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Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Titel: Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes
Autoren: Tatana Fedorovna
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Blätter.
    Zu allem Unglück regnete es noch, sodass selbst meine Unterhose pitschnass wurde. Irgendwelche Vögel kreischten. Sie wollten vor mir warnen – oder vor etwas anderem. Zwar hatte ich wegen der Geister keine Angst, aber viele Kreaturen waren auch ohne Geister gefährlich genug. Im Wald heulten entfernt wilde Wölfe.
    Ich umklammerte einen kräftigen Wanderstock. Der Fuhrmann hatte mir geraten, diesen bei mir zu tragen. Doch sollte ich Wölfe sehen, müsste ich möglichst schnell auf einen Baum klettern. Falls dagegen ein Bär auftauchte, sollte ich tun, als wäre ich aus Stein, und bloß nicht auf einen Baum klettern oder weglaufen. Was sollte ich machen, wenn ich auf beides traf? Angstvoll sah ich mich immer wieder um. Hinter jedem Strauch befürchtete ich ein Raubtier. Scheinbar hatten seine Werwolf- und Vampirmärchen meine Angst beflügelt. Das ärgerte mich. Hoffentlich hatte mein Urgroßvater eine Flinte, mit der man seine Ängste buchstäblich totschießen konnte.
    An diesem Ort sollte man froh sein, wenn man überlebte . Wie war mein Urgroßvater hier hundert Jahre alt geworden? Wer sich hier festsetzte und in keine Großstadt zog, musste sehr dumm sein. Ich suchte nach einem mathematischen Vergleich, aber was Einfacheres als „eins plus eins“ fiel mir nicht ein.
    Mit einem Kopf voll mürrischer Gedanken und einem Beutel auf dem Rücken stapfte ich über den matschigen Boden des Trampelpfades. Trotz des dicken Fellfutters der Stiefel waren meine verwöhnten Füße inzwischen eiskalt und nass. Solche Wehwehchen kannte ich sonst nicht. Nur gut, dass der Frost sich verspätete.
    Wie schön wäre es doch jetzt bei uns zu Hause am warmen Ofen gewesen! Der stand im Wohnzimmer und war so breit, dass man sogar auf ihm schlafen konnte. Oft hatte ich dort im Winter Schach gespielt oder spannende Rechenaufgaben gelöst. Vielleicht hätte ich inzwischen schon das Gesicht oder den Charakter meiner Allervollkommensten errechnet. Die Gedanken an sie wärmten mein Herz und ein sehnsuchtsvolles Lächeln überzog mein fröstelndes Gesicht. Ich klammerte mich an die diese Gedanken wie an diesen Ofen.
    In der Ferne tauchte endlich eine schäbige Hütte auf. Rauch kam aus dem schiefen Schornstein und kämpfte mit dem Regen um seinen Aufstieg. Der Dunst verlor. Grünes Moos überzog die Holzbalken, welche vom Alter dieser bescheidenen Unterkunft erzählten. Sie musste wie mein Urgroßvater sehr alt sein. Vielleicht hatte er sie in seiner Jugend erbaut. Sicher war sein langer grauer Bart auch schon voller Moos. Ob er noch Zähne hatte? Würde ich ihn verstehen? Womöglich sprach er einen sibirischen Dialekt.
    Unverständlicher Gesang und mystische Trommelklänge drangen aus dem Inneren der Kate. Hier würde ich keine ruhige Minute zum Rechnen haben. Das sollte eine Kur sein?
    Dafür würde der Quacksalber büßen! Nochmals gelobte ich Rache und vergoss einige Tränen der Verzweiflung. Als junger Mann verbot ich mir jedoch, dieses mädchenhafte Gejammer noch einmal zu zeigen.
    Vor der Behausung reckten einige kahle Sträucher ihre Äste in den Himmel. Sie ächzten unter dem Gewicht von Schamanengegenständen wie Schlangenhäuten, Perlen, Muscheln, Holzfiguren, Tierschädel, Knochen und fratzenhafte Masken. Manches war direkt auf die Zweige gespießt, anderes baumelte an Kordeln wie Galgenmännchen.
    Oje, oje  … Der Mann sah in jeder Teetasse Geister. Wie würde er reagieren, wenn er auf mich, einen Vertreter der modernen Wissenschaft, traf? Dennoch würde ich diesen Mumpitz aus Dummheit nicht gleich mit der Wahrheit erschlagen. Er war schließlich ein alter Mann, den nur noch eine hauchdünne Mauer vom Tod trennte.
    Der Eingang war mit einer angelehnten Brettertür notdürftig verschlossen. Manche der hölzernen Streben hatten das Alter nicht mehr ertragen. Sie waren herausgefault, sodass man die dahinter herabhängenden Rentierfelle sah. Beim Öffnen der Pforte wehte der Wind diese hin und her. Das war ein Vorhang wie zur Steinzeit. Ich schob ihn zur Seite und kämpfte mich durch dieses müffelnde Hindernis.
    Zuerst konnten meine Augen in der Schamanenhöhle nur Dunkelheit wahrnehmen. Aber langsam lernten sie, im schwachen Licht Hochleistungen zu erbringen. Fenster gab es nicht. Solche Errungenschaften der Architektur hatte mein Großvater für sich noch nicht erfunden. Dafür umso mehr Trommeln. Die gruselige Musik  erscholl so laut, als glaubte man, ein gigantisches Geisterpublikum besänftigen zu müssen.
    An
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