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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis
Autoren: Greta Schneider
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ich hätte es uns schön gemacht …“
    Eben. Genau das wollte ich ja nicht. Ich wollte es nicht schön gemacht haben. Oder sollte ich besser sagen „schön besorgt bekommen“?
    „Du warst genau so blau wie ich. Hast dich übergeben.“ Das konnte ich ihr nicht ersparen. Sie errötete.
    „Ja. Aber ich hätte doch trotzdem …“
    „Nö, Heimke. Lass´ uns die Sache bitte vergessen. Haken wir es ab unter ‚nicht ganz so gelungener Abend‘. Das ist das Beste für dich und für mich.“
    Sie starrte mich an, schüttelte langsam den Kopf. „Ich – ich kann das nicht vergessen.“
    „Doch, das kannst du. Wirklich. Es war doch nichts. Und es wird auch nichts. Tut mir leid.“
    Jetzt fängst du schon wieder an, dich zu entschuldigen, kritisierte mein Stolz. Es reicht.
    Sie rang um Fassung. In ihren Augen glitzerte es verdächtig. Gleich würde sie losheulen. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter.
    „Bitte vergiss´ es einfach. Ich mag dich als Mensch. Du bist nett, intelligent und magst die gleiche Musik wie ich. Aber – du bist eine Frau. Alles, was du je für mich sein könntest, wäre eine gute Freundin. Ich bin – ich stehe auf Männer. Verstehst du?“
    „Ich verstehe nur, dass du mich verarscht hast.“ Sie schüttelte meine Hand ab wie ein lästiges Insekt.
    „Du wusstest es von Anfang an. Ich habe dir nichts vorgemacht. Bitte, Heimke, ich muss jetzt los.“
    Ich setzte mich in Bewegung. „Tschüß. Und alles Gute.“
    Als ich auf der Rolltreppe stand, rief sie mir hinterher: „Das wünsche ich dir nicht, du … du … Schwanzlutscherin!“
    Ich sprang in den nächsten Zug. Uff. Das waren genügend unangenehme Begegnungen für heute.
    Mein Handy meldete sich. Hoffentlich nicht wieder Heimke. Nein, G ottseidank. Louise, meine Kollegin.
    „Hi, Sabina. Kommst du heute auch? Wir wollen ins ‚Kürbis‘ und danach noch ein bisschen in ´nen Club.“
    „Ich bin dabei. Wann?“
    „Um Acht im ‚Kürbis‘. Mal sehen, wo es uns danach hin verschlägt .“
     
     
    Abends schneite es schon wieder. Ich erwog flüchtig, Langlaufskier anzuschaffen, als Louise und ich leicht durchgefroren vor dem „Café Kürbis“ eintrafen.
    Drinnen war es angenehm warm und trotz der vielen Gäste luftig. Unsere Examens-Kollegen Lucas, Marc und Elin hatten bereits einen der großen, blankgescheuerten Tische besetzt und die freien Stühle gegen die anderen Gäste verteidigt.
    „Und, endlich mal ausgeschlafen?“, neckte mich Lucas. Er hatte sich nach der Prüfung einen Dreitagebart stehen lassen, der mich beim Begrüßungskuss an der Wange kitzelte.
    „Und, endlich mal das Rasieren gespart?“ spöttelte ich zurück. Er grinste. Lucas gehört zu der Fraktion angehender Juristen, die nichts von Nerd-Brillen, Anzügen und Krawatten hielten. Im Gegensatz zu einer Masse Kollegen und Kolleginnen lehnt er es ab, ohne zwingenden Grund im Anzug herumzulaufen und einen schwarzen Pilotenkoffer (am besten noch mit Rollen dran, wegen der schweren Bücher) mit sich zu schleppen. Lucas war mit leichtem Gepäck und lässiger Kleidung unterwegs. „Unter der Robe sieht man ja doch nichts“, war sein Motto.
    Ein wohltuender Kontrast zu all den Rollköfferchenträgern, die bereits im ersten Semester mit Kostüm und Boss-Anzug ihr ganz und gar der Rechtswissenschaft gewidmetes Leben unter Beweis zu stellen versuchten.
    Heute trug er ein weißes T-Shirt unter einem weiten, hellblauen Pullover und dazu ausgewaschene Jeans. Trotz des Winterwetters war er bereits leicht gebräunt. Sein Lächeln war anziehend, und er brachte mich zum Lachen. Mal ganz abgesehen von seiner nicht zu verachtenden Figur.
    Unter anderen Umständen hätte ich mit ihm wie immer auf Teufel komm raus geflirtet, obwohl wir beide uns einig waren, dass wir nicht unser Typ waren. Doch heute hatte ich immer noch ein Paar grüner Augen im Kopf. Goldgesprenkelt und mit Lachfältchen … Anruf erwünscht. Würde mir dieses Augenpaar denn ab jetzt immerzu in die Quere kommen?
    „Schon Bewerbungen geschrieben?“ erkundigte sich Elin. Ihr kurzes, dunkelblondes Haar war kunstvoll verwuschelt, und an ihren Ohren baumelten riesige Kreolen. Die schlenkerten bedrohlich, als sie von einem zum anderen sah.
    „Nö. Ich warte erst mal ab, welche Noten ich habe“, erklärte Louise. „Vorher macht es ja doch keinen Sinn.“
    „Ich habe morgen ein Vorstellungsgespräch“, antwortete Marc.
    „An einem – Sonntag?“ Uns klappte die Kinnlade herunter. Marc nickte und zuckte mit den
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