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Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Titel: Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes
Autoren: Tatana Fedorovna
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dass sie sich freute, mit ihrem Galan allein in der Villa zu sein. Mir wurde ganz übel bei dem Gedanken daran. Der hinterhältige Bursche hatte ihr davon abgeraten, mich zum Zug zu begleiten. Ich sollte mich selbst durch die Realität des Lebens zu kämpfen. Das bezeichnete er als einen Teil der Therapie. Das Abplagen mit den wirklichen Problemen des Lebens würde meine Säfte abkühlen und meinen Kopf frei für andere Dinge machen. Ich fragte mich, ob die wirklichen Probleme aus Kartoffeln sammeln oder Stall ausmisten bestanden.
    Während er mich abschließend vor meiner Mutter wie seinen eigenen Sohn umarmte, zischte sein übel riechender Mund mir eine Drohung ins Ohr: „Wenn du jemals wiederkommst, stecke ich dich in die Irrenanstalt!“
    Diese Dreistigkeit übertraf alle Grenzen, selbst der Teufel wäre netter gewesen. Zugleich hielt er meinen Kopf fest eingeklemmt, sodass ich ihn nicht zurückziehen konnte. Noch dazu drückte mir sein Zinken gegen den Schädel.
    Da ich mich durch den zangenhaften Griff nicht anders revanchieren konnte, ließ ich während der Umarmung einen großen Fladen Rotz in den Kragen seines Hemdes flutschen und schwor innerlich Rache. Warum glaubte meine Mutter diesem Scharlatan mehr als mir?
     
    So machte ich mich allein zu meinem Zwangskurhaus auf. Die sinnfreie Reise begann am Moskauer Bahnhof. Rauchend und schnaufend stand das eiserne Ungetüm bereit. Die Heizer schaufelten eifrig Kohle in die geöffnete Luke.
    Fröhlich bestiegen immer neue Gäste die Wagen des bandwurmlangen Gefährts, als würde man sie zu einem Tanzball bringen. Das Gegenteil war der Fall. Die Transsibirische Eisenbahn fuhr erst seit wenigen Monaten bis in die Tiefen des dünn besiedelten Sibiriens. Nur noch wenige Kilometer fehlten bis zur durchgängigen Verbindung mit Wladiwostok. Der dortige Hafen verschaffte dann russischen Waren Zugang zu den Handelswegen des pazifischen Ozeans und ausländischen den nach Russland. Bald konnten diese in großer Menge transportiert werden. Es war das ehrgeizigste Bauvorhaben Russlands und hatte Unsummen des Staatshaushaltes verschlungen.
    Nach drei Tagen war ich endlich am Ziel. Rückständigkeit und niedrige Intelligenzgrade erwarteten mich. Ich konnte froh sein, wenn man hier wusste, was zwei plus zwei war.
    Trotz der guten Sitzpolsterung tat mir jeder Knochen weh. Die sinnlosen Gespräche mit kauzigen Herren, Pelzmanteldamen und anderen Reisenden hatten meine Nerven zusätzlich strapaziert. Wie gern hätte ich die Zeit zum Rechnen genutzt.
    An der kleinen Bahnhofsstation wimmelte es von fahrenden Händlern, die sich von den Reisenden ein lukratives Geschäft versprachen – wobei man hier vom Luxus andere Maßstäbe hatte als in Moskau. Ein paar Dummköpfe ließen sich Reiseproviant, Pelze, Waffen, kleine Hunde, Goldschmuck, Tücher und weiß was noch für unsinniges Zeug andrehen.
    Ein bärtiger alter Bauer, der an der Station seine Fahrdienste anbot, nahm mich mit seinem Pferdewagen von dem Dörfchen bis zum Beginn eines Trampelpfades mit. Wir waren etwa zwei Stunden durch die Einöde geholpert, in denen der Mann mich förmlich zuschwätzte. Er glaubte offenbar, dies gehöre zu seinem Dienst dazu. So erfuhr ich, dass mein Uropa der örtliche Schamane war und sogar mit Geistern sprechen könnte. Ich erklärte dem Tropf, dass es keine Geister gäbe, worauf er ungläubig schaute. Darauf erzählte der mir noch mehr Schauermärchen. Vampiren, Hexen und Werwölfe hätten hier bis vor Kurzem ihr Unwesen getrieben. Er schwor es bei seiner Mutter und sah sich dabei furchtsam um, als käme gleich ein Werwolf aus dem Gebüsch gesprungen. Wo war ich nur gelandet? Zwar waren die Russen allgemein ein rückständiges und abergläubisches Volk, aber die Sibirier übertrafen alle. Ich musste mich korrigieren: Hier konnte ich froh sein, wenn man die Rechnung „eins plus eins“ lösen konnte.
    Nachdem ich gemerkt hatte, dass der Bauer meine wissenschaftlichen Einwendungen als Dummheit wertete, ließ ich seine Warnungen wortlos über mich ergehen. Innerlich aber lachte ich über seine Weitsicht, die bei der nächsten Feldfrucht endete.
    Den restlichen Weg bis zur Hütte meines Urgroßvaters musste ich zu Fuß gehen. Jetzt verging mir das Lachen. Der Pfad führte durch einen dunklen Tannenwald, wo der Winter bereits seine eisigen Fühler ausstreckte. Sibirien war ein schauerlicher Ort, dessen Trübseligkeit sich mit jedem Herbsttag verstärkte. Die bemoosten Bäume verloren bereits ihre
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