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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
Autoren: Margaret McPhee
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durch die Josette eine ganze Horde französischer Soldaten ausmachen konnte.
    „Jetzt!“, kam der Befehl.
    Der klägliche Rest des Fünften Bataillons des 60. Infanterieregiments gab seine wohlgezielten Schüsse ab.
    Josette konnte später nicht sagen, wie lange das Scharmützel gedauert hatte – vielleicht nur Sekunden, obwohl es ihr wie Stunden erschien. Ihre Arme und Schultern schmerzten von der Anstrengung, das Gewehr abzufeuern und wieder zu laden, doch sie hielt keinen Moment inne. Die Niederlage war ihnen gewiss. Ein britischer Scharfschütze nach dem anderen fiel den Kugeln des Feindes zum Opfer, bis am Ende nur noch Sergeant Braun, Josette und ihr Vater übrig blieben. Und dann stieß Lieutenant Colonel Mallington einen erstickten Laut aus und presste die Hand an die Brust. Gleich darauf sickerte ihm Blut durch die Finger. Er taumelte, sank gegen die Wand und rutschte schließlich an ihr herab. Der Säbel entfiel seiner kraftlosen Hand und traf klirrend auf den Boden.
    „Papa!“ Mit zwei Schritten war Josette bei ihm und drückte ihm, ohne zu überlegen, den Säbel wieder in die Hand.
    Lieutenant Colonel Mallingtons Atem kam schwer und mühsam. Der Blutfleck auf seinem Uniformrock breitete sich beängstigend rasch aus.
    Sergeant Braun hörte Josettes Schrei und stellte sich vor den Lieutenant Colonel und dessen Tochter. Wie ein Besessener feuerte er einen Schuss nach dem anderen ab und lud dazwischen immer wieder rasend schnell nach, während er dem Feind mit wahrer Todesverachtung seine Wut entgegenbrüllte. Die Franzosen hatten die Schwelle zum Raum noch immer nicht überschritten. Es erschien Josette wie eine Ewigkeit, in der dieser eine Mann die gesamte Streitmacht der französischen 8. Dragoner zurückhielt. Doch dann traf ihn eine Kugel, dann noch eine und noch eine, und Sergeant Braun brach leblos zusammen.
    Die Musketen verstummten.
    Josette erhob sich taumelnd und stellte sich schützend vor ihren Vater, das Gewehr in Anschlag. In der plötzlichen Stille hörte man sie laut und stoßweise atmen.
    Die zersplitterten Holzreste, die einmal die Tür gewesen waren, fielen in diesem Moment krachend auf den Boden. Allmählich verzog sich der Pulverrauch, und Josette sah, wem sie gegenüberstand.
    Die Franzosen verharrten vor der Türöffnung, ohne sich zu rühren. Ihre grünen Uniformröcke mit den roten Aufschlägen erinnerten an die des Fünften Bataillons. Der Unterschied lag nur in den dazugehörigen weißen Beinkleidern und vor allem den Messinghelmen mit dem schwarzen Rosshaarbusch. Auf die kurze Entfernung konnte Josette die schmalen, harten Gesichter unter den Helmen deutlich erkennen. Und sie bemerkte den Ausdruck von Fassungslosigkeit, als den Männern bewusst wurde, wer sich ihnen entgegenstellte.
    Sie hörte den Befehl „Ne tirez pas!“ und wusste, dass nicht auf sie geschossen würde. Dann betrat der Mann, der den Befehl gegeben hatte, den Raum.
    Auch er trug einen grünen Uniformrock, jedoch mit weißen Epauletten, und seinen Helm zierte ein Band aus Leopardenfell – beides Abzeichen für einen Offizier, obwohl der Mann zu jung aussah für diesen Rang. Er war hochgewachsen, besaß eine muskulöse Statur, und unter seinem Helm lugte kurzes dunkles Haar hervor. Über seine linke Wange verlief eine Narbe, die seinem Aussehen etwas Düsteres gab. Trotz ihrer verzweifelten Situation fiel Josette der elegante Säbel auf, den er in der Hand hielt und an dessen Griff eine lange goldene Troddel hing.
    Mit harter, schneidender Stimme sagte er: „Lieutenant Colonel Mallington.“
    Josettes Vater sog scharf die Luft ein. „Dammartin?“, erwiderte er ungläubig.
    „Commandant Jean Dammartin, den Sie kannten, wie man mir berichtet, war mein Vater. Ich bin Capitaine Pierre Dammartin und hoffe schon seit Langem, auf Sie zu treffen, Lieutenant Colonel Mallington.“ Sein Englisch war fehlerlos, nur der starke Akzent wies ihn als Franzosen aus.
    „Lieber Himmel, Sie sind ihm wie aus dem Gesicht geschnitten!“
    Der Capitaine lächelte grimmig. Er rührte sich nicht, stand nur da und schien den Augenblick zu genießen.
    „Josie“, rief ihr Vater mit eindringlicher Stimme.
    Josette hielt das Gewehr unverwandt auf den Feind gerichtet, warf ihrem Vater aber einen hastigen Blick zu. Er war blass und litt sichtlich Schmerzen.
    „Papa?“
    „Lass ihn zu mir. Ich muss mit ihm sprechen.“
    Wieder fixierte Josette den Franzosen, der sie aus seinen dunklen Augen ausdruckslos ansah. Einen Moment lang
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