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Herzgefaengnis

Herzgefaengnis

Titel: Herzgefaengnis
Autoren: Greta Schneider
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auch am Mittwoch hier?“ Sein Blick besagte, dass er hier die Fragen stellte.
    „Oh, das kann ich nicht sagen. Ich arbeite nur freitags und manchmal am Samstag oder Sonntag hier. Tut mir leid.“
    Mist. Wie gerne hätte ich dieses Gespräch jetzt fortgesetzt.
    „Vielleicht weiß Franz etwas – mein Chef. Fraanz! Kommst du mal kurz?“
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. „Moment – ich habe noch eine weitere Frage …“ Doch Franz war schon neben mir.
    „Was gibt´s denn so Wichtiges?“ Behäbig stützte er sich auf den Tresen, sodass man die Tätowierungen an beiden Armen sehen konnte.
    „Der Kommissar hier möchte wissen, ob du am Mittwoch den Bernie gesehen hast“.
    Stumm zeigte der noch einmal das Foto.
    Franzens Blick verfinsterte sich. Seine Erfahrungen mit der Polizei schienen nicht die Besten zu sein. Ungerührt erwiderte der Beamte seinen Blick und zog ein zweites Mal seine Dienstmarke hervor.
    „War der hier?“ Sein Gesichtsausdruck wechselte ins Amtliche.
    Franz kratzte sich am Kopf, der so kahl und blank poliert war wie ein Osterei. „Buch führen tu ick darüber nich´. Aber wenn Se mich so fragen, ja. Der war hier. Kommt eijentlich jeden Mittwoch. Erzählt dann meistens wat von ´ner Bandprobe und so. Manchma´ bringt er auch Leute mit. Dann trinken die ´n paar Bier und hauen wieder ab. Meistens noch vor Mitternacht. Wissen Se, in der Woche ist da oben in der Disco nich´ so viel los. Da bleiben die meisten Gäste hier unten und gehen auch eher.“
    „Schön, schön. Und wie war es nun an diesem Mittwoch?“
    „Da kam er allein.“
    „Wann? Wie lange blieb er?“
    „Er kam so gegen zehn. Laberte wieder wat von seiner Band. Det se jetzt ‚Stairway to Heaven‘ proben. Der hat mir sogar wat vorjesungen … hatte wohl einen zu viel drin. Na ja, so gegen eins ist er dann weg. Meinte noch, er hätte morgen Spätschicht und so.“
    KHK König hatte ein schwarzes Notizbuch gezückt und machte sich Notizen. „Vielen Dank. Ich brauche dann noch Ihre Personalien.“
    Widerwillig gab Franz ihm seine – Ämter, Behörden und Polizei flößten ihm Unbehagen und größtes Misstrauen ein. Jede Woche ermahnte er uns, vorsichtig mit den Kassenbons zu sein, wegen der Betriebsprüfung. Die fürchtete er wie das Fegefeuer.
    „Nun zu Ihnen“, wandte sich Leo König erneut an mich. Ich schreckte ein wenig zusammen, als sein Blick mich traf. Oh Mann! Hatte er gemerkt, dass ich ihn beobachtete?
    „Ihre Personalien bitte.“
    „Brauchen Sie die dienstlich?“, erkundigte ich mich, nicht ganz sicher, ob ich den kritischen Unterton hinbekam, den ich mir gerade wünschte.
    Er zog die Augenbrauen hoch und zückte dabei seinen Stift.
    „Absolut. Sie sind schließlich eine Zeugin. Oder hätten Sie´s gerne anders?“
    Seine Mundwinkel zuckten, und die Goldpünktchen in seinen Augen schienen noch intensiver zu funkeln.
    „Sie meinen, als Beschuldigte?“
    „Nein. Ich meine eher … privat.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    „Ähh … ich ... nur im Austausch gegen Ihre Dienstkarte“, stotterte ich.
    Halloo – was soll das denn? Er ist mit einer super aussehenden Blondine hier! Soll er denken, Du bist scharf auf ihn?! Ich schalt mich selbst für meine vorlaute Klappe. Warum konnte ich nicht rechtzeitig mein Gehirn einschalten?
    „Mit Vergnügen überlasse ich Ihnen meine Dienstkarte – und was Sie sonst noch wollen. Aber zuerst Ihre Personalien, bitte.“
    Während Wärme mein Gesicht überflutete (was man bei der Beleuchtung zum Glück nicht gut sehen konnte), wurde sein Grinsen breiter. Ich hätte ihn jetzt gerne geohrfeigt. Und was Sie sonst noch wollen … Geht´s noch?
    Ich leierte Namen und Adresse herunter. Hoffte, es klang so gelangweilt wie bei Franz.
    „Ihre Telefonnummer auch, bitte.“ Konnte jemand noch unverschämter grinsen als er in diesem Moment?
    Ich runzelte die Stirn.
    „Für Rückfragen, mein Gott. Falls ich noch Fragen an Sie habe.“
    Er sprach mit mir, als verstünde ich kein Deutsch.
    „Ist ja gut“, stöhnte ich und gab sie ihm. Eigentlich hätte ich mich nun hoheitsvoll abwenden müssen. Schließlich hat man seinen Stolz. Aber meine angeborene Neugier siegte.
    „Ist dem Bernie nun was passiert?“
    KHK König machte eine beruhigende Geste und schüttelte den Kopf.
    „Er wird sicher bald wieder an diesem Tresen hier sitzen. Alles andere müssen Sie ihn dann schon selbst fragen.“
    Er griff in seine Lederjacke, und darunter trug er ein ledernes
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