzierten Tonne und sang rhythmisch dazu. Da sein Körper vital, wie der eines Vierzigjährigen wirkte, konnte er nicht mein Urgroßvater sein. Vielleicht hatte der noch einen Sohn oder Enkel.
    Der Mann schien vollkommen in Trance zu sein. Von mir merkte er ungefähr so viel, wie ich von den Geistern. Ab und an jaulte er und stieß Worte hervor, die Tiertönen in nichts nachstanden. Es klang, als heulte ein frisch kastrierter Wolf vor Schmerz.
    Zwar bezweifelte ich, dass hier die Anstandsregeln von Moskau galten, trotzdem wollte ich den Fremden nicht aus seiner Beschwörung reißen. Darum setzte ich mich in eine Ecke und wartete ab.
    Es wurde ein fröstelndes Warten. Leider erwärmte das Feuer kaum mehr als seine Lagerstelle. Von überall zog es durch die schlecht mit Moos verstopften Ritzen. Schließlich deckte ich mich mit einem Fell zu und schlief ein.
     
    Energisches Gerede ließ mich erwachen. Benommen lauschte ich.
    „ Ich brauche deine Wundermedizin, Schamane! Der Zar hat mir telegrafiert, sein Sohn sei erneut schwer erkrankt“, hörte ich eine tiefe Stimme.
    Ich lugte unter dem Fell hervor. Ein kräftiger Besucher in den besten Jahren hatte den nackten Mann an einem Maskenhorn gepackt und schüttelte dieses bedrohlich.
    Aber der Schamane blieb vollkommen ruhig. „Der Zar erhält das Mittel nur, wenn er persönlich zu mir kommt. Schreib ihm das. Die Heilung seines Sohnes beruhte beim ersten Mal nicht auf deinen Wunderkräften, sondern auf meiner Medizin!“
    „ Wie stehe ich denn da? Das geht gar nicht! Die Zarin vertraut mir und jetzt auch ihr Mann. Es wäre dumm, ein solches Geschäft durch Aufklärung zu zerstören!“
    „ Schreib die Wahrheit!“, erwiderte der Bedrängte hartnäckig. Und lass endlich mein Horn los! Ich habe es gerade mit Insektengift eingerieben, damit es nicht zerfressen wird. Das kann auch dich töten.“
    Erschrocken ließ der Angreifer los und rieb die Handflächen an seiner Priesterkleidung ab. Danach kratzte er sie und schaute diese an, als hockten dort weiterhin des Todes Helfer. „Die sind ja ganz rot! Hilf mir!“
    „Wasch dir die Hände im Fluss!“
    „ Erst nach dem Geschäft!“ Der Priester zog einen dicken Geldbeutel hervor und warf diesen dem Hausherrn zu. „Das ist für dein Schweigen, Schamane! Dafür erzählst du niemandem, dass du die Medizin für mich machst!“
    „ Ich lüge nicht wieder! Dann verlöre ich die Kraft über die Geister.“
    Grübelnd saß ich in den Fellen und überlegte, wer dieser Hausherr sein könnte. Vielleicht bewohnte mein Urgroßvater längst den Sarg und ein Enkel war jetzt der Schamane? Der Bedrohte konnte keinesfalls hundert Jahre alt sein.
    Sein Widersacher schüttelte wie ein Stier den Kopf, sodass die langen Haare hin und her wehten. Die Wut ließ ihn beben. „Was soll das? Jeder lügt. Ich habe mein Leben lang gelogen und bin immer gut damit gefahren. Gerade jetzt läuft alles bestens! Von dem Geld kannst du dir drei neue Hütten kaufen.“
    Doch offensichtlich interessierten den Schamanen drei neue Hütten nicht.
    Als der Wunderarzt merkte, dass seine Strategie nicht aufging, machte er einen weiteren Vorschlag: „Jetzt kommt mein letztes Angebot! Du bekommst zusätzlich noch zehn Prozent von meinem Gewinn. Ich habe die Zarin schon in der Tasche. Wenn ich ihren Sohn für immer heile, herrsche ich über ganz Russland!“
    „ Ich bezweifle, dass unsere Heimat dann besser aussieht“, murmelte der Schamane. „Außerdem hast du die Medizin beim ersten Mal gestohlen und ohne mein Wissen verwendet. Das Geld steht mir somit als Ausgleich zu!“
    Der Hausherr nahm den Beutel an sich. Dabei wirkte er recht gierig und verlor für mich an Sympathiepunkten.
    „Du Tattergreis lebst schon ein Jahrhundert und verstehst das nicht“, erwiderte der Priester frech. „Ich liebe die Salons, den Wodka, die Frauen … Das kostet etwas!“
    Der Mann sollte über hundert Jahre alt sein? Dann musste ich meinem Großvater gegenüberhocken. Bestimmt gab es dafür eine wissenschaftliche Erklärung  … ganz sicher. Schweinefleisch blieb in der Kälte länger frisch. Ob die Sibirische Luft auch Menschen konservierte?
    „ Alter, bist du jetzt einverstanden?“, hakte der Besucher nach.
    „ Rasputin, du hast mich schon einmal hintergangen. Schreib die Wahrheit an den Zaren!“
    „ Dessen Sohn stirbt
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