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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
Autoren: Margaret McPhee
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stellen“, sagte Dammartin, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Ihre Beine begannen zu zittern, und Josette wünschte, sie hätte sich vorhin gesetzt, doch jetzt war es unmöglich. Nur mit der größten Willensanstrengung gelang es ihr, ihre Schwäche zu überwinden. „Da geht es Ihnen wie mir, Sir.“
    Er schien nicht einmal überrascht zu sein. „Wir können uns ja abwechseln. Die Dame zuerst.“ So, wie er das Wort betonte, war klar, dass er sie nicht im Mindesten für eine solche hielt.
    „Der … Leichnam meines Vaters. Ist er … Haben Sie ihn …“
    „Ihr Vater liegt genau dort, wo er gefallen ist“, erwiderte er barsch.
    „Sie haben ihm keine Bestattung gewährt?“
    „Hat sich Lieutenant Colonel Mallington etwa die Zeit genommen, Franzosen zu begraben? Jede Seite begräbt ihre eigenen Männer.“
    „Nach einer Schlacht! Das heute war etwas ganz anderes!“
    „Meinen Sie?“, fragte er geringschätzig. „Ich stand unter dem Eindruck, dass es sich sehr wohl um eine Schlacht handelte, Mademoiselle.“
    Josette presste die zitternden Hände zusammen. „Aber es ist niemand von seinen Männern am Leben geblieben, um ihn zu begraben.“
    „So will es scheinen.“
    Seine Antwort hing zwischen ihnen wie ein Echo. Josette wurde von heftigem Schwindel ergriffen.
    „Sie lassen ihn also nicht begraben?“, fragte sie ungläubig.
    „Nein.“
    Entsetzt schnappte sie nach Luft. „Nein? Und mein Vater behauptete, Sie seien ein Ehrenmann. Offenbar hat er sich gründlich in Ihnen getäuscht.“
    Dammartin erwiderte nichts darauf.
    „Sie wollen ihn einfach so liegen lassen, damit wilde Tiere ihn zerfetzen können?“
    „Das ist der normale Gang der Dinge auf einem Schlachtfeld.“
    Die Hände zu Fäusten geballt, machte Josette einen Schritt auf ihn zu. „Sie sind verachtenswert!“
    „Sie sind die Erste, die das behauptet“, entgegnete er knapp.
    „Geben Sie mir wenigstens einen Spaten, damit ich selbst ein Grab für ihn ausheben kann.“
    „Das ist nicht möglich, Mademoiselle. Doch wenn Sie Ihren Vater begraben wissen wollen, wird es geschehen.“
    Verblüfft sah sie ihn an. „Aber Sie sagten …“
    „Es wird geschehen“, wiederholte er, „sobald Sie meine Fragen beantwortet haben.“
    Ein Schauder lief ihr über den Rücken. Sie ahnte, was Dammartin von ihr wissen wollte. Mühsam setzte sie eine gleichgültige Miene auf und betete insgeheim um Kraft und Mut.
    Pierre Dammartin betrachtete das Mädchen aufmerksam. Offenbar hatte er sich nicht geirrt. Sie wusste etwas. „Sagen Sie mir, Mademoiselle Mallington, was suchten Scharfschützen des Fünften Bataillons des 60. Regiments eigentlich in Telemos?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Kommen Sie, Mademoiselle. Es fällt mir schwer, das zu glauben.“
    „Warum? Sie denken doch nicht etwa, mein Vater hätte solche Dinge mit mir besprochen? Ich versichere Ihnen, britische Offiziere pflegen ihre Anordnungen nicht mit ihren Töchtern zu diskutieren.“
    Er schenkte ihr ein kühles Lächeln. „Und pflegen sie ihre Töchter auf einen gefährlichen Feldzug mitzunehmen und sie an der Seite ihrer Männer kämpfen zu lassen?“
    „Es ist nicht ungewöhnlich, dass Offiziere ihre Familie bei sich haben. Was das Kämpfen angeht, so tat ich das nur ganz am Ende, weil die Lage verzweifelt war.“
    Er achtete nicht auf ihre letzte Bemerkung. „Und Ihre Mutter? Wo ist sie?“
    „Sie ist tot, Sir.“
    Auch das rührte ihn nicht besonders, wie es schien.
    „Erzählen Sie mir von den Männern Ihres Vaters.“
    „Es gibt nichts zu erzählen“, sagte sie furchtlos, fast als wollte sie ihn verhöhnen.
    „Von wo aus sind Sie hierhermarschiert?“
    „Ich erinnere mich nicht.“
    Dammartin hob eine Augenbraue. Entweder war das Mädchen dumm oder tapfer, und nach allem, was er von Mademoiselle Mallington gesehen hatte, tippte er eher auf Letzteres. „Wann sind Sie in Telemos angekommen?“
    Sie senkte den Blick. „Vor einigen Tagen.“
    „An welchem Tag genau?“
    „Ich erinnere mich nicht.“
    „Dann überlegen Sie ein wenig, Mademoiselle.“ Er trat näher, um sie mit seiner Körpergröße einzuschüchtern. „Ich bin sicher, die Antwort wird Ihnen noch einfallen.“
    Sie wich einen Schritt zurück. „Es könnte der Montag gewesen sein.“
    Eine ganz offensichtliche Lüge. Alles an ihr verriet sie – die Art, wie sie seinem Blick auswich, nur um ihn dann wieder betont hochmütig anzusehen, ihre Haltung, die rastlosen Bewegungen ihrer
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