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Herzschlagzeilen

Herzschlagzeilen

Titel: Herzschlagzeilen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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schlichtweg nicht.
    »Ich soll einen Bericht schreiben?« Mein Herz schlägt plötzlich schneller. »Über diese Einweihung?« Aufgeregt kritzele ich das Wort
Bericht
unter meine Notizen und versehe es mit zwölf Ausrufungszeichen. Plus Herzchen.
    »Ja, natürlich habe ich einen Computer, und ich habe auch die Möglichkeit, Ihnen den Bericht per Mail zu schicken. Das ist gar kein Problem.«
    Was rede ich da? Ich habe doch überhaupt keine Ahnung, wie ich einen Bericht schreiben soll. Und Samstag, das ist schon übermorgen!
    Als ich aufgelegt habe, fahre ich meinen Rechner hoch und starte Facebook. Hektisch suche ich Ninas Account und schreibe ihr eine Nachricht:
    Notfall! Dringend!
    Hi, Süße, du musst mir helfen.
    Soll schon übermorgen mit dem Praktikum anfangen
.
    Oberbürgermeister kommt zum Empfang.
    Was ziehe ich bloß an
???
    Kurz darauf klingelt mein Handy und meine allerbeste Freundin sichert mir ihre Unterstützung zu.
    Die letzten zwei Wochen sind echt wie im Flug vergangen. Ich hatte mir für diese Zeit eine »Bis-dahin-zu-erledigen-Liste« angelegt, die ich fleißig abgearbeitet habe.
    Mit meiner kleinen Schwester habe ich mich wieder versöhnt, allerdings musste Kiki mir schwören, nie, nie, nie wieder eins ihrer kitschigen Videos in meiner Zimmerhälfte zu drehen. Und eine neue Weltkarte ist auch noch fällig.
    Ein privates Treffen mit Luke konnte ich bisher erfolgreich verhindern, dafür habe ich ihm zwei ganz brauchbare Artikel für die nächste Ausgabe der
Brennpunkt
geliefert. Außerdem werden wir über das städtische Tierheim berichten (mein Thema) und eine Anleitung zum Umgang mit Facebook und Co. verfassen (Luke). Nicht, dass irgendein Schüler unserer Schule hierfür noch eine Anleitung brauchte, aber da auch die Lehrer regelmäßig in die
Brennpunkt
gucken, hielten wir es für eine gute Idee, hier ein wenig Aufklärung zu betreiben. Menschen, die schon mit der Bedienung eines einfachen Overheadprojektors hoffnungslos überfordert sind, konnten sicher gut ein bisschen Nachhilfe in Sachen »social media« gebrauchen.
    Als weitere Punkte standen auf meiner Liste »neues Notizbuch kaufen«, »Redaktion anrufen« und »angemessene Kleidung besorgen«.
    Das Notizbuch liegt griffbereit auf dem Schreibtisch, den Anruf in der Redaktion hatte ich eigentlich letzte Woche schon erledigt. Trotzdem hat mich dieses unvorhergesehene Telefonat eben fast an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht, von dem ich mich nur langsam erhole. Und der letzte Punkt auf meiner Liste ist wirklich ein Problem, denn erstens habe ich überhaupt keine Ahnung, welche Berufskleidung für eine angehende Top-Journalistin angemessen wäre, und zweitens habe ich kein Geld, um mir etwas Neues zu kaufen.
    Nina hat es gut, denn sie muss sich mit diesem Problem überhaupt nicht herumschlagen. Ihr wurde bereits mitgeteilt, dass sie bitte in »strapazierfähiger Kleidung« kommen soll, vermutlich für all die eventuellen Stallbesuche bei Pferden mit Keuchhusten, Burn-out-gefährdeten Hausschweinen oder spätgebärenden Kühen.
    In der Tierarztpraxis selbst wird sie dann einfach einen weißen Kittel über ihre Jeans ziehen, um kranken Hamstern die Pfote zu halten. Fertig.
    Aber Nina hat versprochen, mir zu helfen. Es geht doch nichts über eine allerbeste Freundin.
    Eigentlich wäre ich lieber zu ihr nach Hause gefahren, denn ich kenne den Inhalt meines Kleiderschranks zur Genüge, und daher weiß ich, dass ich absolut nichts habe, was für eine Begegnung mit unserem Oberbürgermeister passend wäre.
    Aber Nina bestand darauf, zu uns zu kommen. Angeblich aus Angst, sonst Benni an der Backe zu haben. Benni ist fünf, Ninas kleiner Bruder und vermutlich nach der Geburt vertauscht worden. Jedenfalls hat er absolut nichts mit meiner besten Freundin gemeinsam, nicht einmal die Haarfarbe. Wenn ich Ninas Eltern wäre, würde ich Benni vorübergehend als Heulboje vermieten. Oder als Alarmsystem für Lebensmittelmärkte. Damit könnte er sich was dazuverdienen, bis er erwachsen ist, und sein Stimmvolumen wäre sinnvoll eingesetzt.
    Wenn also die Gefahr besteht, dass Benni zu Hause ist, ist es tatsächlich besser, Nina kommt zu mir. Sie hat mir auch versprochen, den kompletten Inhalt ihres Kleiderschranks mitzubringen.
    Als es klingelt, habe ich mich so weit beruhigt, dass ich im Geiste schon mal an der Schlagzeile und einer zweiten Überschrift für meinen Oberbürgermeister-Artikel feile.
    Nina steht mit einer riesigen Sporttasche bepackt
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