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Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Herzen in süßer Gefahr (German Edition)

Titel: Herzen in süßer Gefahr (German Edition)
Autoren: Margaret McPhee
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Hände.
    „Montag?“
    „Ja.“
    „Wie viele Männer waren es?“
    „Ich bin nicht sicher.“
    „Dann seien Sie so freundlich, sich eine Vermutung abzuringen.“ Wieder trat er einen Schritt auf sie zu.
    Und wieder wich sie zurück. „Hundert“, behauptete sie trotzig.
    „Das sind sehr viele.“ Das Abzählen der Leichname hatte nicht einmal annähernd diese Zahl ergeben.
    „Ja.“
    „Ritten Sie mit Ihrem Vater oder gingen Sie zu Fuß mit den Männern?“
    Verwirrt runzelte sie die Stirn. „Ich ritt auf einem Esel, genau wie die anderen Frauen“, sagte sie nach kurzem Zögern.
    „Sie wollen mir weismachen, dass die unverheiratete Tochter des Lieutenant Colonel zusammen mit den Huren des Trupps ritt?“
    „Es waren keine Huren“, widersprach sie hitzig. „Es waren Ehefrauen von Soldaten.“
    „Und Ihrem Vater machte es nichts aus, Sie bei ihnen zu lassen, während er und seine Offiziere mit den Pferden vorausritten? Wie überaus fürsorglich von ihm“, spottete er.
    „Wagen Sie es nicht, ihn zu verurteilen. Es steht Ihnen nicht einmal zu, seinen Namen in den Mund zu nehmen!“
    „Jedenfalls stand es mir zu, den erbärmlichen Schuft zu töten“, bemerkte er leise auf Französisch.
    „Scheusal!“
    Er lächelte ungerührt. „Wer nahm die Pferde?“
    Ihre Wut verrauchte auf der Stelle, und sie hielt erschrocken die Luft an. Dammartin sah die Furcht in ihren Augen und wusste, dass er richtig vermutet hatte.
    „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen“, antwortete sie bedächtig, als müsse sie jedes Wort überlegen.
    „Es standen nur zwei Pferde im Stall des Klosters. Wo sind die anderen?“
    Sie wurde blass, und ihre Antwort ließ auf sich warten. „Wir mussten sie erschießen, um etwas zu essen zu haben“, erklärte sie schließlich.
    „Ach? Sie erschossen die Pferde und behielten die Esel?“
    „Ja.“ Unwillkürlich verschränkte sie die Hände und hob abermals das Kinn – jeder Zoll eine Dame. Nur dass sie ihn nach Strich und Faden belog, da war Dammartin sicher.
    Er sah ihr unverwandt in die Augen und kam abermals einen Schritt näher, sodass es nur noch die Laterne zwischen ihnen gab. Als sie wieder vor ihm zurückweichen wollte, stieß sie gegen die Kiste, die genau hinter ihr stand, und wäre gefallen, wenn er sie nicht festgehalten hätte. Ganz bewusst ließ er ihren Arm auch dann nicht los, als sie sich wieder gefangen zu haben schien.
    „Es ist besser, Sie sagen mir die Wahrheit, Mademoiselle Mallington.“
    Sie wurde noch blasser, und die Ader an ihrem Hals begann heftig zu klopfen. Aus irgendeinem Grund kam sie ihm heute kleiner vor, zerbrechlicher. Sie reichte ihm nur bis zur Schulter. Vielleicht hatte das Gewehr ihr gestern den Anschein von körperlicher Größe verliehen. Jetzt stand er so dicht vor ihr, dass er ihre langen Wimpern sehen und ihr flaches Atmen hören konnte.
    „Möchten Sie vielleicht wieder von vorn beginnen?“ Die Sanftheit seines Tons ließ keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit.
    Abrupt schüttelte sie den Kopf. Dammartin kam nicht umhin, ihren Mut zu bewundern.
    „Nun gut.“ Er wusste, was er tun musste. Es gefiel ihm zwar nicht, aber nur so würde er die Antworten bekommen, die er brauchte. Trotzdem blieb er reglos stehen und starrte sie an, so wie sie ihn stumm anblickte. Nur mit Mühe riss er sich aus seiner unerklärlichen Entrücktheit und ließ das Mädchen los. „Wir werden unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortführen.“ Und damit ging er.
    Josette blickte noch auf die Tür, lange nachdem er gegangen war. Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie glaubte, in Ohnmacht fallen zu müssen, aber sie machte keinerlei Anstalten, sich zu setzen. Noch immer glaubte sie, seine Hand auf ihrem Arm zu spüren, dabei war sein Griff so leicht gewesen, fast liebevoll.
    Zaghaft legte sie die Hand an die Lippen, als könnte sie so jedes ihrer Worte zurückholen.
    Was hatte sie ihm verraten? Irgendetwas Wichtiges war ihr entschlüpft. Er wusste, dass Pferde fehlten, und wenn er das wusste, dann würde er sich sehr bald auch alles Übrige zusammenreimen können.
    Ihr Magen zog sich vor Angst zusammen. Siebenundzwanzig Männer und zwei Frauen waren gestorben, damit General Lord Wellington über Massenas Plan unterrichtet werden konnte. Und Josette hatte in nur einer Minute fast das Opfer all dieser Menschen zunichte gemacht. Jetzt würden Captain Hartmann und Lieutenant Meyer den englischen Truppenkommandeur vielleicht nie erreichen. Wie lange mochten sie
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