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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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Lichterkette in meinem Zimmer diskutieren sollte.
    »Inzwischen dürfte die halbe Schule Kikis neuestes Video gesehen haben«, fährt sie fort.
    »Musst du unbedingt noch Salz in meine Wunden streuen? Sag mir lieber, wo Kiki ist.«
    »Ich hab keine Ahnung, wo deine kleine Schwester steckt, und wenn ich es wüsste, würde ich es dir vermutlich nicht sagen. Irgendjemand muss sie ja vor dir schützen.«
    »Wenn ich könnte, würde ich dieses Video bei Youtube löschen. Aber ohne Kikis Zugangsdaten geht da gar nix.«
    »Was hältst du von einem Artikel in der nächsten
Brennpunkt

    Brennpunkt
ist der Name unserer Schülerzeitung, und ich habe keine Ahnung, was die mit Kikis Video zu tun hat.
    »Was für ein Artikel?«
    »Du könntest einen Artikel über Videoblogs machen. Natürlich einen positiven, weil …
    »Warum sollte ich das tun?«, falle ich Nina sofort ins Wort. Ich bin immer noch auf hundertachtzig.
    »Weil die Mehrheit unserer Leser nun mal auf diese Vlogs steht«, gibt sie zu bedenken. »Und weil es die Auflage unserer Zeitung vermutlich drastisch erhöhen würde, wenn wir einen Artikel darüber bringen.«
    »Hat Luke das vorgeschlagen?« Bei mir schrillen sofort sämtliche Alarmglocken. Normalerweise ist Luke derjenige in unserem Team, der in jedem zweiten Satz das Wort
Auflagenhöhe
verwendet.
    »Quatsch, Luke hat damit überhaupt nichts zu tun. Wenn du den glücklich machen willst, solltest du einen Artikel über R2D2 und sein instabiles Verhältnis zu einer Senseo-Kaffeemaschine schreiben oder über die Populationsdichte der Ewoks auf Endor unter Berücksichtigung der totalen Abwesenheit von Fastfood-Restaurants. Ach, Süße, ich überlege doch nur, wie ich dir helfen kann.«
    »Mir ist nicht zu helfen. Wie du schon sagtest: Die halbe Schule hat vermutlich längst dieses Video gesehen und morgen wird es auch die andere Hälfte sehen. Und alle werden denken, dass ich in meinem Zimmer eine Lichterkette und Glitzerbücher habe.«
    »In dem Artikel könntest du es so darstellen, als hättest du Kiki das vorgeschlagen«, wirft Nina ein.
    »Ich ihr vorgeschlagen?« Ich fasse es nicht. »Warum in aller Welt sollte ich denn so etwas vorschlagen?«
    »Zu Recherchezwecken«, antwortet Nina unbeeindruckt von meiner Lautstärke.
    »Recherchezwecke?« Ich verstehe nur noch Bahnhof.
    »Du könntest in dem Artikel berichten, wie du deiner Schwester gestattet hast, dein Zimmer umzudekorieren, um die Wirkung eines passenden Hintergrunds auf die Klickquote eines Vlogs zu recherchieren.«
    »Ich habe ihr aber nicht erlaubt umzudekorieren!« Langsam verliere ich meine Geduld.
    »War ja nur ein Vorschlag. Denk einfach mal drüber nach. Ich muss jetzt los, mein Hero wartet.«
    Zum Glück weiß ich, dass
Hero
Ninas neues Pflegepferd ist. Nina träumt von einem eigenen Pferd, seit ich sie kenne, aber dafür hat ihre Familie einfach nicht genug Geld. Seit einem Jahr darf sie sich jetzt aber dreimal in der Woche um Hero kümmern, das heißt Stall ausmisten, pflegen, füttern und regelmäßig mit ihm trainieren. Nina ist richtig verliebt in dieses Pferd. Aber eben auch nur in das Pferd.
    Sonst hätte ich jetzt völlig an dem Verstand meiner allerbesten Freundin gezweifelt. Auch wenn Nina gern Vampirromane liest, sind wir uns nämlich in einem weiteren Punkt absolut einig: Jungs mögen ja nett sein, würden aber unserer Karriere nur im Weg stehen. Weder ich als zukünftige Journalistin noch Nina, die Tierärztin werden will, haben Lust, viel Zeit in irgendwelche komplizierten Beziehungen zu stecken. Ehrlich. Nicht, dass Jungs nicht ganz in Ordnung sind. Das schon. Na ja, hin und wieder zumindest. Aber die ganzen Mädchen um uns herum, die offensichtlich ihr Hirn mit Beginn der Pubertät eingebüßt haben und sich plötzlich benehmen wie Zweijährige, nur weil ein Junge aus der Oberstufe sie angeguckt hat, sind uns völlig suspekt.
    Seit zum Beispiel Melanie in diesen Benny verschossen ist, hat sie im Unterricht ungefähr hunderttausend Herzchen mit einem
B
drin vor sich hin gekritzelt und kann selbst einfache Fragen nach der Uhrzeit nicht mehr beantworten. Sie schleicht durch die Gänge wie eine Schlafwandlerin, und wenn Benny ihr tatsächlich begegnet, steht sie jedes Mal vor ihm wie ein Fisch, der auf dem Trockenen nach Luft schnappt. Das ist einfach nur peinlich!
    Oder Bea. Erst strich sie wochenlang wie eine rollige Katze um Tims Beine, und als Tim dann eines Morgens mit Ulla knutschend bei den Fahrradständern stand,
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