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Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Titel: Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes
Autoren: Tatana Fedorovna
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nicht gerne nackt. Schon die Vorstellung war gruselig. Angewidert wandte ich mich ab. Dieses unzüchtige Beisammensein der beiden erinnerte mich noch deutlicher daran, wie allein ich in der Welt war.
    Es wurde höchste Zeit, sich wieder der Suche nach der Allervollkommensten zu widmen. Ein Seufzer entrang sich mir. Schmerzen der Liebe krampften mein junges Herz zusammen. Warum konnte ich mich nicht wie alle normalen Männer in ein dummes Moskauer Mädchen verlieben? War es denn so schlimm, wenn dieses sich nur für Schminke, mein Geld und allerhöchstens für das Unglück einer Nachbarin interessierte?
    Ich galt als ganz besonderes Wunderkind und war zudem ein mathematisches Genie. Das Schicksal oder der Zufall hatte mich mit einem fotografischen Gedächtnis gesegnet. Unter Milliarden Menschen besaß diesen Talentmix nur einer. Selbst ganze Buchseiten speicherte ich binnen Sekunden für immer in meinem Gehirn ab. Das Wissen war jederzeit abrufbar, wie aus einem Lehrbuch.
    Dabei war ich kein bleicher Bücherwurm oder einer dieser bebrillten Klugscheißer. Mein fröhliches Lachen, die muskulöse Gestalt und die schalkhaften Augen wirkten wie ein Feenzauber auf die Menschen. Die Welt liebte und bewunderte mich. Durch diese Fähigkeiten, meine vornehme Erscheinung und das Erbvermögen galt ich im Moment als die beste Partie in Moskau.
    Aus Sicht meiner Mutter wurde es längst Zeit, eine geeignete Braut zu finden. Meine unablässige Beschäftigung mit der Mathematik hielt sie für nutzlose Zeitverschwendung oder für eine Art Krankheit. Sie ahnte nichts davon, dass ich längst verliebt war und gerade deswegen an Problemen litt. Wie konnte man sich auch in eine Unbekannte verlieben, selbst wenn sie die Allervollkommenste war? Seit ich vor einigen Wochen berechnet hatte, dass sie theoretisch existieren musste, plagte mich mein Herz. Unruhe und Sehnsucht bestimmten mein Gemüt. Wer war sie und wo konnte ich sie finden? Wir waren Seelenverwandte und füreinander geschaffen. Das stand fest.
    Schon beim ersten Gedanken an sie hatte ich mich bis über beide Ohren verliebt. Seitdem glühten diese ununterbrochen und verrieten meine Gefühle.
    Mama befürchtete, dass ein merkwürdiges Fieber mich heimgesucht hatte. Wie immer gab sie meinem Tüfteln mit den Zahlen die Schuld. Da die Menschen in meiner Umgebung mich aufgrund ihres niedrigen Intelligenzgrades für verrückt halten könnten, erzählte ich vorsichtshalber niemandem davon. So litt ich allein, unverstanden und mein junges Herz schmachtete.
    Entschlossen, das erhabene Vorhaben fortzusetzen und mich heute von niemandem aufhalten zu lassen, holte ich neues Papier aus dem Keller und ging zurück in mein Zimmer. Gekicher drang durch die Tür des mütterlichen Schlafgemachs. Das war so abscheulich.
    Kaum hatte ich in meinem Refugium die wertvolle Arbeit begonnen, klopfte es.
    „Was ist?“, rief ich ungehalten vom übergroßen Schreibtisch aus. Zwischen den bekritzelten Papierbergen war seine dunkle Mahagoniplatte nur noch zu erahnen.
    Die Tür öffnete sich. Unser alter Hausdiener, der überlange, gekräuselte Koteletten trug, erschien in seiner blauen Uniform. Der Backenbart verlieh ihm etwas Eitles. Hingegen war das Kleidungsstück durch die vielen Dienstjahre an Knien und Ellbogen so abgeschabt, dass man seine gelbliche Haut hindurch schimmern sah. In der linken Hand balancierte er ein silbernes Tablett, auf dem Gläser und Schalen im russischen Stil standen.
    „Guten Tag, Grimm! Wie wäre es mit einem belegten Butterbrot, Sonnenblumenkernen mit Honig und einem Glas Tee?“ Da der Hausdiener meine Wenigkeit von klein auf kannte, redete er mich als einziger vom Gesinde mit dem Vornamen an. Ich gestattete ihm dies.
    Der süßliche Geruch der Speisen wehte durch den Raum. Normalerweise verputzte ich dieses Dessert sofort, besonders am knisternden Kamin zur Winterzeit. Doch ich winkte ihm mit der Hand  eine Geste, dass der Butler verschwinden sollte.
    „Nimm das Zeug wieder mit. Du darfst alles selbst essen.“
    Verblüfft starrte der Diener mich an. Sein Mund stand offen, als hätte er einen Geist gesehen. Kopfschüttelnd schloss der Bedienstete die Tür. Sein kahler Schädel verschwand zwischen den Flügeln.
    Er tat mir leid, aber wie konnte der alte Tropf mein grandioses Vorhaben verstehen? Im Moment gab es Wichtigeres. Eine Unterbrechung meiner Liebesrechnungen mit Schlaf, Essen und Toilette kostete nur wertvolle Zeit. Ich vermied jede Zeitverschwendung. Selbst die
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