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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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ganz gut aus mit der Lichterkette.«
    Ich halte die Luft an, um nicht zu schreien, während meine Freundin munter weiterplaudert.
    »Aber die Bücher da in deinem Regal, die liest du jetzt nicht wirklich, oder?« Sie kichert.
    »NINA!«, schreie ich jetzt doch. »Nein, die lese ich nicht wirklich und die stehen zum Glück auch nicht mehr in diesem Regal!«
    Ich blicke neben mich. Auf der Bettdecke liegen wild verstreut ein paar Bücher mit rosafarbenen und hellblauen Glitzercovern. Ich hatte sie mit einer einzigen Armbewegung von meinem Wandregal runtergefegt, als ich ins Zimmer kam, noch bevor ich mir Kikis Vlog überhaupt angeschaut hatte. Die Lichterkette, die meine Schwester um
meine
Weltkarte gehängt hatte, windet sich jetzt in einem wilden Knäuel mitten auf den Büchern. Nur die roten Herzchen, die sie kreuz und quer auf die Karte geklebt hat (auf
meine
Karte!), habe ich noch nicht abbekommen.
    Und ich befürchte auch, die gehen nicht mehr ab. Meine Schwester kann sich also gleich nach einer neuen Weltkarte für mich umsehen.
    Kikis Zettel, den ich auf meinem Schreibtisch gefunden habe, halte ich immer noch zusammengeknüllt in meiner Faust.
    Hallo, Schwesterherz,
    wenn dir die neue Deko gefällt, schenke ich sie dir.
    Sieht doch so gleich viel gemütlicher und
    nicht mehr so nüchtern aus, findest du nicht?
    Kuss
    Kiki
    Nein! Das finde ich nicht. Das finde ich ganz und gar nicht.
    »Isa, bist du noch da?«
    »Ja, bin ich. Und ich bin kurz davor, einen Mord zu begehen«, knurre ich ins Handy.
    »Ach, Süße, reg dich doch nicht so auf. Kiki hat es bestimmt nicht böse gemeint. Und du musst zugeben, für diesen Roman war die Weltkarte der passende Hintergrund.«
    Klar. Jemand, der Romane wie
Ich folge meinem Herz um die Welt
toll findet, mag das so sehen.
    »Außerdem bin ich echt gespannt auf die Flirttipps deiner Schwester«, plappert Nina unbeirrt weiter. »Nicht, dass ich sie ausprobieren möchte, aber … na ja … falls mir doch mal ein Vampir begegnet …«
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«, falle ich ihr ins Wort.
    Ich muss mich echt beherrschen, Nina nicht schon wieder anzuschreien. Schließlich kann meine Freundin ja nichts dafür, dass meine kleine Schwester für ihre neueste Buchbesprechung einfach meine Zimmerseite benutzt hat.
    Ich mag Nina wirklich sehr. Genau genommen ist sie meine allerbeste Freundin. Wir sind nicht nur in derselben Klasse, lieben die gleichen Eissorten (Mango, Mango und noch mal Mango) und hören die gleiche Musik, sondern wir sind auch beide im Redaktionsteam unserer Schülerzeitung. So was schweißt zusammen. Und alles könnte ganz wunderbar sein, gäbe es da nicht dieses eine kleine Problem. Und das heißt
Vampire
. Nina liebt Vampire über alles. Ich dagegen finde sie vollkommen überflüssig. Ich verstehe einfach nicht, was an blassgesichtigen Jungs mit blutunterlaufenen Augen so toll sein soll. Wahrscheinlich liegt das Problem darin, dass diese Typen sich nie in einem Spiegel sehen können. Sonst würden sie sich vielleicht mal Gedanken über ihr Äußeres machen. Ich frage mich auch, warum um alles in der Welt man die ganze Zeit auf irgendeiner langweiligen Highschool abhängen sollte, wenn man unsterblich ist. Ich meine, hallo, ich bin froh, wenn ich mit der Schule endlich fertig bin und was Richtiges machen kann. Es ist mir echt ein Rätsel, warum ein 400 Jahre alter Vampir noch freiwillig mit lauter Teenies zur Schule gehen will.
    Ich hatte das Phänomen
Vampire in der Literatur
letzten Monat für unsere Schülerzeitung aufgearbeitet und von allen Seiten kritisch hinterfragt. Der Artikel war wirklich gut, aber Nina hat sich total darüber aufgeregt, und auch Luke meinte dann, so was könnten wir nicht bringen, ohne einen ganz großen Teil unserer Leserinnen einzubüßen.
    Luke gehört ebenfalls zu unserer Redaktion und heißt eigentlich Lukas. Aber wegen seiner
Star-Wars
-Leidenschaft wird er von uns Luke genannt. Wenn es nach ihm ginge, wäre unsere Schülerzeitung schon komplett zu einem
Star-Wars
-Fanmagazin mutiert, andere Themen kennt er kaum. Die Konferenz hat dann mit zwei Stimmen gegen eine beschlossen, den Artikel zu streichen. Feige Bande.
    Um Nina wieder zu beruhigen, musste ich mein komplettes Taschengeld in Mango-Eisbecher investieren. Seitdem ist zwar unsere Freundschaft wieder gekittet, aber das Thema
Vampire
zwischen uns einfach tabu.
    »Was willst du jetzt machen?«
    Nina hat wohl auch gemerkt, dass sie mit mir besser nicht weiter über die
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