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Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes

Titel: Hexen Kuss. Liebes-Zauber - Leidenschaft des Blutes
Autoren: Tatana Fedorovna
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gewöhnt, dass er oft ohne jedes Kleidungsstück herumlief. Durch die Trance entwickelte sein Körper so viel Hitze, dass selbst ein Lendenschurz unerträglich zu stören schien. So weit war ich noch nicht. Eigentlich wollte ich dieses Niveau auch nie erreichen.
    „Die Trance ist das Wichtigste. Sie ist das Eintrittstor zum wirklichen Wissen, denn alles läuft im Geist ab. Jedes Lebewesen lebt in seinem eigenen Kosmos. Beherrschst du deinen Geist, beherrschst du die Welt!“
    Dumm klang das nicht, aber auch nicht klug. Ich musste natürlich etwas gegenhalten: „Wenn mich einer schlägt, tut mir das trotzdem weh! Den Schmerz kann man nicht ausschalten.“
    Er nahm eine lange eiserne Stricknadel aus einer Kiste, zog mit seinen Fingern die eigene Zunge heraus und stach die Spitze der Nadel von unten nach oben mitten hindurch. Dabei verzog er keine Wimper und sah mich prüfend an. Ich riss schockiert die Augen auf.
    „ Das ist ein Trick!“, warf ich ein. „Auf Jahrmärkten habe ich auch schon machen Zirkus gesehen.“
    Nun zückte er ein Messer und schnitt sich hinter der eingestochenen Nadel die Zunge ab. Ich schrie entsetzt auf.
    „Mein Gott, bist du von Sinnen? Du wirst verbluten!“
    Doch wo blieb das Blut?
    Gleichmütig hielt er die abgetrennte Zungenspitze ins Feuer, anschließend drückte er sie wieder an den Stummel im Mund, wo sich immer noch kein roter Tropfen zeigte. Dann goss er aus einem Krug Wasser darüber und zog die Nadel heraus.
    Ohne ein Wort zu sagen, sah er mich an.
    „Das ist ein billiger Zauber! Gib mir mal die Nadel!“
    Dieser Dorn war sicher präpariert.
    Mein Urgroßvater reichte mir den angeblichen Zauberstab. Damit pikste ich wie er unter meine Zunge und schrie sofort vor Schmerz auf. Blutgeschmack verbreitete sich in meiner Mundhöhle.
    „ Alles wird im Geist erzeugt, jeder Gedanke und jeder Schmerz. Stell dir vor, es gäbe im gesamten Universum kein Lebewesen mit Bewusstsein. Gäbe es das Universum dann überhaupt?“
    Mein verblüffter Blick verdeutlichte ihm, dass er mich kurzzeitig geschlagen hatte. Wer konnte auch erwarten, dass sich ein nackter Schamane mit tiefgründigen philosophischen Fragen beschäftigte?
    „Das Universum gibt es und zugleich nicht“, murmelte ich nachdenklich.
    „ Du hast also viel zu lernen!“, schloss er ab.
    „ Warum siehst du so jung aus?“, lenkte ich das Gefecht auf ein anderes Schlachtfeld. Diese Frage hatte er bisher nie wirklich beantwortet. Zugleich nahm ich ihm seinen Lieblingswind aus den Segeln: „Am sibirischen Wetter liegt es nicht! Die Leute hier sehen älter aus als in Moskau!“
    „ Pass mal auf!“, sagte er. Im nächsten Augenblick schlug er einen Rhythmus auf seiner Trommel und grunzte dazu ein paar Laute in Schamanensprache.
    Schon fühlte ich mich wie im siebten Himmel und begann wie ein trunkener Bär zu tanzen. Sosehr sich mein Wille wehrte, er konnte sich diesen Klängen nicht entziehen. Beflügelt ließ mein Körper die Last der Gedanken zurück. All meine Sorgen blieben am Boden, während ich schwebte. Eine ekstatische Trance riss den Geist fort.
    „So macht man das!“ Er schlug ein weiteres Mal auf seine Schamanentrommel und mein Körper blieb versteinert mitten in der Bewegung stehen. Kein Glied vermochte ich mehr zu bewegen.
    „ Hexerei!“, zischte mein Mund. Hände und Füße waren gelähmt.
    „ Nein, das ist das wirkliche Wissen, du hochnäsiger Großstädter! Lerne einfach!“
    Wieder schlug er singend die Trommel und ich tanzte wie eine willenlose Puppe dazu. Als ich wieder zu mir kam, stand ich durchgeschwitzt und ebenfalls vollkommen nackt da. Beschämt verdeckte ich meine Blöße mit einem der herumliegenden Kleidungsstücke.
    „Wenn du dich in Trance versetzen kannst, dann kannst du das auch mit anderen machen. Das ist nur eine Frage der Technik“, erklärte er lächelnd.
    Dieser Gedanke begeisterte mich nun doch. Als Erstes würde ich den hinterhältigen Doktor hypnotisieren, der sich an meine Mutter herangemacht hatte. Vielleicht nutzte diese Therapie tatsächlich etwas. Zumindest die Kunst der Hypnose wollte ich erlernen – so gut, dass der Fiesling bald nach meinen Bongos tanzte.
    Das Tanzen hatte mich sehr hungrig gemacht. Nicht nur meine Sorgen hatten den Körper verlassen, auch in meinem Magen herrschte knurrende Leere.
    „Was gibt es heute zu essen?“, fragte ich ganz profan.
    „ Die Vorräte sind aufgebraucht. Ich habe nicht mit Besuch gerechnet und  du isst zu viel. Geh einfach hinunter
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